Literatur | Nummer 363/364 - Sept./Okt. 2004

Ein Kinderbuch von Isabel Allende

Isabel Allende: Im Bann der Masken. El bosque de los pigmeos, aus dem Spanischen von Svenja Becker. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main. 234 Seiten, 22,90 Euro.

Georg Neumann

Alexander und seine Freundin Nadia verschlägt es für ihr drittes und letztes Abenteuer in den zentralafrikanischen Dschungel. Die Journalistin Kate, Alexanders Großmutter, soll eine Reportage über ein Safari-Unternehmen schreiben und nimmt die beiden, nun 15- und 18-jährigen Abenteurer mit, die sie schon in den Amazonas und nach Asien begleitet hatten („Die Stadt der wilden Götter“ und „Im Reich des Goldenen Drachen“, beide Suhrkamp Verlag).
Doch aus dem Urlaub wird ein Abenteuer. Plötzlich findet sich die bunte Gruppe um die drei Hauptpersonen im tiefsten Urwald wieder, wo der Diktator Kosongo ein Dorf und seine über zehn Ehefrauen tyrannisiert. Der Kampf gegen die Ungerechtigkeit beginnt. Eigentlich eine schöne Parabel auf Diktatoren und ungerechte Regime nicht nur in Afrika.
Doch der Urlaub zieht sich unnötig in die Länge. Hier ein bisschen Sozialkundeunterricht „dieses abgegriffene Stück Papier vermittelte nicht die leiseste Ahnung von den gewaltigen Ausmaßen des afrikanischen Kontinents mit seinen über fünfzig Staaten und fast achthundert Millionen Menschen“, dort ein wenig fantastisch-mythische Erlebnisse mit einer afrikanischen Zauberin. Das Buch plätschert zunächst ein wenig dahin, bis es an Spannung und damit auch an Spaß gewinnt.
Jugendliche wie erwachsene LeserInnen finden sich irgendwo zwischen dem jugendlichen Leben von Alexander und Nadia mit ein bisschen wahrer Liebe über E-Mail und einem Abenteurerleben mit fiesen Bösen und der Verwandlung der Helden in Jaguar und Adler wieder. Allende will zu sehr beidem gerecht werden, und so bleibt das schale Gefühl, dass ein wenig mehr Fantasie und mythische Magie und weniger Realitätstreue der Geschichte gut getan hätten.

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