Ecuador | Nummer 235 - Januar 1994

Indígenas, Ölkonzerne und der Regenwald

Über Jahrzehnte hinweg haben Erdölkonzerne Natur und Umwelt zerstört. Der Regenwald hatte keine Rechte und ihre BewohnerInnen auch nicht. Die Ein­nahmen aus den Ölgeschäften hatten oberste Priorität. Dies scheint auch bei dem neuesten Projekt in Ecuador der Fall zu sein. Doch eine Klage gegen einen dieser Multis könnte dem ein Ende setzen.

Susan Drews

Der US-amerikanische Ölkonzern CO­NOCO, in der Bundesrepublik durch die Tochterfirma “Jet” bekannt, hat mit der Zerstörung des ecuadorianischen Regen­waldes begonnen. Im Osten des Landes, in der Provinz Napo, soll Erdöl gefördert werden, der Bau von Zubringerstraßen in dem bisher unerschlossenen Wald ist an­gelaufen. Damit wird das Gebiet der Huaorani-Indianer zerschnitten, die als die letzten Indianer Ecuadors ohne Kontakt zu den “Weißen” gelten. Die begonnene Straße wird 175 Kilometer durch den Yasuni-Nationalpark führen, der eigent­lich eine Fläche von 679.730 Hektar Re­genwald schützen soll und in dem noch seltene Tiere wie das Ozelot und der Ur­vogel Hoazin leben.

Texaco vor Gericht?

Einen Einfluß auf die weiteren Bauvorha­ben in dem Regenwaldgebiet könnte eine Klage haben, die verschiedene indigene Gruppen gegen die US-Ölkompanie Texaco anstrengen. Der Ölfirma wird vor­geworfen, während ihrer mehr als 20jährigen Tätigkeit in dem unter dem Namen Oriente bekannten Gebiet die Umwelt in unverantwortlicher Weise ver­schmutzt zu haben. Die aus dem ecua­dorianischen Amazonasgebiet kommen­den Gruppen klagen 1,5 Milliarden US-Dollar als Wiedergutmachung für die ent­standenen Schäden ein. Ihre Begründung: Texaco habe in Ecuador minderwertige Technologie eingesetzt. Hochgiftige Ab­fallstoffe wurden einfach in die Wasser­läufe der Flüsse gepumpt oder es wurden Müllhalden angelegt, wo die toxischen Abfälle lagerten. Die Gesundheit der in dem Gebiet lebenden Menschen wurde damit auf das Fahrlässigste gefährdet.
Verschiedene Studien von Umweltorgani­sationen und indigenen Organisationen belegen die Anklagen. So erarbeitete zum Beispiel die Forscherin Judith Kimerling in Zusammenarbeit mit der indigenen Or­ganisation FCUNAE (Federación de Nacionalidades Indígenas de la Amazonia Ecuadoriana) einen detaillierten Report über die Aktivitäten von Ölgesellschaften im Jahre 1990. Danach ist die Gesundheit der Bevölkerung durch giftige Abfälle – speziell verursacht durch Texaco – stark beeinträchtigt. Das vermehrte Auftreten von Hautkrankheiten, Atemwegsbe­schwerden, Krebs und sogar Mißgeburten bei der Bevölkerung sind die Folge der Vergiftung durch die Ölgesellschaft.
Anfang November machten sich Vertrete­rInnen indigener Gruppen nach New York auf, um gegen den Ölmulti Texaco vor Gericht zu gehen. Es wird damit gerech­net, daß es ungefähr sechs Monate dauern wird, bis die US-Gerichtsbarkeit entschei­det, ob die Klage zulässig ist oder nicht.

Protestschreiben in Hinblick auf die oben genannten Umweltzerstörungen durch CO­NOCO bitte zahlreich an die folgende Adresse senden:
CONOCO
Überseering 27
22297 Hamburg 60

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