Literatur | Nummer 504 - Juni 2016

LYRIK AUS LATEINAMERIKA

Ein Gedicht von Luis Felipe Fabre

Von Luis Felipe Fabre, Übersetzung: Rike Bolte

Investigación de mercado

UNA MONEDA, por el amor de Dios, una moneda,
que el dinero es el tema del mendigo y el mendigo
es el tema de esta investigación: ¿si el mendigo tuviese dinero
hablaría de asuntos menos mundanos? Pero he aquí
un tintinear de monedas en el interior de una lata
de sardinas sin sardinas. ¿Y las sardinas?
Baratas y nutritivas: ricas en hierro, vitamina A y fósforo.
Un paladar exquisito diría que la sardina tiene un ligero dejo a:
a) Metal sobado. b) Dinero rancio. c) Desayuno de mendigos.
¿Un mendigo es básicamente una alcancía?

 

Marktforschung

EIN WENIG KLEINGELD, und Gott hab’ dich selig, ein wenig Kleingeld,
ist doch das Geld Antrieb des Bettlers und der Bettler
Gegenstand dieser Untersuchung: Hätte der Bettler Geld,
spräche er von weniger weltlichen Themen? Hier
das Scheppern im Innern einer Büchse
Sardinen ohne Sardinen. Und die Sardinen?
Billig und nahrhaft: reich an Eisen, Vitamin A und Phosphor.
Ein feiner Gaumen fände heraus, dass die Sardine entfernt erinnert an:
a) Abgegriffenes Metall. b) Ranziges Geld. c) Bettler-Frühstück.
Ist der Bettler in erster Linie eine Spardose?

Luis Felipe Fabre // Neues mexikanisches Kino // Aus dem Spanischen von Rike Bolte // hochroth Verlag // Berlin 2016

Luis Felipe Fabre wurde 1974 in México D.F. geboren. Er hat die Bücher Cabaret Provenza (2007) und Leyendo agujeros. Ensayos sobre (des)escritura, antiescritura y no escritura (2005) veröffentlicht. Für seine Gedichte ist er unter anderem mit dem Premio Plural und dem Premio Punto de Partida ausgezeichnet worden.

Aus dem mexikanischen Spanisch übertragen von Rike Bolte. Übersetzerin, Literaturwissenschaftlerin und Gründerin des Mobilen Poesiefestivals Latinale.

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