Gentechnik | Nummer 281 - November 1997

Mais, Melonen, Mutationen

Von Gen-Tomaten und anderen Leckerschmeckern

LN

Immer wieder ist es in den Medien zu hören und zu lesen: Gentechnologie sei weder mit Risiken behaftet noch diene sie eigennützigen Interessen. Vielmehr, so wird betont, seien bedeutende Forschungserfolge bei der Bekämpfung verschiedenster Krankheiten auf die Gentechnologie zurückzuführen. Außerdem, als Totschlagargument seitens der Biotech-Lobby gerne bemüht, könne durch die Verwendung gentechnisch veränderter Pflanzen das Hungerproblem der sogenannten Dritten Welt gelöst werden. Daß Bundeskanzler Helmut Kohl dies kürzlich vollmundig auf der Nahrungs- und Genußmittelmes
se ANUGA in Köln wiederholte, macht den Unfug nicht richtiger.
Zwar haben es sich die Lateinamerika Nachrichten nicht zur Aufgabe gemacht, jegliche Unwahrheiten des Regierungschefs als solche zu entlarven, punktuell gelingt es uns dennoch. In dem mit 30 Seiten sehr umfangreichen Gentechnik – Schwerpunkt, der in Zusammenarbeit mit der BUKO-Agrarkoordination Hamburg entwickelt wurde, werden die wesentlichen Problemstellungen der Pflanzen-Gentechnik aufgegriffen. Längere Artikel über Beginn und Tendenzen der Gentechnologie, die Geschichte der Freisetzungsversuche und das Wettrennen um die Patente auf einzelne Gene geben einen allgemeinen Überblick über die derzeitigen Diskussionsthemen. Kürzere Beiträge über Mais, Tomaten, Kakao, Weizen und die Merck-InBio-Partnerschaft in Costa Rica verdeutlichen die angerissenen Probleme am konkreten Beispiel.
Daß es bei der Genjagd nicht nur um sportlichen Ehrgeiz konkurrierender ForscherInnen geht, wird anhand der Beispiele Soja und Palmöl aufgezeigt. Profitgier kapitalistischer Unternehmen und außenpolitische Interessen der Großmächte aus dem Norden prägen den Verlauf des gentechnologischen Wettbewerbs. Wie wenig dabei für die Völker des Südens übrigbleibt, belegen die Texte über Welternährung und Raps/Palmöl. Gerade letzterer bildet den Brückenschlag vom Trikont zu uns nach Westeuropa. Schließlich hat die Verbreitung der wunderschönen Rapsfelder vor allem in Norddeutschland ganz spezielle Gründe.
Darin liegt auch die Ursache eines uns immer mehr betreffenden Problembereiches: Die Zunahme der Freisetzungen gentechnisch manipulierter Pflanzen in der BRD. Wie es derzeit hierzulande ausschaut, und was es dagegen zu tun gibt, verrät der Artikel des Gen-ethischen Netzwerks Berlin.
Eine Literaturempfehlung schließt den Themenbereich Gentechnologie, der aber in Zukunft in loser Folge in den Lateinamerika Nachrichten weiter behandelt werden wird.
Hinzuweisen bleibt noch auf die Tatsache, daß im englischsprachigen Raum Gentech-Nahrungsmittel in Anspielung auf historische Vorbilder als Franken-Food bezeichnet werden.

GUTEN APPETIT !

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