Brasilien | Nummer 451 - Januar 2012

Repression gegen Guarani

Sogar ein Staatssekretär ist vor den Bedrohungen der Großgrundbesitzer gegen Indigene nicht gefeit

Im November verschärfte sich im Bundesstaat Mato Grosso do Sul die Verfolgung der indigenen Gruppe der Guarani durch die regionalen Großgrundbesitzer_innen weiter.

Claudia Fix

Ende November wurde Paulo Maldos, Staatssekretär im Präsidialamt, von Großgrundbesitzer_innen und deren Angestellten bedroht und gefilmt, nachdem er mit einer Regierungsdelegation an einer großen Versammlung der Guarani-Kaiowá teilgenommen hatte. Die Versammlung fand auf einer von Indigenen besetzten Farm in Iguatemi, rund 500 Kilometer von Campo Grande entfernt, statt.
Nach Aussage von Paulo Maldos befand er sich mit einer Gruppe von Guarani und anderen Delegierten auf einer Nebenstraße in Richtung Dourades, als mehrere Männer aus einem LKW sprangen und den Konvoi anhielten, unter ihnen ein bekannter Vertreter der Großgrundbesitzer_innen von Iguatemi. Dieser agierte wie ein Polizeibeamter und verlangte, dass sich die Regierungsbeamt_innen und alle Indigenen ausweisen sollten. Seine Männer filmten die Gesichter aller Anwesenden. Für einige der Indigenen war dies besonders bedrohlich, da sie nach mehrfachen Morddrohungen an einem Schutzprogramm der Regierung teilnehmen.
Erst nach einiger Zeit gelang es dem Staatssekretär, den Männern klarzumachen, dass er ein Regierungsbeamter sei. Auch die anwesenden nationalen Sicherheitskräfte konnten erst nach dem Eintreffen von Verstärkung die Personalien der Großgrundbesitzer und ihrer Angestellten aufnehmen, ihre Autos nach Waffen durchsuchen und die Filmaufnahmen löschen. Den Großgrundbesitzer_innen gelang es aber, die Aufzeichnungen in einem vorbeifahrenden Wagen mit verdunkelten Scheiben in Sicherheit zu bringen.
Die Guarani-Kaiowá übergaben auf der Versammlung dem Regierungskomitee ein Dokument, in dem sie unter anderem das sofortige Eingreifen der Bundespolizei in Mato Grosso do Sul sowie den Schutz der indigenen Vertreter_innen und Gemeinden fordern, da diese ständig von paramilitärischen Gruppen bedroht werden.
Bereits im August war Mato Grosso do Sul Schauplatz schwerer gewalttätiger Angriffe von pistoleiros, die Unterkünfte zerstörten sowie Kinder und ältere Menschen verletzten. Am 18. November 2011 wurde auf einer seit Anfang des Monats besetzten Farm bei Amanbai auf den indigenen Vertreter Nísio Gomes mehrfach geschossen und sein Körper anschließend auf einem LKW verschleppt. Seine Angehörigen und Amnesty International gehen davon aus, dass er ermordet wurde.
// Claudia Fix

Urgent Action

Die Guarani gehören zu den größten indigenen Gruppen in Brasilien. Viele Flächen des traditionellen Guarani-Landes sind bereits für die Demarkierung als indigenes Gebiet vorgemerkt, die aber von den Behörden seit Jahren verschleppt wird. Den Versuch, ihr Land über Besetzungen friedlich zurück zu erobern, bezahlten bereits viele Guarani mit dem Leben. Die Gemeinde von Nísio Gomes kehrte im November auf Ackerland zurück, dessen Demarkierung bis 2010 die FUNAI bereits schriftlich garantiert hatte. Das Camp der Gemeinde wurde vor dem Angriff am 18. November bereits mehrmals von bewaffneten Männern angegriffen, am 16. November drohten diese, Nísio Gomes zu töten. Amnesty International hat angesichts der bedrohlichen Situation der Guarani in Mato Grosso do Sul eine Urgent Action ausgerufen:
www.amnesty.de/urgent-action/ua-339-2011/indigenensprecher-getoetet
Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bittet Amnesty International, nach dem 2. Januar 2012 keine Appelle mehr zu verschicken

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