Guatemala | Nummer 227 - Mai 1993

Urgent Action

Nach längerer Zeit wendet sich die Informationsstelle Guatemala in Bonn erneut an die LeserInnen der LN mit der Bitte, eine Eilaktion zu unterstützen. Wieder einmal wurden in Guatemala Menschen mit dem Tode bedroht. Unter den 24 Bedrohten finden sich GewerkschafterInnen, JournalistInnen, StudentInnen und Mitglieder kirchlicher Gruppen und Nichtregierungsorganisationen. Ihnen wurden in dem Text willkürliche Decknamen und teilweise die Mitgliedschaft in verschiedenen Organisationen der Guerilla zugeordnet.

LN

Die Namen der Bedrohten sind:
Helmer Velasquez, Hugo Arce, Alberto Monterroso, Marco Quiroa, Raquel Gartz, Rodolfo Jimenez, Byron Morales, Alberto Echevarria, Ricardo Stein, Hector de Leon Sagastumo, Romeo Monterrosa, Victor Gudiel, Oscar Asmitia,Ruben Mejia, Otto Morán, Carlos Rafael Soto, Harold Sanchez, Andrés Campos, Vinicio Mejia, Mario, Silvestre Byron Moráles, Mario Roberto Morales, Rivera und Danielo Rodriguez.
In der Drohung heißt es:
“WARNUNG! Die folgenden Individuen werden ab 31. März 0.00 Uhr zu unseren Zielobjekten werden, weil sie Sprecher, Verteidiger und Sympathisanten der Subversion und ihrer Organisationen sind und weil sie davon leben, diejenigen unter uns zu diskreditieren, die wirklich für Freiheit und Frieden in unserem Land kämpfen. Die folgenden Personen schenken ihren Zeitungen , ihre Zeit und ihre Anstrengungen der Subversion und sind durch ihre Taten oder Unterlassungen Komplizen der selbsternannten “Kommandanten”, die in Europa und in Mexiko in luxuriösen Hotels leben. Andere, die ins Land zurückgekehrt sind, indem sie ihren Nutzen aus der Konsolidierung des Rechtsstaates gezogen haben, sind Speerspitzen der Subversion. Wenn einige von ihnen getäuscht worden sind, würden sie gut daran tun, sich öffentlich zu erklären und ihre Taten richtigzustellen. Sonst werden sie, eher früher als später, dem Tod begegnen, und wir werden so unsere Mission zum Guten und für die Zukunft unserer Kinder und Guatemala erfüllen. Wir warnen alle, die straflos agierende öffentliche Subversive kennen, sich in ihrer Nähe aufzuhalten, denn sie könnten dieselben traurigen Folgen erleiden. Wir sind daher nicht dafür verantwortlich, wenn sie diese Warnung mißachten. Die öffentlichen Subversiven können ihr Leben und ihr Eigentum auf zwei Wegen retten: indem sie öffentlich ihren destabilisierenden Aktivitäten abschwören und indem sie nach neuen Horizonten in anderen Teilen der Welt suchen.”
Es ist das erste Mal seit mehreren Jahren, das eine solche Liste in Umlauf gesetzt wird. Wir sehen darin eine eindeutige Verschärfung der Verfolgung. Die Drohung gegen alle eventuellen BegleiterInnen der Genannten unterstreichen, daß es sich hier um den Versuch handelt, unabhängig öffentliche, gar internationale Berichterstattung und Proteste zu verhindern.
Wir bitten Sie / Euch daher dringend,
a. Faxe, Telexe oder Briefe an Präsident Serrano Elias, den Verteidigungsminister Garcia Samayoa, sowie den Innenminister Fernando Hurtado Prem zu schreiben und darin Ihre / Eure Besorgnis über die erneute Morddrohung auszudrücken. Bitte fordern Sie / fordert auch, daß diese Einschüchterungsversuche sofort untersucht und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.
b. sich schriftlich an Ihre / Eure Bundes- und Landtagsabgeordneten zu wenden und sie zu bitten, ebenfalls solche Briefe an den Präsidenten und Verteidigungsminister zu verfassen.
c. sich an den Menschenrechtsprokurator Ramiro de Leòn Carpio, den Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen Amos Waco und den Beauftragten der Vereinten Nationen Christian Tomuschat zu wenden, mit der Bitte, sich für die persönliche Sicherheit der Bedrohten und eine unverzügliche Aufklärung und Verfolgung dieser Drohung einzusetzen.
Im Anhang finden Sie/ findet Ihr einen spanischen Textvorschlag und die deutsche Übersetzung sowie die für die Briefe notwendigen Adressen.
Wir danken allen die sich an dieser Aktion beteiligen

Textvorschlag (spanisch):

Señor Presidente,
con suma preocupación hemos recibido informaciones de organizaciones defensores de los derechos humanos sobre la grave situación que estan viviendo 24 personas que han sido amenazadas de muerte en Guatemala.
El 27 de marzo circuló en forma anónima por varios comunicación las amenazas de meurte de 24 personas entre las cuales se mencionan a: periodistas, dirigentes sindicales, personal de la Universidad de San Carlos, funcionarios internacionales, organizaciones no gubernamentales, afiliados al Consejo de Instituciones de Desarrollo COINDE y Cooperativas que estan acompañando a la población retornada por el conflicto armado.
Esta persecución tiene como finalidad obligar a estas personas a emigrar a otro país o se les acosa para que renuncien públicamente de sus cargos, se le está acusando der ser simpatizante de guerilla.
Estas amenazas se producen en momentos en que Usted reinicia las conversaciones con la URNG, donde la población civil está buscando alternativas hacia la democratización, el desarrollo y la paz en Guatemala por que acrecenta el clima de inseguridad y deja en la impunidad estos hechos de violencia.
Expresamos nuestra enérgica protesta ante estos hechos y la exhortamos a Usted a garantizar:
1. Que se respete la integridad física y psicológica de 24 personas que han señaladas como subversivas.
2. Que se investigue exhaustivamente estas amenazas, para descubrir a los responsables que en este momento se encuentran en el anonimato.
3. Que se informa públicamente sobre los resultados de estas investigaciones.
4. Que su gobierno legitima el trabajo humanitario de las organizaciones no gubernamentales, así como respeto.
Atentamente

Textvorschlag (deutsch):

Herr Präsident,
mit tiefer Besorgnis haben wir von Menschenrechtsorganisationen Informationen über die schwierige Lage erhalten, in der sich 24 Personen befinden, die in Guatemala Todesdrohungen erhalten haben.
Am 27.März gingen bei verschiedenen Kommunikationsmedien anonyme Todesdrohungen gegen 24 Personen ein, darunter gegen JournalistInnen, GewerkschafterInnen, Lehrpersonal der Universität San Carlos, VertreterInnen internationaler und Nichtregierungsorganisationen, Mitglieder des Entwicklungsrates COINDE und der Kooperativen, die die nach dem bewaffneten Konflikt zurückkehrende Bevölkerung begleiten.
Mit dieser Verfolgung sollen diese Personen gezwungen werden, in ein anderes Land auszuwandern oder sie werden so unter Druck gesetzt, daß sie öffentlich auf ihre Ämter verzichten, da sie angeklagt sind, SymphatisantInnen der Guerilla zu sein.
Diese Drohungen werden in einem Augenblick ausgesprochen, in dem Sie die Gespräche mit der URNG wieder aufnehmen, wo die Bevölkerung auf der Suche nach Alternativen, auf dem Weg zur Demokratie, Fortschritt und Frieden ist. Daher gefährden diese anonymen Drohungen in hohem Maße den Friedensprozeß in Guatemala, weil das Klima der Unsicherheit verstärken und diese Gewalttaten ungestraft lassen.
Wir drücken unseren energischen Protest gegen diese Taten aus und fordern Sie auf zu garantieren, daß
1. die physische und psychische Integrität der 24 Personen, die als Subversive gebrandmarkt wurden, respektiert wird.
2. diese Drohungen umfassend untersucht werden, um die Verantwortlichen zu finden, die sich momentan in der Anonymität befinden.
3. die Ergebnisse dieser Untersuchungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
4. Ihre Regierung die humanitäre Arbeit der Nichtregierungsorganisationen legitimiert und respektiert.

ADRESSEN:

– S.E. Jorge Serrano Elias, Pte. de la Republica, Palacio Nacional, Guatemala, Guatemala.
Telex: 5331 CAPRES GU
Tel: 00502-2-21212 und 00502-2-22268, Fax: 00502-2-537472
– Llc. Fernando Hurtado Prem, Ministro de Gorbernación, Despacho Ministerßial, Of. No 8, Primer Nivel Palacio Nacional, Guatemala.
Telex: 5085 MINGOB GU
Tel: 00502-2-21212 ext. 500, Fax: 00502-2-518105
– Llc. Ramiro de León Carpio, Procuraduria Los Derechos Humanos, 12 Av. 12-72 Zona 1, Ciudad Guatemala, Guatemala.
Fax: 00502-2-512026
– Sr. Amos Waco Relator, Especial de Naciones Unidas para Ejecuciones – Sumarias o Arbitrarias.
– Sr. Christian Tomuschat, Encargado por Naciones Unidas Para la Asitencia a Guatemala en materia de derechos humanas.
Fax: Genf 0041-22-7339879 für beide Menschenrechtsorganisationen.

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