Musik | Nummer 336 - Juni 2002

Vom Arsch der Welt

Wagner Pá und seine plaudernden Brasilianer

Bildet Barcelona die musikalische Brücke zwischen Lateinamerika und Europa? Nach Manu Chao und Sergent García betritt jedenfalls mit Wagner Pá ein weiterer Musiker aus der katalanischen Hafenstadt die Szene. Seine Musik hat allerdings unverkennbar brasilianische Züge. Kein Wunder: Wagner Pá kommt aus Brasilien.

Jürgen Vogt

Weil seine Mutter 1986 eine Arbeit im dortigen brasilianischen Konsulat annahm, kam Wagner mit 20 Jahren nach Barcelona. Hier dürfte er dann oft gefragt worden sein, wie seine Eltern darauf kamen, ihm den Vornamen Wagner zu geben. Dann erzählte Wagner, dass es im Brasilien der 70er Jahre eben schick gewesen sei seinen Kindern exotisch klingende Namen zu geben. Und so erzählte er von seinen Schulkameraden Ericclapton Da Ricardo, Letsgo Da Silva und Undeuxtrois Souza, während die anderen allesamt die Namen der brasilianischen Fußballnationalspieler hatten. Und Pa? Das war sein Pseu-donym mit dem er als Junge seine ersten Gedichte unterschrieb, nach Pan dem Gott der Flöte.

Singendes Engelsgesicht

In Barcelona spielte er in verschiedenen Gruppen, legte in Bars und Discotheken Platten auf und begann Konzerte zu organisieren. Während dieser Zeit traf er auch mit Musikern wie Manu Chao oder dem baskischen Dub-Musiker Fermin Muguruza zusammen. Den Entschluss selbst auf die Bühne zu gehen fasste er bei einer Solikonzertveranstaltung, die er mit vielen befreundeten Musikern organisierte und mit der Wagner eine teure Augenoperation finanzieren wollte. Zwar reichte der Erlös nicht ganz, aber der Erfolg bestätigte ihn in der Idee, selbst als Musiker aufzutreten. Er sammelte eine Gruppe von Musikern um sich, die sich Brazuca Matraca nannten, die plaudernden Brasilianer. Ende 2000 veröffentlichten sie ihr erstes Album und im Juni letzten Jahres feierten sie einen Riesenerfolg auf dem Solifest von SOS Rassismus in Barcelona.
Das Debutalbum Brazuca Matraca ist seit Februar nun auch in Deutschland einfach zu haben. Die in Bezug auf lateinamerikanische Musik sehr rührige „Exil Musik“ hat den Vertrieb aufgenommen. Leidenschaft und Heimweh, Freundschaft und die kleinen großen Momente des Alltags sind die Themen der zwölf Songs, die mal als Bossa Nova, Reggae, mal als Ska oder Rap daherkommen. Wagner Pá und seine plaudernden Brasilianer kommen ebenfalls nach Deutschland. Drei Konzerttermine stehen bereits fest, und sollten weitere dazu kommen, dann nicht zögern – hingehen lohnt sich.

Wagner Pá, Brazuca Matraca, Exil 1286-2, LC 08972, www.exil.de

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