Brasilien | Nummer 248 - Februar 1995

Como sempre

Konflikte um Vermessung von Indianergebieten in Maranhao

Apoio/LN

Wenn es um Eigentumstitel für Lände­reien geht, sitzen die Brasilianischen Großgrundbesitzer bekanntlich am länge­ren Hebel. Da nutzt es nichts, wenn der Boden seit Jahrhunderten indianisches Gebiet ist. Daß selbst die Indianerbehörde FUNAI (FUNDACAO NACIONAL DO INDIO) nicht gegen die Lokalmatadoren und Provinz­fürsten ankommt, zeigen die jüngsten Beispiele im Bundesstaat Maran­hao in Nordbra­silien.
Per Dekret vom 8.7.1992 wurde ein 147.000 Hektar großes Gebiet rund um die Stadt Montes Altos zur “área indi­gena” – zu indianischem Gebiet – erklärt. Als Mitte Dezember 1994 die Landver­messer kamen, um das Territorium der Krikati zu sichern, kam es nicht nur zu Protesten der Großgrundbesitzer, sondern auch zu Sabotageakten, direkter Behinde­rung, Handgreiflichkeiten und Morddro­hungen. Die Fazendeiros können dabei auf die Unterstützung der Lokalpolitiker zählen. Sogar die Landarbeitergewerk­schaft steht auf der Seite der Eindringlinge – schließlich müßten die Landarbeiter sich im Falle der Abgrenzung eine neue Par­zelle suchen.
Ähnliches ereignet sich in den unab­hängigen Gebieten der Awá in der Gegend von Igarapé. Bundessoldaten, die zum Schutz der Markierungsarbeiter ge­schickt wurden, zogen nach einiger Zeit wieder ab, ohne daß die Vermessungs­trupps ihre Arbeit abgeschlossen hatten. Die Groß­grundbesitzer sehen sich als rechtmäßige Eigentümer der 120.000 Hektar großen Ländereien, die sie seit mehreren Genera­tionen kontrollieren. Ihre Eigentumstitel wurden zwar gerichtlich für nichtig er­klärt, was die Großgrundbe­sitzer jedoch nicht davon abhält, sich als rechtmäßige Eigentümer zu betrachten. Der Wider­stand der Fazendeiros gegen die Abgren­zung der indianischen Gebiete war vor­programmiert. Hatte die FUNAI wirklich erwartet, daß sie sich einfach zu­rückziehen? Solange die Aufgabe der In­dianerbehörde nur darin besteht, indiani­sches Land auszuweisen und abzumessen, ohne garantieren zu können, daß die Ge­biete respektiert werden, ist sie noch weit davon entfernt, die Rechte der IndianerIn­nen zu stärken.

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