Como sempre
Konflikte um Vermessung von Indianergebieten in Maranhao
Wenn es um Eigentumstitel für Ländereien geht, sitzen die Brasilianischen Großgrundbesitzer bekanntlich am längeren Hebel. Da nutzt es nichts, wenn der Boden seit Jahrhunderten indianisches Gebiet ist. Daß selbst die Indianerbehörde FUNAI (FUNDACAO NACIONAL DO INDIO) nicht gegen die Lokalmatadoren und Provinzfürsten ankommt, zeigen die jüngsten Beispiele im Bundesstaat Maranhao in Nordbrasilien.
Per Dekret vom 8.7.1992 wurde ein 147.000 Hektar großes Gebiet rund um die Stadt Montes Altos zur “área indigena” – zu indianischem Gebiet – erklärt. Als Mitte Dezember 1994 die Landvermesser kamen, um das Territorium der Krikati zu sichern, kam es nicht nur zu Protesten der Großgrundbesitzer, sondern auch zu Sabotageakten, direkter Behinderung, Handgreiflichkeiten und Morddrohungen. Die Fazendeiros können dabei auf die Unterstützung der Lokalpolitiker zählen. Sogar die Landarbeitergewerkschaft steht auf der Seite der Eindringlinge – schließlich müßten die Landarbeiter sich im Falle der Abgrenzung eine neue Parzelle suchen.
Ähnliches ereignet sich in den unabhängigen Gebieten der Awá in der Gegend von Igarapé. Bundessoldaten, die zum Schutz der Markierungsarbeiter geschickt wurden, zogen nach einiger Zeit wieder ab, ohne daß die Vermessungstrupps ihre Arbeit abgeschlossen hatten. Die Großgrundbesitzer sehen sich als rechtmäßige Eigentümer der 120.000 Hektar großen Ländereien, die sie seit mehreren Generationen kontrollieren. Ihre Eigentumstitel wurden zwar gerichtlich für nichtig erklärt, was die Großgrundbesitzer jedoch nicht davon abhält, sich als rechtmäßige Eigentümer zu betrachten. Der Widerstand der Fazendeiros gegen die Abgrenzung der indianischen Gebiete war vorprogrammiert. Hatte die FUNAI wirklich erwartet, daß sie sich einfach zurückziehen? Solange die Aufgabe der Indianerbehörde nur darin besteht, indianisches Land auszuweisen und abzumessen, ohne garantieren zu können, daß die Gebiete respektiert werden, ist sie noch weit davon entfernt, die Rechte der IndianerInnen zu stärken.