Nummer 336 - Juni 2002 | Sport

Der Fußballzwerg Ecuador im Freudentaumel

Auch Ecuador ist bei der Fußball-WM in Japan und Korea dabei!

Ecuador gelang mit der Qualifikation zur Fußball-WM in Japan und Korea eine Sensation. Ganz ohne internationale Superstars bestanden sie in der Südamerika-Qualifikation und hoffen nun auch auf weitere Wunder in der Endrunde.

Helwig Fenner

Am 7.11. 2001 stand die erste Teilnahme Ecuadors an einer Fußballweltmeisterschaft fest. Das Team qualifizierte sich glücklich in der Südamerikagruppe und ließ dabei international renommierte Nationalmannschaften wie Brasilien oder Uruguay hinter sich. Der viermalige Weltmeister Brasilien konnte sogar mit 1:0 bezwungen werden. In der Gruppe G trifft Ecuador dann in Japan auf Italien, Kroatien und Mexiko. Gegen den schwersten Brocken, den Titelanwärter Italien, wird zuerst gespielt (03.06. in Saporro). Es folgen die Partien gegen Mexiko (09.06. in Miyagi) und gegen Kroatien (13.06. in Yokohama).

Vater des Erfolgs ist der Trainer

Der bisher größte Erfolg für die ecuadorianische Mannschaft war ein 4. Platz bei der Copa America, der Amerikameisterschaft. Aber auch in mehreren Freundschaftsspielen war die Mannschaft erfolgreich. So wurde zum Beispiel Bulgarien in New York mit 3:0 abgefertigt, Jugoslawien 1:0 besiegt und erst kürzlich der AC Mailand mit 2:1 bezwungen. Lediglich das letzte Freundschaftsspiel gegen den Senegal hat man verloren. Vater des Erfolgs ist Trainer Hernán Darío Gómez. Der 46-jährige Kolumbianer, in den 70er Jahren selbst erfolgreicher Spieler, war von 1987 bis 1994 Assistenztrainer und weitere 4 Jahre Cheftrainer Kolumbiens. Er war also bereits bei drei Weltmeisterschaften für sein Heimatland dabei (1990 in Italien im Achtelfinale, 1994 in den USA und 1998 in Frankreich jeweils in der Vorrunde ausgeschieden) und könnte Ecuador mit seiner Erfahrung und etwas Glück ins Achtelfinale führen. Dort träfe die Mannschaft in den gelb-blau-roten Trikots auf den Ersten oder Zweiten der Gruppe D. Da in dieser Gruppe mit Portugal, Südkorea, den USA und Polen keine Top-Favoriten spielen, wäre das Erreichen des Viertelfinales keine unlösbare Aufgabe. Aber das ist noch ferne Zukunftsmusik. Der Trainer selbst sagt dazu bescheiden, dass man lediglich gut mitspielen möchte und erwähnt das Weiterkommen nicht einmal.

Tín schießt die Tore

Das Team verfügt über viele erfahrene Spieler. Wichtige Aufgaben in der Defensive sollen von Ulises de La Cruz übernommen werden, der bei Hibernian in Schottland spielt. Das Toreschießen wird meistens dem erfahrenen Alex Darío Aguinaga oder Agustín Javier Delgado Chalá, genannt „Tín“, überlassen. Während der zentrale Mittelfeldspieler Aguinaga in der ersten mexikanischen Liga spielt und für seine 20 Länderspieltore 88 Einsätze brauchte, erzielte Delgado das gleiche Ergebnis in der Hälfte der Einsätze. Der Stürmer und sein Nationalspielerkollege und Cousin Cléber Manuel Chalá wirken zurzeit beim Premier League Club FC Southampton – kommen dort allerdings nicht häufig zum Einsatz.
Tín schießt nicht nur viele, sondern auch wichtige Tore. So zum Beispiel das 1:0 gegen Brasilien und das 2:1 gegen Paraguay oder mit seinem früheren mexikanischen Club Nexaca gleich zwei Tore gegen Real Madrid. Große Hoffnungen setzt man auch in den jungen Neu-Nationalstürmer Edwin Tenorio, der sein Geld (noch) in Quito verdient. Fazit: Mit einem WM-erfahrenen Trainer, einem exil-schottischen Abräumer in der Abwehr, einem Tore schießenden Mittelfeldregisseur und einem Premier League Torjäger im Sturm kann die Mannschaft Ecuadors noch für einige Überraschungen bei der WM sorgen.


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