Exodus in der Selva Lacandona
Die BewohnerInnen von Morelia, einem Dorf unmittelbar hinter der letzten Militärsperre, wurden von einem Angriff im Morgengrauen überrascht. Alle 1300 BewohnerInnen und dort arbeitende Ärzte und LehrerInnen flohen vor den vorrükkenden Panzern. Ohne ausreichende Kleidung und nicht genügenden Nahrungsmitteln versuchten sie Schutz vor den Bomben und MP-Salven in den Bergen zu suchen.
Die Erinnerungen an den Überfall der Bundesarmee am 7. Januar 1994 sind noch präsent. Damals sind EinwohnerInnen gefoltert und verschleppt worden, ein Dorfmitglied ist seitdem verschwunden.
Um das nackte Leben zu retten verstekken sich inzwischen über 6000 Menschen in den Wäldern. Ohne Kleidung und Dekken, der Kälte ausgeliefert, ohne Nahrungsmittel, durch Unterernährung geschwächt und durch verschmutztes Wasser erkrankt, harren sie aus, eingeschüchtert durch Tiefflüge der Luftwaffe. Ihre Dörfer wurden von den Armeen geplündert, die Schule und Bibliothek in Morelia abgebrannt. In Lazare Cardenas, einem anderen Dorf aus dem die Menschen flohen, blieben drei Menschen zurück, die drei Tage von der Armee gefesselt und ohne Nahrung verhört wurden.
Unter den Flüchtlingen grassieren Durchfallerkrankungen, Tuberkulose, Fieber und Cholera. Medizinische Versorgung gibt es nicht.
In der Nähe von Guadalupe Tepeyac sind ebenfalls nur noch verwaiste, von der Armee besetzte Orte zu finden. Das Dorf ist am 9. Februar von 2300 Fallschirmjägern überfallen worden. Die Dörfer sind von der Armee zu Festungen ausgebaut worden. In Morelia sind Inzwischen 800 Soldaten mit Panzern vor Ort.
Die Flüchtlinge rufen in einem Appell zu sofortigen internationalen Hilfsmaßnahmen auf. Die Offensive geht weiter. Allen Versprechungen zum trotz rückt die Armee, vor allem mit Panzereinheiten, weiter vor. Die EZLN soll in Kämpfe verwickelt werden. Bisher hat sie ihre Truppen allerdings angewiesen, diese zu vermeiden und sich zurückzuziehen.
Insgesamt liegen 2700 Haftbefehle gegen vermeintliche Zapatisten vor.