Fröhliche Rebellion
Der Dokumentarfilm Die Kraft der Schmetterlinge zeigt Projekte aus Zentralamerika, die auf sanfte Weise die Gesellschaft verändern
„Wenn man etwas machen will, dann schafft man es auch!“ Julia Valleso ist eine junge Frau mit lebhaftem Blick und klarer Stimme, die ihren Worten Nachdruck verleiht. Sie arbeitet in der Textilfirma Freihandelszone Masili in der Nähe von Managua in Nicaragua, wo T-Shirts, Taschen und andere schöne Dinge aus Stoff produziert werden, um sie im Fairen Handel zu verkaufen. Von den 36 Arbeiter_innen haben sich einige entschieden, auch Eigentümer_innen und Leiter_innen der Fabrik zu sein. Aber alle dort können ihre Anliegen offen ansprechen und mitbestimmen. Auch wenn es nicht immer einfach und die Auftragslage manchmal schlecht ist, wirken sie motiviert und zufrieden.
Es ist eines der Projekte, die die Videoaktivistin Momo in ihrem zweiteiligen Dokumentarfilm Die Kraft der Schmetterlinge vorstellt. „Ich will mit meinen Filmen den Menschen in Lateinamerika, deren Stimmen hier kaum zu hören sind, eine Stimme geben und andere, die nicht dorthin fahren können, daran teilhaben lassen“, sagt die Filmemacherin. Unter dem Label „Alegre Rebeldía Films“ hat sie nach México Mágico (2008) dieses Jahr mit Die Kraft der Schmetterlinge den zweiten Dokumentarfilm über soziale Bewegungen in Zentralamerika veröffentlicht. Die Filmaufnahmen entstanden 2011 während einer Reise von Mexiko nach Panama und zeigen elf unterschiedliche selbstverwaltete Projekte, die Alternativen zum kapitalistischen System auftun und alle für bessere Lebensbedingungen kämpfen. Ausgehend von der aktuellen Situation der indigenen Völker am Beispiel der Ngobe und Búgle in Panama werden viele Forderungen benannt. Das Recht auf medizinische Versorgung ist eine davon. In der Gemeinde Ciriboya, im Nordosten von Honduras, wo es nie ein angemessenes Gesundheitssystem gab, ist es gelungen, ein solches aufzubauen. Seit 2007 gibt es im dort errichteten Garífuna Krankenhaus kostenlose medizinische Behandlungen und Medikamente. „Nein zum Megatourismus in Panama“ ist die Botschaft des Projektes „Turismo Comunitario“ in Soloy. Mit einem gemeinschaftlichen ethnologischen und ökologischen Tourismus wehren sich die Bewohner_innen gegen Landraub und Naturzerstörung. Ein neues Bewusstsein für den Umgang mit Müll weckt Dennis Barrio mit seinem Projekt Art3 de Barrio. In Tegucigalpa zaubert er gemeinsam mit den dort lebenden Menschen Kunstwerke aus Flaschendeckeln, um graue Häuserwände und Mauern zu verschönern. „Es ist faszinierend, mit welcher Energie, Freude und vor allem Kreativität die Menschen für ihre Ziele kämpfen. Das ist sehr wichtig, um nicht zu ermüden oder sich unterkriegen zu lassen“, erläutert die Videoaktivistin Momo.
Zurück in Deutschland hat sie mit Freund_innen den Verein Transgalaxia ins Leben gerufen. „Wir streben eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit einigen Projekten aus dem Film an, um mit Spenden ihren Kampf von hier aus zu unterstützen“, berichtet sie. Zu den weiteren Plänen gehört auch, den fertig gestellten Film zurück zu den Projekten zu bringen, damit sie sehen, was entstanden ist, voneinander erfahren und lernen können. Es ist die Hoffnung auf den Schmetterlingseffekt, der laut der Chaostheorie bewirken kann, dass kleinste Abweichungen langfristig ein ganzes System unvorhersehbar verändern können.
Weitere Infos: www.cinerebelde.org