Nummer 449 - November 2011 | Solidarität

Gewaltfrei für Menschenrechte

Peace brigades international feiern 30. Geburtstag

Während des Bürgerkriegs in Guatemala traf 1983 eine kleine Gruppe von Aktivist_innen der peace brigades international (pbi) im Land ein, um durch Gewalt bedrohte Menschenrechtsaktivist_innen, indigene Gemeinden und Gewerkschafter_innen zu begleiten. Seitdem ist pbi in Zentralamerika immer wieder aktiv gewesen. Dieses Jahr feiert die internationale Nichtregierungsorganisation ihr dreißigjähriges Jubiläum. In Berlin findet am 27. Oktober 2011 aus diesem Anlass eine Konferenz mit internationalen Gästen statt.

Françoise Greve

Viele Länderprojekte entstanden seit der Gründung von pbi im Jahre 1981 in Kanada unter anderem in Sri Lanka, den USA, im Balkan, Haiti und Kongo. Die Ursprünge der Brigaden lagen in Gandhis Idee der „Friedensarmee“ und den 1962 im Libanon gegründeten „World Peace Brigades for Non-Violent Action“. Aus einer kleinen Gruppe von gewaltfreien Aktivist_innen der Friedensbewegungen verschiedener Länder entstand eine weit verzweigte und gut vernetzte Organisation. Auch die Prinzipien gründeten sich auf Strukturen und Entscheidungsprozessen der Horizontalität und des Konsens. Die Organisation versteht sich nicht als westliche Menschenrechtsavantgarde und Fürsprecherin, die anderen inhaltlich und strategisch Ratschläge erteilt, im Gegenteil, sie mischt sich nicht in die Arbeit der begleiteten Organisation ein, sie agiert gewaltfrei und unabhängig von religiösen und Partei-Positionen.
Die internationale Begleitung bedeutet reale wie symbolische Anwesenheit an der Seite einer bedrohten Person und Organisation. Dadurch erzeugt man für sie über die lokale und internationale Öffentlichkeitsarbeit, das breite Unterstützer_innen-Netzwerk von Zivilgesellschaft und politischen Institutionen Schutz und einen Handlungspielraum. Der gleichzeitige politische Druck auf Regierung, Ministerien und Sicherheitsorgane des Projektlandes zwingt diese, ihren Pflichten zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger_innen nachzukommen und erhöht die politischen Kosten im Falle einer Drohung oder Attacke.
Entstehung und Wachstum eines Länderprojekts, von denen es zur Zeit vier gibt – in Kolumbien, Mexiko, Guatemala und Nepal – bedarf vieler Recherche, Kontakte und einer langfristigen Perspektive, Vertrauen und natürlich Verbindlichkeit mit den Kooperationspartner_innen. Der Erfolg stellt sich nicht unmittelbar ein und lässt sich schwerlich an einer Skala ablesen. Der 30.Geburtstag kann auch eine Gelegenheit für eine Bilanz der Arbeit von pbi und ihrem Konzept der Begleitung sein. Ihre langjährige Präsenz in einigen Länderprojekten und Anerkennung durch verschiedene Akteur_innen sowie der Schutz, den sie den Begleiteten gewährt hat, sprechen für sich.
Und mit Sicherheit wäre diese Arbeit nicht ohne das Engagement von vielen hundert Freiwilligen in Ländergruppen, den internationalen Teams und verschiedenen Gremien von pbi möglich gewesen.
Letztendlich ist das Ziel eines jeden Länderprojekts die Verbesserung des Schutzes für Menschenrechtsverteidiger_innen. Eine grundlegende Veränderung der Menschenrechtssituation wäre eine Illusion, nicht jedoch die Hoffnung, dass die Organisationen vor Ort über einen größeren Spielraum, bessere Kontakte, Anerkennung durch Regierungen und Institutionen und dadurch bessere Sicherheit für sich und ihre Mitarbeiter_innen verfügen. Dann ist pbi erfolgreich gewesen.

Mehr Informationen zu peace brigades international (pbi) sowie den Möglichkeiten aktiver und finanzieller Unterstützung unter:
www.pbideutschland.de oder www.peacebrigades.org

Literaturverweis
Liam Mahony, Luis Enrique Eguren // Gewaltfrei stören, Gewalt verhindern. Die Peace Brigades International // Rotpunktverlag // Zürich 2002 // 19,80 Euro

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