„Ich wollte lieber sterben“
Bericht des Folteropfers Gaudencio Garcia Martinez aus San Agustin
„Fünf Kilometer von San Agustin entfernt, nahe der Siedlung Conchuda, mußte ich vom Wagen steigen. Sie quetschten meine Hoden und banden mir feuchte Tücher vor die Nase und den Mund. Auf die Tücher drückten sie feuchten Lehm – ich konnte nicht atmen. Das ist das unmenschlichste, grausamste und furchtbarste Leiden. Man möchte lieber sterben als in dieser Welt voller Schmutz und Grausamkeit zu leben.
Sie fragten mich eine Unmenge, aber ich weiß nichts von dem, was sie wissen wollten. Nahe San Martin holten sie mich vom Wagen und begannen mich wieder zu foltern. Sie machten einen elektrischen Apparat an meinen Hoden und dem Bauchnabel fest. Nach etwa einer Stunde ließen sie mich ausruhen. Sie nahmen sich die anderen vor.
Dann setzten sie mich wieder diesem schrecklichen Schmerz aus, wieder etwa eine Stunde lang. Dann sagten sie, daß sie mich ins Meer schmeißen und mich weiter foltern werden, wenn wir erst in Huatulco ankommen.
Pedro, Santiago, Maxi Pacheco Ambrosio und ich wurden in ein kleines Flugzeug geladen und nach Huatulco gebracht. Dabei waren meine Hände gefesselt. Am Flughafen wurden wir psychisch gefoltert und ins Gefängnis Ixcotel gebracht, ein paar Stunden später in die Polizeiwache. Am nächsten Tag wurden wir um fünf Uhr morgens verhört, psychisch gefoltert und mit einem kleinen Flugzeug ins Gefängnis Oriente geflogen. Ich war mit Handschellen gefesselt und mußte die ganze Zeit vor vier Polizisten niederknien. Sie drohten mir, mich aus dem Flugzeug zu werfen. In Mexiko-Stadt sagten sie, daß ich in ein Gefängnis mit 2000 Kriminellen komme, die mich vergewaltigen, töten und schlagen würden. Nichts was sie sagten stimmte. Im Gegenteil. Die Gefangenen behandelten mich gut.“
Mexiko, 12. November 1996