Nummer 392 - Februar 2007 | Solidarität

iz3w in Not

iz3w

Mit Abokampagnen ums Überleben kämpfen zu müssen, kommt bei linksalternativen Zeitschriften und Zeitungen immer wieder vor. Diesmal ist es das informationszentrum 3. welt (iz3w) aus Freiburg, das in einer schweren finanziellen Krise steckt. Auf der aktuellen Titelseite der gleichnamigen Zeitschrift prangt ein unübersehbares „iz3w in Not“. In ihrem Editorial schildert die Redaktion, wie es zu der Notlage gekommen ist, und gibt den Startschuss zur „1+1-Kampagne“. Erst wenn jede/r der derzeit rund 2.200 AbonnentInnen ein neues Abo wirbt, sei der Bestand der Zeitschrift gesichert.
Die Ursache für das derzeitige existenzbedrohende Defizit von 35.000 Euro liegt im Rückgang öffentlicher Förderung. Die Redaktion verweist insbesondere auf die „extreme Einschränkung von Strukturfördermöglichkeiten“. Gab es in den 1990er Jahren noch Stellenfinanzierungen durch Arbeitsamt und Sozialamt, so werden von diesen heute allenfalls noch „Ein-Euro-Jobs“ eingerichtet – worauf sich das iz3w aus politischen Gründen nicht einlässt. Der Evangelische Entwicklungsdienst EED stellte vor drei Jahren die nicht projektgebundene Unterstützung ersatzlos ein. Die Stadt Freiburg kürzte ihren Zuschuss für die lokalen Veranstaltungen des iz3w und den Betrieb des öffentlich zugänglichen Archivs. Im November erreichte das iz3w dann die Nachricht, dass die EU die weitere Förderung der Projektstelle FernWeh – Forum Tourismus & Kritik im iz3w ablehnt. Sechs Jahre lang hatte die EU die tourismuskritische Bildungsarbeit von FernWeh unterstützt, nun kann diese nur noch auf Sparflamme weiter geführt werden.
Die iz3w-Redaktion ordnet ihre finanzielle Misere in eine generelle Negativentwicklung der deutschen und europäischen Förderlandschaft ein: „Heutzutage ist, wenn überhaupt noch Geld zu verteilen ist, vor allem Projektförderung angesagt, um die dann hunderte Gruppen und NROen mittels aufwendiger Antragsverfahren konkurrieren müssen und bei der die Unbequemen aussortiert werden.“ Damit sei das iz3w nun „ganz im Sinne neoliberaler Umstrukturierung“ fast ausschließlich auf den „Markt“ angewiesen – sprich auf Aboeinnahmen und private Spenden.
Das hat zwar den Vorteil, nicht von institutionellen Geldgebern abhängig zu sein, wie manche entwicklungspolitischen und nord-süd-politischen Zeitschriften, die entweder von Kirchen, dem Staat oder großen NROen subventioniert werden. Doch ist die LeserInnenschaft linker Zeitschriften in Zeiten von Arbeitslosigkeit, Hartz IV und Studiengebühren selbst oft von Geldmangel geplagt, weshalb die Aboentwicklung in den letzten Jahren auch bei der iz3w stagnierte.
Klein beigeben vor den anstehenden Sparmaßnahmen und dem Zwang zu unbezahlter Arbeit will das iz3w-Kollektiv dennoch nicht, sondern alles dafür tun, um „als lebendiges Projekt und kritische Zeitschrift“ weiter zu bestehen. Die Redaktion verspricht, dass es bei ihr auch „weiterhin keinen PR-Journalismus“ geben wird, wie er in entwicklungspolitischen Medien immer mehr um sich greift. Im laufenden Jahrgang sind Schwerpunkte zu so unterschiedlichen Themen wie „G8-Gipfel – die Macht der Acht“, „Postkoloniales Namibia“, „Dokumentarfilm“ oder „Kunst, Politik & Subversion“ vorgesehen. Sie sollen wie gewohnt journalistisch aufbereitet und graphisch ansprechend präsentiert werden. Auf radikale Gesellschaftskritik, internationalistischen Anspruch und eine kontinentübergreifende Perspektive will die iz3w-Redaktion aber auf keinen Fall verzichten: „Sonst machen wir uns selbst überflüssig.“

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