Film | Nummer 488 - Februar 2015

Lateinamerikanisch-indigenes Kino im Fokus

Indigene Filmemacher*innen erzählen ihre Geschichten mit eigener Filmsprache

André Otávio Groth

Indigenes Kino ist in diesem Jahr im gesamten Berlinale Programm präsent und soll, so verkündet die NATIVe-Kuratorin Maryanne Redpath, nun endlich auf dem Festival angekommen sein. Die Sonderreihe NATIVe – A Journey into Indigenous Cinema mit indigenen filmischen Erzählungen wurde erstmals 2013 auf der Berlinale eingeführt.
Nicht nur durch das reichhaltige Programm der NATIVe Sonderreihe selbst, auch in den anderen Programmsektionen ist das indigene Kino dieses Jahr stärker vertreten. Mit Ixcanul Volcano ist sogar ein Film des indigenen Kinos im Wettbewerb zu sehen. Expliziter Fokus der diesjährigen Berlinale ist die Region Lateinamerika, die mit 18 Spiel- und Dokumentarfilmen von Mexiko bis Feuerland aus den Jahren 1986 bis 2014 vertreten ist. Das Programm der Reihe wurde mit Unterstützung von regionalen Expert*innen zusammengestellt. Eröffnet wird die NATIVe am 6. Februar 2015 mit dem farbenprächtigen Dokumentarfilm Eco de la Montaña des mexikanischen Regisseurs und Kameramanns Nicholás Echeverría. Sein vielschichtiges Porträt über den Künstler Santos de la Torre gibt einen tiefen Einblick in das Leben und die Rituale der Huicholen in der Berglandschaft Sierra Madre Occidental.
Indigene Filmemacher*innen erobern durch die Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte und dem Film als Medium ihr Selbstbild zurück. Indigene Geschichtserzählung vermag sich dadurch von dem kolonialistischen Blick abzulösen – ein Prozess, der von indigenen Filmemacher*innen häufig als Film im Film aufgegriffen wird. Sie richten ihre Kamera auf sich selbst und ihre Umgebung, wodurch eine ganz eigene Filmsprache entstehen kann.
Wie im vergangenen Jahr ergänzt ein Rahmenprogramm die NATIVe-Filmvorführungen. An zwei Abenden werden im Programm Berlinale Open House in der Audi Berlinale Lounge am Marlene-Dietrich-Platz geladene Gäste der NATIVe-Reihe an Storytelling-Slams teilnehmen und ihre Geschichten mit dem Publikum teilen – spontane Beiträge der Zuschauer*innen sind willkommen. Im Ibero-Amerikanischen Institut Preußischer Kulturbesitz findet eine Veranstaltung dazu statt, wie mündliche Erzähltraditionen den Weg auf die große Leinwand finden.

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