Español | Literatur | Nummer 555/556 - September/Oktober 2020

LYRIK AUS LATEINAMERIKA

Ein Gedicht von Valeria Román-Marroquín

Von Valeria Román Marroquín, Übersetzung: Laura Haber

Sanguínea
(anotaciones sobre el corazón humano)

el estudio de la anatomía humana oculta una simbología detrás
de lo que entendemos como sistema / órgano / aurículas y
ventrículos y venas y arterias y válvulas y sangre

tenemos un corazón:
un músculo hueco y piramidal una bomba inteligente aspirante
formada por dos bombas en paralelo que trabajan al unísono
latiendo entre sesenta y ochenta veces por minuto bombeando
cinco litros por minuto

sientes cómo late
lees y hablas sobre él
morirás sabiendo
que lo tuviste y jamás se lo entregaste
a nadie
que no te arrepientes de nada

tenemos dos ojos / dos pulmones / dos riñones
y un estómago y a veces tenemos un corazón:
una bomba de tiempo cuando el cuerpo grita sobre sí mismo
no sé cuándo el mío ha tentado
explotar

he forzado la enfermedad para ser un arma
pero
contra quién

luego de cien mil latidos siete mil quinientos setenta y un litros
de sangre
a veces lo ignoro a veces
lo observo lento
a veces
solo
escucho
su vacío


Bluts-
(notizen zum menschlichen herzen)

das studium der menschlichen anatomie verbirgt eine symbolik hinter
dem, was wir als system / organ / vorhöfe und kammern und
venen und arterien und klappen und blut verstehen

wir haben ein herz:
einen pyramidenförmigen hohlmuskel eine intelligente saugpumpe
bestehend aus zwei parallelen pumpen die im einklang arbeiten
zwischen sechzig- und achtzigmal pro minute pochen fünf
liter pro minute pumpen

du fühlst wie es pocht
du liest und sprichst darüber
du wirst im wissen darum sterben
dass du es hattest und nie jemandem
überlassen hast
dass du nichts bereust

wir haben zwei augen / zwei lungen / zwei nieren
und einen magen und manchmal haben wir ein herz:
eine zeitbombe wenn der körper über sich selber schreit
ich weiß nicht wann meins versucht hat
zu explodieren

ich habe die krankheit gezwungen eine waffe zu sein
aber
gegen wen

nach hunderttausend schlägen 
siebentausendfünfhunderteinundsiebzig litern blut
ignoriere ich es manchmal und manchmal
kommt es mir langsam vor
manchmal
höre ich
nur
seine leere

 

Valeria Román Marroquín (1999, Arequipa, Peru) hat Philosophie studiert. Sie ist Mitglied des Kollektivs Pólemos und publizierte die Lyrikbände feelback (2016) und Matrioska (2018) sowie die Lyrikhefte kriegszustand (2016) und angst (2018). Sie hat an verschiedenen Anthologien und Festivals teilgenommen. 2017 erhielt sie den peruanischen Poesiepreis José Watanabe Varas und 2018 den Premio Luces in der Kategorie „Bester Gedichtband“.

Laura Haber (1985, München) nahm 2018 am Hieronymus-Programm für Nachwuchsübersetzer*innen des Deutschen Übersetzerfonds, 2019 am deutsch-französischen Arthur-Goldschmidt-Programm teil. Seit 2017 beteiligt sie sich am Poesiefestival Latinale als Moderatorin, Workshopleiterin und Übersetzerin. Sie ist Redaktionsmitglied der Literaturzeitschrift alba.lateinamerika lesen und übersetzt aus dem Spanischen, Portugiesischen und Französischen.

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