Mit Musik vereinen
Das lateinamerikanische Fusion-Projekt Huepil Che in Berlin
Das Konzert zur offiziellen Präsentation Ihrer CD in der venezolanischen Botschaft kam zweifellos gut an beim Publikum. Was wird Ihnen von dieser Feier in Erinnerung bleiben?
Mateo: Die Worte des Botschafters haben mich inspiriert, denn ich hatte zuerst über unsere Idee gesprochen, mittels der Musik Lateinamerika in einer Band zu vereinen. Danach ergänzte er, dass es bis heute starke Repression und Hass gegenüber den Indigenen gebe. Und nun ja, unser Name kommt aus einer indigenen Sprache. Es gefiel mir zu hören, dass durch die Band die Indigenen unterstützt würden. Jetzt, wo ich nach 20 Jahren nach Chile zurückkehre, möchte ich mit Mapuche-Organisationen, mit denen meine Mutter arbeitet, in Kontakt kommen.
Wie ist es zu dem Namen Huepil Che gekommen?
Damián: Huepil Che sind zwei Wörter aus der Sprache der Mapuche. Huepil bedeutet „Regenbogen“, che bedeutet „Menschen“. Damit lassen sich eine Reihe von Dingen in Verbindung bringen: dass sich alles vereinen lässt, dass alle Farben zusammen harmonieren können. Wir wollen dieses Konzept in Berlin anwenden, weil hier diese Menge von Leuten aus aller Welt zusammenkommt. Je größer die Verschiedenartigkeit, desto reicher, das ist die Botschaft unserer Musik.
Mateo: Angela Merkel hat gesagt: „Multikulti ist gescheitert.“ Wir möchten Frau Merkel durch unser Projekt sagen, dass sie sich mit diesem Satz vielleicht geirrt hat. Letzten Endes leben wir hier und teilen verschiedene Perspektiven und Kulturen. Anscheinend geht sie zum Essen in ein Restaurant in Bayern und nicht hier in Berlin aus [lacht].
Können Sie noch etwas mehr über den Stil von Huepil Che erzählen? Welche Elemente sind darin enthalten, wie entsteht ein Lied?
Mateo: Ich habe neun Jahre, von acht bis 16, in Miami gelebt. Deshalb bringe ich großen Einfluss von dort mit, kubanischen, zentralamerikanischen. Selbstverständlich habe ich auch Rock und viel Hip Hop gehört. Als mich die Liebe zur Musik ergriff und ich Musiker wurde, lernte ich die Musik von Django Reinhardt kennen. Dadurch hab ich mich auf den Weg zu Jazz, Swing, Gypsy-Swing und Balkan begeben. Mein Part ist also eher etwas, was sich nach Jazz anhört.
Damián: Klar, der Rock ist eher mein Part. Ich komme aus Buenos Aires und dort ist die Rockkultur sehr, sehr stark. Aus gesellschaftlichen Gründen, wegen der Diktaturen, wegen der Entwicklung der Stadt, der Rock war immer eine Form der Äußerung. Daneben gibt es natürlich den Tango, zusammen mit folkloristischer Musik wie Candombe, Murga und Musik aus dem Landesinneren, zum Beispiel Chacarera. Mit dem allen bin ich aufgewachsen und das bringe ich bei Huepil Che ein. Erickson und Hiula haben immer sehr viel zentralamerikanische Musik gehört. Dann haben wir zwei französische Bläser, die Swing und Gypsy-Jazz, spielen. Und außerdem einen deutschen Trompeter, aber er ist fast so latino wie wir.
Erickson: Wir nehmen die traditionelle Musik und verwandeln sie in zeitgenössische Musik. Das wurde zwar schon oft gemacht, aber wir machen es aus unserer Perspektive, auf unseren Wurzeln aufbauend. Einer sagt mir: zeig mir den Rhythmus von dort, wo du aufgewachsen bist. Also zeige ich ihm den venezolanischen Walzer und es ist genau der Rhythmus, der zum Lied passt, obwohl ich mir das Lied mehr als Popsong vorgestellt habe.
Wie ist das Projekt Huepil Che denn entstanden?
Damián: Mateo und ich lernten uns vor einigen Jahren in Berlin kennen. Wir begannen im berühmten Kunsthaus Tacheles zu spielen, das leider nicht mehr existiert. Wir machten Jams mit vielen anderen Leuten und bemerkten, dass wir ähnliche Ideen hatten. So begann Huepil Che mit einem sehr kleinen Repertoire an Jazzstandards und brasilianischer Musik von Hermeto Pascoal.
2012 hatten wir die Gelegenheit, auf dem Myfest [Festival zum 1. Mai in Berlin-Kreuzberg; Anm. der Red.] auf einer ziemlich großen Bühne zu spielen. Da stellten wir fest, dass wir nur zu zweit waren [lacht]. Und so haben wir mit Leuten geprobt und am 1. Mai 2013 war das erste offizielle Konzert von Huepil Che als Band, mit Erickson am Schlagzeug, mit Percussion und einer Trompete. Im Oktober 2012 haben wir drei eigene Lieder aufgenommen, unsere erste Demo-CD…
Mateo: …und 2013 begannen wir mit Hiula zu spielen, der jetzt unser Percussionist ist, und mit Daniel, unserem Altsaxophonisten. Mit ihnen haben wir unsere erste CD aufgenommen.
Damián: Das Album hat viel mit uns selbst zu tun. Das Design der CD stammt von einem Freund aus Buenos Aires, der auch die Demo entworfen hatte. Das Cover ist ein bisschen psychodelisch, aber das Reisen ist sehr präsent.
Was wollen Sie als Nächstes unternehmen?
Damián: Jetzt gerade versuchen wir so viele Konzerte wie möglich für den nächsten Sommer zu bekommen, um uns bekannt zu machen. Vor allem müssen wir die Menge an Festivals in Europa und Deutschland nutzen.
Mateo: Für nächsten Oktober haben wir schon die nächste CD in Aussicht. Wir arbeiten mit einem Soundtechniker zusammen, der bereit ist, die Risiken mit uns zu tragen. Und klar, wir würden gern ein Plattenlabel finden und einen Vertrag machen. Aber heutzutage passiert so etwas sehr selten. Einer der größten Pläne ist deswegen, so viel wie möglich über das Marketing zu lernen, das man allein über das Internet machen kann. Selbstverständlich träume ich davon, dass wir eine Tournee durch Lateinamerika machen. Jeder von uns wird jetzt nach Lateinamerika gehen, um die CD zu promoten. Ich gehe nach Chile, Dam nach Argentinien.
Erickson: Ich fliege noch nicht nach Venezuela. Ich würde gern, aber ich war schon letztes Jahr in Caracas. Ich habe auch ein Interview über Huepil Che gegeben, für einen nationalen Radiosender. Jetzt seid ihr dran. Ich verspreche mehr Lieder zu komponieren.
Mehr Infos: https://soundcloud.com/huepil-che