Musik | Nummer 414 - Dezember 2008

Nix Neues vom Gotan Project

Das Elektro-Tango-Trio veröffentlicht ein Doppel-Live-Album

Live-Alben sind eine Frage genereller Neigung, man mag sie oder eben nicht. Der Klang ist notwendigerweise nicht so fein abgestimmt, Instrumente und Gesang nie ganz so sauber wie bei Studioaufnahmen. Und trotzdem klingt das ganze nicht wirklich wie live, kommt es doch auch nur aus der Konserve.

Jannes Bojert

Live-Alben sind eine Frage genereller Neigung, man mag sie oder eben nicht. Der Klang ist notwendigerweise nicht so fein abgestimmt, Instrumente und Gesang nie ganz so sauber wie bei Studioaufnahmen. Und trotzdem klingt das ganze nicht wirklich wie live, kommt es doch auch nur aus der Konserve.
Das gilt natürlich auch für das neue Doppel-Live-Album vom Gotan Project. Darauf veröffentlicht das Elektro-Tango-Trio zwei Konzertmitschnitte aus London und Neuchâtel, zu jeweils einem ihrer beiden Studioalben La Revancha del Tango (2001) und Lunático (2006).
Der Mehrwert solcher Live-Alben besteht in der Regel in bislang unveröffentlichten Stücken, ungehörten Variationen von Albumtiteln und dem frenetischen Beifall des Publikums, der ein Stück weit die Stimmung des Konzerts vermittelt. Von all dem hält dieses Album leider nur wenig bereit. Kaum ein Song, der nicht auch auf einem der Studioalben des Trios zu hören wäre, in den meisten Fällen werden die bereits bekannten Versionen nur geringfügig variiert, und die hörbare Interaktion zwischen MusikerInnen und Publikum ist gleich null.
Rühmliche Ausnahmen sind dabei unter anderem das Stück „Arrabal“, dem ein peitschender Ragga-Beat verpasst wird, der sich an den argentinischen Folklore- und Tango-Klängen reibt. Oder „Differente“, das in einer Orchester-Version auf einmal als klassischer Tango ohne die sonst charakteristische elektronische Perkussion daherkommt. Doch für solche Überraschungen sorgt das Doppelalbum viel zu selten.
Damit soll jedoch noch nichts über die Qualität der Aufnahmen an sich gesagt sein. Wem bisher noch nichts vom Gotan Project im Regal stehen hat, der findet zwei Langspieler und sogar noch Teile der EP El Norte in einem Album. Und das in einer Klangqualität, die jener von Studioaufnahmen sehr nahe kommt.
// Jannes Bojert

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