Musik | Nummer 403 - Januar 2008

Steter Tropfen höhlt den Stein

Eine Solidaritäts-CD für die gerechte Verteilung des Trinkwassers

Katja Fritsche

Die Kriege der Zukunft werden um die Trinkwasserreserven geführt. An sich ist das nichts Neues. Auch heute ist die Versorgung für den Großteil der BewohnerInnen des Planeten Erde nicht sicher gestellt. Mehr als zwei Millionen Menschen haben keinen Zugang zu frischem Trinkwasser. In Chiapas verfügen über sechzig Prozent der indigenen Haushalte über keinen Trinkwasseranschluss, was ein Grund für die besonders hohe Kindersterblichkeit in diesen Gebieten ist. Längst ist das Problem der Wasserversorgung zu einem sozialen Konflikt geworden.
Die Gruppe Cat@s (Autonome Koordinationsgruppe für angepasste Gesundheitstechnik) hat sich der Kämpfe um die Wasserreserven als soziale Verteilungskämpfe angenommen und brachte bereits 2006 einen Musik-Sampler zu diesem Thema heraus.
Cat@s thematisiert die Notwendigkeit eines Zugangs zu Wasser und dessen kulturelle Bedeutung. Unterschiedliche indigene und nicht-indigene KünstlerInnen unterstützen die Gruppe. Cat@s entstand aus dem Wunsch, Einzelpersonen und Projekte, die seit über zehn Jahren in den autonomen Gebieten von Chiapas als Initiativen aktiv sind, miteinander zu vernetzen. Sie arbeiten zu Themen wie Gesundheitsvorsorge und der Verbesserung der Verteilung und Aufbereitung des Trinkwassers. Die solidarische Zusammenarbeit mit den indigenen Gemeinden ist ihnen dabei ebenso wichtig wie die kollektiven Strukturen untereinander. Das Projekt möchte den Gemeinden Konzepte an die Hand geben, mit denen sie ihre Probleme aufgrund der mangelnden Wasserversorgung mit möglichst einfachen technischen Mitteln lösen können.
Die Gruppe kämpft gegen die Aneignung von Wasser, sei es durch die Regierung oder durch multinationale Konzerne. Die Songs der CD bedienen sich einer Vielzahl musikalischer Stilrichtungen und kommen zumeist mit einer spielerischen Leichtigkeit daher. Die Bandbreite der Stücke reicht von der Chacarera, einer traditionellen argentinischen Tanzmusik, bis zum mexikanischen Walzer. Dazwischen tauchen immer wieder gesprochene Sequenzen über die schlechte Trinkwasserversorgung der Bevölkerung in den indigenen Gebieten und den Problemen auf, die aus diesem Mangel erwachsen. Folkloristische Interpretationen lösen sich mit sphärischen, fast beschwörenden Klängen ab, die die Bedeutung von Wasser als spirituelles Element für viele Kulturen hervorheben. Szenischer Sprechgesang, der mehr an eine Theateraufführung als an eine Aufnahme für eine Musik-CD erinnert und die Vorzüge von Trinkwasser gegenüber dem Platzhirsch der weltweit größten Getränkemarke propagiert, reiht sich an die Beschreibung von Mythen, Legenden und magischen Ritualen, die sich um das Element Wasser ranken.
Das Booklet ist eher sparsam gehalten und enthält nichts außer einer spanischen und englischen Kurzbeschreibung der Gruppe.
Mano Negra, Carlos Vives und Mauricio Díaz sind als Interpreten auf dem Sampler zu finden. Das Gesamtwerk gleicht einer Collage, bei der unterschiedliche Blickwinkel auf das Thema Wasser eingenommen werden – insbesondere auf die absurden Auswüchse der Privatisierung. So gelang es Cat@s, die verschiedensten Ebenen und Bedeutungen wie auch die sozial-politische Brisanz des Themas auf ihrer CD einzufangen.
Die Erlöse aus dem Verkauf der CD kommen Projekten von Cat@s für sauberes Trinkwasser zugute. Weiterführende Informationen zu der Arbeit von Cat@s lassen sich auf ihrer Internetseite unter www.catas1.org finden, allerdings ist momentan nur die englische Version zugänglich.

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