Dramatische Rhythmen in brasilianischer Favela

© Kleber Nascimento

Das Zischen des Schnellkochtopfs, das erst noch fröhliche Singen der Mutter, dann das Geräusch der Helikopterflügel und der stürmische Ton mehrerer Handynachrichten. So beginnt das Musical Ash Wednesday, das Spielfilmdebütder brasilianischen Regisseur*innen João Pedro Prado und Bárbara Santos. Die Mutter Demétria (Uriara Maciel) wartet am letzten Karnevalstag auf ihre Tochter Cora, die schon längst von der Schule hätte zurück sein sollen. Doch eine brutale Polizeirazzia, vermeintlich gerechtfertigt durch den Kampf gegen Drogenhandel, überfällt die Favela in Rio de Janeiro, den Wohnort der beiden. Einschüchternde Szenen der Polizei gegenüber den Bewohner*innen der Favelas, welche nur abwertend Favelados (Slumdogs) genannt werden, werden vom bunten Szenenbild der Favelas und dramatischen Gesängen getragen, welche die Verzweiflung über Rassismus und soziale Konflikte zum Ausdruck bringen. Zugleich wird durch die Darstellungsform als Musical manchmal Abstand zur Realität genommen und das Musical wirkt teilweise fast wie ein Theaterstück, wodurch die Handschrift der Theaterregisseurin und Aktivistin für Feminismus und gegen Rassismus Bárbara Santos zu bemerken ist. Diese stilistische Kombination trägt dazu bei, den Wunsch nach Ausbruch zu verstehen, aufmerksam zu machen und die Augen dafür zu öffnen, mit welchem Unrecht und diktatorischem Vorgehen gehandelt wird und wie nah doch Freude und Leid beieinander sein können.

Dabei wird auch der innere Konflikt des Glaubens gezeigt, in dem die Mutter einerseits Hilfe sucht und zur Göttin Naña, Beschützerin der Verlorenen, betet. Doch andererseits der Besuch des Pfarrers eher einschüchternd und anklagend wirkt. Angsterfüllte Stimmen der Mütter, die ihre Kinder suchen, werden abwechselnd mit Szenen aus der Pressekonferenz des Gouverneurs gezeigt, der für „Säuberung“, „Funktionsfähigkeit“ und „Krieg gegen Drogen“ wirbt.

Durch die Kameraperspektiven und Lichteinstellungen, welche Demétria zentrieren und die anderen im Hintergrund erscheinen lassen, wirken die Leidensgenossinnen der Mutter und die Göttin, eher wie Traumvorstellungen, welche eine Art Realitätsflucht veranschaulichen. Die Nahaufnahmen der Mutter, die Energie geladenen Soundeffekte und die rhythmischen Tanzbewegungen zeigen ihre innere Zerrissenheit und die Absurdität des Lebens.

Als beeindruckend ist zu benennen, dass das Favela-Setting an der Filmuniversität Babelsberg Konrad-Wolf absolut authentisch nachgebaut worden ist. Der strukturelle Rassismus und die seit Jahrzehnten präsenten sozialen Konflikte in Brasilien, welche durch die Pandemie mehr denn je verstärkt worden sind, werden in einer mitreißenden Art und Weise benannt. Die ausdrucksstarken Szenen vermitteln die damit verbundene Verzweiflung. Dieses Musical ist ein Gewinn für die Sektion Perspektive Deutsches Kino, welche die Sektion für aufregenden Nachwuchs in Deutschland darstellt und durch ungewöhnliche Einblicke die Realität dokumentiert und durch Realitätsflucht vollendet.

LN-Bewertung: 5/5 Lamas

Zauber im Alltäglichen

Ein Windstoß. Ein Regenschauer. Das Rascheln des Grases. Ein Geräusch, tausendmal gehört und doch vielleicht noch nie so bewusst und intensiv, wie in diesem Moment. Dieser Eindruck stellt sich oft ein beim Sehen der exzellent gedrehten Dokumentation El Eco, die einer ländlichen Familiengemeinschaft in einem entlegenen Dorf auf der Hochebene von Puebla, Mexiko, folgt.

© Radiola Films

Der unbestrittene Star ist in El Eco der Ton – aktuell ein kleiner Trend im lateinamerikanischen Film. Schon der letztjährige Gewinner des Silbernen Bären, Robe of Gems, vertraute stark auf das Auditive, um das Geschehen auf der Leinwand fühl- und erfahrbar zu machen. Und auch in El Eco scheinen Donnergrollen, Tiergeräusche oder die leisen und lauten Gespräche der Bewohner*innen oft schärfer, präsenter als in der Realität zu sein. Dadurch verleiht die mexikanisch-salvadorianische Regisseurin Tatiana Huezo (u.a. Tempestad) auch scheinbar alltäglichen Dingen einen magischen Touch. Die virtuose (Hand-)Kamera von Ernesto Pardo steht dem in nichts nach: Wenn ein Junge einem Huhn hinterherjagt oder eine Schafherde über die Wiese trampelt, folgt sie exakt den Bewegungen und man fühlt sich als Zuschauer*in mitten im Geschehen. Dazu hat Huezo ein Gespür für Momente, Blicke und Bewegungen, die Unausgesprochenes transportieren und so ein tieferes Verständnis für Situationen eröffnen.

Diese kleinen Tricks und genauen Beobachtungen sind auch notwendig, um dem Film Spannung zu geben. Denn viel Ungewöhnliches passiert nicht in der Siedlung El Eco (das namensgebende Echo gibt es dort wirklich). Frauen und Kinder bewirtschaften die Höfe, pflegen Tiere und die greise Großmutter, während die Männer weit weg auf Baustellen Geld verdienen. Der zugrunde liegende Machismus wird direkt und indirekt spürbar: Eine Mutter hat ihre Schulausbildung für die Familie abgebrochen, der toughen Jugendlichen Montse wird die Teilnahme an Pferderennen verboten und auch einige sexistische Sprüche gibt es zu hören. So wird ein Junge von seinem Vater am Abräumen des Tisches gehindert, denn dafür seien „die Frauen da“. Die Männer würden schon genug hart arbeiten müssen. Trotz allem gelingt es Tatiana Huezo aber auch, Momente einzufangen, in denen die Frauen und Mädchen versuchen, die patriarchalen Strukturen aufzubrechen und zu verändern.

Die Abgeschiedenheit von El Eco bietet den Kindern und Jugendlichen zwar eine geborgene Welt mit Naturerfahrungen, Freundschaft und unbeschwertem Spiel in Sicherheit, die nicht allen ihren Altersgenoss*innen in Mexiko vergönnt ist. Unter dem präzisen Blick, den der Film auf sie legt, wird aber auch schmerzlich deutlich, dass sich nicht alle ihre Träume und Wünsche  in El Eco verwirklichen lassen werden.

Tatiana Huezo zeigt mit El Eco erneut, warum sie momentan als eine der talentiertesten Dokumentarfilmer*innen Lateinamerikas gilt. Der Film ist eine beeindruckende Beobachtung der harten und entbehrungsreichen Lebensrealität in der mexikanischen Peripherie, der sie durch die Kunst des Filmemachens aber einen besonderen Zauber verleiht. Einziges kleines Manko: Am Ende wirken einige Alltagsszenen etwas repetitiv. Ein paar Minuten weniger hätten dem Film deshalb wahrscheinlich eher genutzt als geschadet.

LN-Bewertung: 4/5 Lamas

Es muss nicht immer Klezmer sein

Foto: Nabis Filmgroup, Nevada Cines

Eine Dokumentation über jüdische Musik in Osteuropa von zwei jungen argentinischen Filmemacher*innen – das klingt zunächst einmal ungewöhnlich. Und tatsächlich ist es alles andere als konventionell, was Leandro Koch und Paola Schachmann mit ihrem Debüt Adentro mío estoy bailando (englischer Titel: The Klezmer Project) vorlegen. Allerdings auf andere Weise, als man es nach dem Lesen der Kurzbeschreibung vermuten würde.

Schon zu Beginn des Films gibt es eine Überraschung: Eine tiefe Männerstimme, die sich selbst als „den Satan“ bezeichnet, liest auf Jiddisch aus dem Off eine über 100 Jahre alte Geschichte vor. Darin geht es um Yankel, den Gehilfen eines Totengräbers, der sich in die Tochter des örtlichen Rabbiners verliebt. Mit dem Geschehen auf der Leinwand hat das zunächst einmal überhaupt nichts zu tun: Dieses beginnt mit einer jüdischen Hochzeit in Argentinien. Auf der lernen sich der Hochzeitsfilmer und die Klarinettistin der dort spielenden Klezmer-Band kennen und verlieben sich ineinander. Nach und nach löst sich aber die anfängliche Verwirrung und es zeigt sich: Das verliebte Pärchen ist das Regisseur*innen-Duo des Films, das sich in der Folge separat auf Fahrten nach Osteuropa begibt. Paloma macht für ihre Musikstudien zu Klezmer-Musik eine Forschungsreise nach Rumänien. Und auch Leandro entwickelt an Klezmer Interesse, er begleitet zunächst ein Musiker-Duo auf eigene Kosten auf ihrer Europatournee nach Österreich. Sodann zieht er dort mit einem befreundeten Fernsehproduzenten einen Dokumentarfilmauftrag für den Sender ORF an Land. Er soll Klezmer-Bands in Österreich, der Slowakei und der Ukraine filmen. Sein heimlicher Beweggrund für die Reise ist jedoch ein ganz anderer: Er hat keine Lust, monatelang von Paloma getrennt zu sein und macht sich Hoffnungen, im benachbarten Rumänien wieder mit ihr zusammenzutreffen. Währenddessen weist die Geschichte des jiddischen Erzählers, die zwischendurch weiter aus dem Off zu hören ist, immer mehr unverkennbare Parallelen zu Leandros Abenteuer auf. Denn auch Yankel reist seinem Schwarm hinterher und schafft es mit Überredungskunst, andere Menschen davon zu überzeugen, ihn dabei zu begleiten oder gar zu finanzieren.

Adentro mio estoy bailando entpuppt sich als filmisches Überraschungsei. Wer eine Doku über Klezmer erwartet hat, sieht sich schon bald getäuscht: Klezmer-Bands, das wird dem ahnungslosen Leandro und auch dem geleimten ORF-Team ziemlich schnell klar, sind in Osteuropa heute so gut wie ausgestorben. Dafür wird der Film immer mehr zu einer Mischung aus Selbstfindungstrip, Geschichtsstunde und Anschauungsunterricht über die Mühen des Dokumentarfilmens. Und das ist ein Glück, vor allem aufgrund des sympathisch-naiven Leandro Koch. Der lässt die Zuschauer*innen genauso an seinen romantischen Ups und Downs teilhaben wie an den Diskussionen mit seinem immer ungeduldiger werdenden Produzenten. Missmutig reibt der ihm Drehpläne unter die Nase, von denen nicht ein einziger eingehalten wurde. Immerhin ist Leandros Lernkurve beachtlich: Sein vergebliches Suchen nach Klezmer-Bands macht er mit interessanten Geschichtsexkursen über die heute fast ausgestorbene jiddische Kultur und deren schwieriges Verhältnis zum Zionismus wieder wett. Und ganz auf Musik verzichten muss der Film selbstverständlich auch nicht: In allen Städten, die das Filmteam besucht, geben Musiker*innen hörenswerte Einlagen zum Besten. Es ist nur eben leider kein Klezmer dabei…

Leandro Kochs Dokumentation wird so zu einem unterhaltsamen Lehrstück fürs Scheitern als Chance. Man merkt dem Film zwar an, dass einige Szenen nachgedreht wurden, was dann (wie die Vertragsunterschrift beim ORF) auch mal etwas gestellt und verwirrend wirken kann (Was ist echt? Was nur gespielt?). Trotzdem bleibt Adentro mío estoy bailando aber ein Filmerlebnis aus frischer und unbekümmerter Perspektive und darf sich dank der innovativen Verknüpfung mit der jiddischen Off-Erzählung nun auch über die Auszeichnung als bester Erstlingsfilm der Berlinale freuen.

LN-Bewertung: 4/5 Lamas

Nachtschwärmen mit Kaktus

Foto: Leo Calzoni

Der Bus ist gerade weg. Und der nächste kommt erst in acht Stunden. Es sieht also so aus, als ob Hugo diese Nacht an der Haltestelle verbringen müsste. Ganz schön langweilig, wenn die einzige Aussicht auf Gesellschaft dabei in einem Kaktus mit Namen Adolfo besteht, den er in einem Blumentopf mit sich herumschleppt. Nicht, dass das den stillen Einzelgänger groß stören würde. Aber die Alternative ist verlockend: Das Mädchen mit der Fliegermütze auf der anderen Straßenseite schnorrt nicht nur eine Zigarette von Hugo, sondern lädt ihn gleich auch noch auf eine Kostümparty ein. Nach kurzem Zögern lässt sich Hugo auf das Angebot der quirlig-durchgeknallten Momo ein und los geht es auf eine vergnügliche und turbulente Reise durch die Nacht.

Sofía Auzas stimmungsvoller Debütfilm funktioniert von der ersten Sekunde an prima. Das liegt in erster Linie an seinen Hauptdarsteller*innen: Zwischen Juan Daniel García Treviño als Hugo und der sehr überzeugenden Rocio de la Mañana als Momo stimmt die Chemie. Dabei wird zum Glück nicht übertrieben auf Teeniefilm-Klischees herumgeritten. Stattdessen hauen sich die beiden mit viel Wortwitz Dialoge um die Ohren, bei denen kein Auge trocken bleibt. Die schlagfertige Momo behält hier zwar meist die Oberhand, doch im Laufe des Films lernt auch Hugo immer besser, ihr ordentlich Kontra zu geben.

Die Geschichte des Films wird in knackigen 70 Minuten erzählt, von denen dafür keine einzige verschwendet ist. Dass Hugo mit Adolfo unterwegs ist, hat einen traurigen Hintergrund: Den Kaktus hat ihm sein kürzlich verstorbener Vater hinterlassen und er ist auf dem Weg zu seiner Beerdigung. Seine Mission: Einen Platz finden, an dem es Adolfo gut ergehen wird. Das entpuppt sich aber als gar nicht so einfach, wie es klingt und die Suche wird durch einige Zwischenfälle unterbrochen. Denn Momo hat ein Geheimnis und keine Skrupel, den gutmütigen Hugo zur Ausführung ihrer Pläne einzuspannen. Wobei auch sie seine Hilfe noch mehr benötigt, als es zunächst den Anschein hat.

Sofía Auza ist mit Adolfo eine erfrischende Komödie gelungen, die mit authentischen Charakteren und einigen echten Lachern überzeugt. Die Inszenierung ist in sich stimmig, fast märchenhaft leuchten die Schauplätze und die Gesichter der Protagonist*innen in der Nacht. Dazu passt, dass der Film in keiner erkennbaren Stadt spielt. Nur Mexiko ist als Land durch Sprache und kulturelle Items wie Tacos vorgegeben. Adolfo ist ein gelungener Film für Jugendliche, weil er einen originellen und glaubwürdigen Ton findet, ohne abgedroschene Plattitüden zu benutzen. Kein Wunder, dass sich davon auch die Jury der Berlinale überzeugen ließ: Sie verlieh Adolfo den Gläsernen Bären für den besten Jugendfilm in der Sektion Generation 14plus.

LN-Bewertung: 4/5 Lamas

Die Suche nach dem Glück

© I Love You Chingos LLC

„The last one is a Republican!“ Dieser simple Spruch beim Wettrennen zwischen den Freund*innen Silvia Del Carmen Castaños und Estefanía „Beba“ Contreras, zugleich Regisseur*innen und Protagonist*innen des preisgekrönten Dokumentarfilms Hummingbirds, entspricht der lakonischen Stimmung, die ihn trägt. Es ist Sommer in Laredo, Texas, wo die mexikanische Grenze in Sichtweite ist. In wackeligen Handkamerabildern, die große Nähe erzeugen, wird das Leben der Freund*innen zwischen Bowling, Bingo und Border gezeigt. Beiläufig und doch unmittelbar beschäftigen sich die beiden mit schweren Themen, die ihre Lebensrealität bestimmen. Estefanías unsicherer Aufenthaltsstatus (sie hat keine gültigen Papiere), die drohende Abschiebung und die eigene Migrationsgeschichte, die beide seit Kindesbeinen bzw. noch im Mutterleib erlebt haben, bilden ein zentrales Thema dieser Doku. Wer den Grenzraum Mexiko-USA kennt, weiß, wie sehr der Austausch beider Welten dort den Alltag bestimmt. Die Doku zeigt die Lebenswelt der Chicano-Community, der aus Mexiko oder anderen Ländern Mittelamerikas stammenden Bewohner*innen der Borderlands zwischen USA und Mexiko. Dort sind auch  Silvia und Estefanía aufgewachsen und verwurzelt. Ihre Sprache ist Spanglish (US-amerikanisches Englisch durchsetzt mit spanischen Halbsätzen), der örtliche Wal-Mart akzeptiert mexikanische Pesos und an jeder Ecke werden Tacos oder Tamales verkauft.

In diesem Setting im geografischen Niemandsland, sehen wir Silvia, Estefanía und ihren Freund*innen einen Sommer lang zu. Wir sehen ihre jugendliche Lebensfreude, das Kichern Pubertierender, aber auch ihren entschlossenen Aktivismus. Sie kämpfen für die Legalisierung von Abtreibung und sind auf der Suche nach einer eigenen Identität ohne binäre Genderzuschreibungen und tradierten Rollenbildern. Das Gestern ist passé, die Zukunft hat noch nicht angefangen. Die Protagonist*innen befinden sich in der Schwebe zwischen Unbeschwertheit, Melancholie und dem Streben nach Glück.

Zurecht gewann Hummingbirds den mit 7.500 Euro dotierten Großen Preisder Jury in der Sektion Generation 14plus. In der Begründung der Jury heißt es: „Für einen berührenden und subtilen Blick in intime Momente eindrücklicher Charaktere, die mit ihrer Freundschaft wachsen […] Ihre Aktionen, Jokes, Lieder, ihr Lachen und ihre Körper sind politisch – und ein notwendiger Weg des Widerstandes.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

LN-Bewertung: 4/5 Lamas

Erschütternd wie ein Spielfilm

Am 9. Dezember des Jahres 1985 widerfuhr den Kläger*innen gegen die abscheulichen Verbrechen der argentinischen Militärdiktatur Gerechtigkeit. Nach einem über 6-monatigen Verfahren, dem sogenannten Prozess gegen die Juntas (Juício a las Juntas), verurteilte zum ersten Mal eine Demokratie selbst, die vorherigen Verbrechen der Diktatur im eigenen Land.

© Memoria Abierta

Bereits im vergangenen Jahr lief mit Argentina 1985 ein fiktionalisierter Film über den Prozess (mit Superstar Ricardo Darín in der Hauptrolle) auf dem Filmfestival in Venedig. Um die filmisch-dokumentarische Aufarbeitung der Verurteilung der Militärjunta hat sich nun Regisseur Ulises de la Orden verdient gemacht. Er vollendete die Mammutaufgabe, aus 530 Stunden Videomaterial der Gerichtsverhandlungen einen dreistündigen Dokumentarfilm zu destillieren. Der Vergleich mit dem emotionalen Argentina 1985 ist interessant. Denn El Juicio kommt ohne Interviews, ohne Off-Kommentar und fast ohne musikalische Untermalung aus. Das klingt im Zusammenhang mit der Länge erst einmal trocken. Dennoch steht er dem Spielfilm an Dramatik kaum nach, denn Regisseur de la Orden ist auch ohne diese Mittel eine packende und erschreckende Bestandsaufnahme über die Zeit der argentinischen Militärdiktatur gelungen. Zum einen liegt das an der gekonnten Montage des Filmes. De la Orden lässt die Zeug*innen und Anwälte als Gegenspieler*innen auftreten und legt ihre Strategien und Charaktere offen. Durch die sehr emotionalen Zeug*innenaussagen und das kalte und zynische Verhalten der angeklagten Militärs, das sich in Habitus und Argumentation ausdrückt, bleibt diesbezüglich nichts im Unklaren. Selten waren Gut und Böse so deutlich erkennbar, wie in diesem Prozess. Während die Opfer der Diktatur im Zeug*innenstand teils unter Tränen von unfassbaren Unmenschlichkeiten und Gräueltaten berichten, sehen die Angeklagten ihnen abschätzig zu, Zeitung lesend und Kette rauchend (Zigaretten waren 1985 im Gerichtssaal noch allgegenwärtig). Mehr und mehr fügt sich dabei ein Mosaik des Grauens aus den sieben Jahren der argentinischen Militärregierungen zwischen 1976 und 1983 zusammen.

Kindsentführungen, Gefangennahmen, Raub, Folter, Zwangsarbeit, Verschwindenlassen, kaltblütiger, massenhafter Mord: Zu jedem dieser Verbrechen sagt im Film mindestens ein*e Zeug*in in einer Deutlichkeit vor Gericht aus, die keinen Zweifel an der Wahrhaftigkeit der Aussagen lassen. Die Reaktion der Militärs: Gleichgültigkeit, Rechtfertigungen, sogar Unschuldsbeteuerungen. Man habe „christliche Werte gegen Marxisten“ verteidigen müssen, sehe sich einer „Inquisition“ und „Nürnberger Prozessen“ ausgesetzt, könne sich nicht erinnern, auf „menschliche Ziele“ geschossen zu haben oder nicht. Die Zeug*innen beklagen weinend, dass die Massengräber ihrer Kinder nicht einmal wieder zugeschaufelt worden seien – die Angeklagten beschweren sich, dass sie im Gerichtssaal auf zu schlechten Plätzen sitzen würden. Besser als sie selbst hätte niemand ihre kalte Grausamkeit und Weltfremdheit illustrieren können. Symbolisch dafür steht auch das Duell der Anwälte der beiden Parteien – der engagierte Julio Cesar Strassera (Anklage) gegen den schmierigen Juan Maria Orgeira (Verteidigung) – auf das Regisseur de la Orden den Film mehrfach fokussiert.

El juicio ist ein hervorragend geschnittener Dokumentarfilm über einen Prozess, der auch 40 Jahre nach Ende der Militärdiktatur nichts von seiner Relevanz verloren hat. Die Statements der gefolterten, entführten, ihres Hab und Guts und ihrer Kinder beraubten Menschen im Zeug*innenstand sind erschütternd und wegen der Ungeheuerlichkeit der geschilderten Verbrechen teils schwer zu ertragen. Wer sich dennoch auf die drei Stunden Dokumentation einlässt, bekommt ein eindrucksvolles Zeitdokument zu sehen, das in allen Facetten zeigt, was es bedeutet, in einer Diktatur zu leben. Dabei nimmt El juicio emotional so mit, dass man sich am Ende den Zuschauer*innen im Gerichtssaal anschließen möchte. Diese erhoben sich – obwohl eigentlich untersagt – geschlossen von ihren Sitzen, und klatschten laut Beifall, nachdem Chefankläger Strassera sein Schlussplädoyer beendet hatte. Seine letzten Worte lauteten: „¡Nunca mas!“ – „Nie wieder!“

Triggerwarnung: Drastische verbale Schilderungen von Gewalt und sexuellen Übergriffen

LN-Bewertung: 4/5 Lamas

Schmerzhafte Hingabe

Was bleibt von einem Menschen, wenn er sich an nichts mehr erinnern kann? Schon oft haben sich  Filmemacher*innen dieser Frage gewidmet und die Antwort war meist ein ernüchterndes: Nicht viel. In fiktionalen Werken wie Memento oder Die Bourne Identität lässt der Erinnerungsverlust Menschen zu getriebenen, empathielosen Kampfmaschinen werden. Wie Angehörige von Alzheimer-Patient*innen wissen, hat das mit der (nicht weniger schwierigen) Realität kaum etwas zu tun. Ein besonders schmerzhaftes Beispiel aus dem echten Leben hat die chilenische Filmemacherin Maite Alberi mit The Eternal Memory jetzt dokumentarisch verarbeitet.

© Micromundo, Fabula

The Eternal Memory folgt dem früheren chilenischen Fernsehjournalisten Augusto Góngora, der heute an Alzheimer leidet und pflegebedürftig ist und seiner Frau Paulina Urrutia, ehemalige Kulturministerin Chiles, die sich liebevoll um ihn kümmert. Das Besondere an Góngora ist – oder vielmehr war -, dass er sein Lebenswerk der Erinnerung gewidmet hat. Einer Erinnerung, die sich während und nach der Diktatur Pinochets mit deren Verbrechen und ihrer Aufarbeitung beschäftigt hat. Tragischerweise verliert gerade dieser Mann, der sein Leben der Erinnerungskultur gewidmet hat, nun nach und nach sein Gedächtnis.

Finanziell geht es dem Paar nicht schlecht, sie wohnen in einem hübschen Häuschen im Grünen, wo sich der Film auch zum großen Teil abspielt – unterbrochen nur von Archivmaterial, das kurze Flashbacks auf Augustos Leben und Arbeit wirft. Sein Zustand, das ist deutlich zu erkennen, verschlechtert sich im Laufe der Dreharbeiten des Films rapide. Herrschen am Beginn noch Lebensfreude und Optimismus vor („Ich möchte nicht sterben!“), schwindet diese im weiteren Verlauf der Dokumentation immer mehr. So liebenswert der alte Mann auch ist, es lässt sich nicht übersehen, dass er Dinge, die Paulina, seine Hauptbezugsperson ihm erzählt, nur noch wiederholt und nicht wirklich weiß, worüber er spricht. Am Bittersten ist, dass irgendwann das Gefühl entsteht, er sage gewisse Dinge nur, um ihr zu gefallen. Denn sie, die ihn nach wie vor sichtbar liebt (und ihn erst kurz vor Ausbruch seiner Krankheit nach 20-jähriger Beziehung geheiratet hat) reibt sich im Kontakt mit ihm völlig auf, versucht verzweifelt, ihm glückliche Tage ins Gedächtnis zu rufen („An was möchtest du dich heute erinnern?“), verliert fast die Fassung, als er sie eines Tages nicht mehr erkennt. Dass Augusto sich manchmal sogar für seinen Zustand entschuldigt, bestärkt noch das Gefühl einer schmerzhaften beiderseitigen Abhängigkeit.

Maite Alberi bleibt in ihrem filmischen Porträt sehr nahe an ihren beiden bekannten Protagonist*innen. Augusto und Paulina sind bis auf die Rückblenden aus Góngoras Leben und einem kurzen Besuch seiner Tochter die einzigen Personen, die im Film zu sehen sind. Dadurch entstehen große Intimität und viele berührende Momente, die angesichts der Privatheit des Gezeigten manchmal aber an der Grenze zum Voyeurismus stehen. Wenn Augusto in einem Anfall von Verzweiflung völlig die Orientierung verliert und bemerkt, er möchte nun nicht mehr lange leben, fragt man sich beim Zusehen, ob er wohl selbst seine Zustimmung dafür gegeben hätte, in so einem Moment potenziell von Millionen von Menschen beobachtet zu werden. Zudem macht die isolierte Fokussierung auf die Zweierbeziehung von Augusto und Paulina die Bewertung des Films zur Geschmackssache. Für die einen kann der Film als bewegendes Dokument von Liebe und Hingabe unabhängig von den Lebensumständen gesehen werden. Für andere könnte wegen des Verzichts auf eine externe Einordnung der Krankheit (beispielsweise durch  eine*n medizinische*n Expert*in) am Ende des Films nicht mehr als Schmerz und das Gefühl bleiben, dass der Kampf gegen Alzheimer selbst bei liebevollster Pflege ein hoffnungsloser Kampf gegen Windmühlen ist.

LN-Bewertung: 3/5 Lamas

Isoliert im Plattenbau

© María Grazia Goya

Nein, glamourös wirkt das alles wirklich nicht. Eine schmucklose Wohnung in einer anonymen Plattenbausiedlung am Rande der Großstadt, Jobs auf dem Bau oder als Call-Center-Agent, dazu draußen Berge von Schnee. Ob es das war, was sich die kubanischen Arbeitsmigranten, die der Dokumentarfilm Llamadas desde Moscú (Anrufe aus Moskau) zeigt, von ihrem Leben in Russland erhofft haben? Inwiefern es eine Verbesserung zu ihrer vorherigen Existenz in Kuba darstellt? Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren. Denn das Geschehen im Film fokussiert sich fast ausschließlich auf Telefongespräche, die sie nach Hause oder ganz selten auch mal mit dem Vermieter in Moskau führen. Und die meist nicht besonders aussagekräftig sind.

Das ist schade, denn die Ausgangssituation der vier Männer, die der Film begleitet, hätte Material für wesentlich mehr hergegeben. Alle vier sind homosexuell und aus Kuba nach Russland geflüchtet – in ein Land, in dem  jegliche positive Äußerung oder Darstellung zum Thema Homosexualität unter Strafe steht. Doch ihre Meinung zu den Widersprüchen und Gemeinsamkeiten in den so unterschiedlichen Gesellschaften wird von Regisseur Luis Alejandro Yero nicht erfragt. Wie fühlt es sich an, Migrant in Russland zu sein? Aus dem Sozialismus in eine immer repressiver werdende Autokratie zu kommen? Queer zu sein in einem Land, das queere Lebensweisen marginalisiert und diskriminiert? Gibt es überhaupt etwas, das sie heute noch mit diesem Russland verbindet außer der Visafreiheit, einem Relikt aus der gemeinsamen kommunistischen Vergangenheit?

Zu all dem hätten Eldis, Juan Carlos, Deryl und Dariel vermutlich viel zu erzählen gehabt. Zumal Llamadas desde Moscú im Februar 2022, nur wenige Tage vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs, gedreht wurde und die Anspannung spürbar ist (das Filmteam konnte sich mit einem der letzten Flüge vor der Ausreisesperre zurück nach Kuba retten). Stattdessen liegen sie meist apathisch auf Betten in einem möblierten Apartment herum, sehen oder filmen selbst TikTok-Videos und geben in ihren Telefonaten mehr oder weniger Relevantes über ihre neue Lebensrealität preis. Dazu sieht man spärliche Außenaufnahmen von der trostlosen, verschneiten Trabantenstadt um sie herum. Das Ganze unterstreicht den Eindruck, der von Beginn an gewollt ist: Kulturelle, menschliche und auch politische Vereinzelung in einer Umgebung, die fremder nicht sein könnte. Dadurch, dass Yero den Hintergrund seiner vier Protagonisten aber überhaupt nicht beleuchtet, gelingt es ihm auch nie, wirkliche Empathie mit ihnen zu erzeugen. So bleibt Llamadas desde Moscú am Ende nicht mehr als ein interessantes Projekt, das trotz der geglückten Darstellung von Isolation zu oft vergisst, sich um die Menschen dahinter zu kümmern.

LN-Bewertung: 2/5 Lamas

Schweigen ist Gold

Foto: Marcelo Iaccarino

„Kannst du nicht mal 10 Sekunden still sein?“ Felipe ist genervt. Eigentlich will er mit seiner Großmutter über seinen verstorbenen Vater reden, von dem alle mehr zu wissen scheinen als er selbst. Doch seine abuela, die er wie auch seine Mutter nur mit Vornamen anspricht, schweift immer wieder ab. Wenn sie es aber nicht schafft, über das Wesentliche zu sprechen, zieht Felipe ihr Schweigen vor.

Im Film Desperté con un sueño (deutscher Titel: Auch wenn ich nicht viel sage) des argentinischen Regisseurs Pablo Solarz geht es viel um die Relevanz des Unausgesprochenen. Felipe, ein Junge an der Schwelle zur Pubertät, lebt in La Paloma, einem kleinen Küstenort in Uruguay. Dort tut er die Dinge, die man eben tut in seinem Alter: Mit Freunden abhängen, Hip-Hop hören, an den Strand gehen. Aber er liebt auch das Theater und träumt von einer Schauspielkarriere. Trotz offensichtlicher Begabung spürt er, dass seine Mutter diesen Weg nicht gutheißen würde, auch wenn sie nicht sagt, warum. Deshalb schmiert Felipe sich seine Kleidung nach den Proben seiner Jugendtheatergruppe mit Matsch ein. Dadurch sieht es aus, als käme er direkt vom Fußballtraining – ein perfektes Alibi, das niemals hinterfragt wird. Die Verschlossenheit seiner Mutter beantwortet er so mit seinem eigenen Geheimnis. Und die Welt der Erwachsenen, an die Felipe sich annähert, verliert für ihn mit jeder unbeantworteten Frage an Geborgenheit.

Desperté con un sueño ist eine glaubhafte Darstellung eines Jungen auf der Suche nach seiner Identität, die für Kinder und Jugendliche genauso empfehlenswert ist wie für Erwachsene. Der Film wird getragen vom eindringlichen Spiel seines Hauptdarstellers Lucas Ferro. Der verkörpert Felipe mit so großer Präsenz und Ernsthaftigkeit, dass er oft reifer erscheint als viele ältere Menschen um ihn herum. Aber auch Regisseur Solarz, der selbst eine kleine, aber wichtige Rolle im Film übernimmt, schafft es, mit warmen und stimmigen Bildern Atmosphäre zu schaffen und die Zuschauer*innen in Felipes Gefühlswelten mitzunehmen. Nicht alles wird am Ende aufgeklärt und einige Figuren (speziell Felipes Mutter) hätten in der nur 75-minütigen Geschichte noch mehr Raum verdient. Aber vielleicht ist ja auch das Teil der Botschaft des Films: Nicht alles muss mit Worten gesagt werden, Schweigen und Reflexion können die wirklich wichtigen Dinge oft besser bewusst machen als zielloses Gerede.

LN-Bewertung: 4/5 Lamas

Unser kleines Schloss

Die Kühe, mal wieder. Ständig läuft eine weg, verirrt sich, wird krank oder bekommt Junge. Das schafft Justina nicht allein, da muss ihre Tochter Alexia ran. Aber die sitzt wie so oft in ihrem Zimmer und spielt Autorennen am Simulator nach. Nur zum Spaß, wie man zunächst denkt, doch weit gefehlt: Schließlich will sie so bald wie möglich eine ernsthafte Karriere als Fahrerin in der argentinischen Formel 4 starten (ja, die gibt es wirklich). Aber als gute Tochter lässt sie sich irgendwann von ihrer Mutter erweichen und schon bald ist mit den Kühen auch alles wieder in der Reihe.

© Mayra Bottero / Gema Films, Sister Productions

Der argentinische Regisseur Martín Benchimol hat sich mit El Castillo (Das Schloss) an eine Doku-Fiktion gewagt, die trotz des denkbar einfachen Settings wirklich gut funktioniert. Die frühere Haushälterin Justina hat ein schlossähnliches Landhaus von der Vorbesitzerin, die sie bis zu ihrem Tod gepflegt hat, vererbt bekommen. Nun ist sie zusammen mit der halbstarken Alexia (vom Vater fehlt jede Spur) Herrscherin über ein Gebäude im Hundertwasser-Stil, mit nicht weniger als 6 Badezimmern, üppigem Grundbesitz und einem ganzen Streichelzoo süßester Tiere. Allerdings liegt das Anwesen mitten im Nirgendwo, was zumindest Alexia nicht wirklich stillsitzen lässt: Es zieht sie nach Buenos Aires. Denn eine Rennfahrerinnen-Karriere und auch ein Sozialleben abseits von Videochats mit Freund*innen oder Fernsehen mit Mama und der herumwuselnden Tierherde wird es für sie nur dort geben können.

El Castillo ist abseits seiner hochsympathischen Hauptdarstellerinnen deshalb so ein interessanter Film, weil er einen Fall von Veränderung der feudalen Besitzverhältnisse dokumentiert. Dass eine frühere Haushälterin mit indigenen Wurzeln wie Justina ein Haus mit Grundbesitz von ihrer früheren Arbeitgeberin vererbt bekommt, dürfte in Lateinamerika auch heute noch die absolute Ausnahme darstellen. Doch die Hoffnung ist trügerisch, denn das früher bestimmt schmucke Schlösschen war bereits bei der Übergabe eine ziemliche Bruchbude. Durch klaffende Löcher im Dach regnet es in die Wohnung, die vielen schönen Bäder bringen wegen defekter Wasserleitungen nicht viel und laufende Kosten und Grundsteuern fressen das kleine Budget von Justina und Alexia auf. Als Einnahmequellen sind die Vermietung von Zeltplätzen für Angler auf dem Gelände oder der Verkauf der immer weniger werdenden Kühe und Einrichtungsgegenstände nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Und so ist Justina, obwohl besitzend, nach wie vor eine Gefangene ihrer früheren Arbeitgeberin. Denn die hat ihr eingeschärft, das Anwesen ja nicht zu verkaufen, sondern schön so weiterzupflegen, wie sie es zuvor auch schon ihr ganzes Leben – nur gegen Bezahlung – getan hat. Als wäre das nicht genug, lädt sich die Sippe der Verstorbenen in schöner Regelmäßigkeit auch noch selbst zu Familienfesten auf das Schlösschen ein (natürlich ohne zu bezahlen), genießt die Annehmlichkeiten in den noch vorzeigbaren Räumen und lässt sich wie eh und je von Justina bedienen. Ein weiterer Grund, warum Alexia, die eine kaum verhohlene Wut auf den unverschämten Clan schiebt, ihre Pläne vorantreibt, das Weite zu suchen. Martín Bechamel ist mit El Castillo ein höchst unterhaltsames Porträt zweier unverhoffter Grundbesitzerinnen gelungen, bei dem er Gefühl für Situationskomik und kreative Inszenierung zeigt (bei schlechtem Wetter lässt er das Schlösschen wie ein verwunschenes Geisterhaus wirken). Dabei sind die Geschichte und auch die Hauptdarstellerinnen identisch mit der Realität. Die Szenen mit der Großfamilie wurden allerdings mit Schauspieler*innen (die Familie des Regisseurs) nachgedreht. Dabei tut die Feelgood-Atmosphäre dem Filmgenuss sichtlich gut, verdeckt aber den Blick auf eine bittere Realität, die Benchimol zum Schluss etwas unter den Tisch fallen lässt: Ohne schnell eine verlässliche Einkommensquelle zu finden, steht das baufällige Schloss und mit ihm seine Besitzerinnen vor einer höchst ungewissen Zukunft.

LN-Bewertung: 4/5 Lamas

Zwischen dem Mythos von Bestrafung und Heilung

Nino lebt mit seiner Familie in Santiago del Estero, Argentinien. Im Alter von vierzehn Jahren ist er dabei, seine Sexualität zu erforschen. Weil er nicht der Norm entspricht, wird er Opfer homophober Angriffe. Um ihn vor Ausschluss und Häme zu schützen, beschließen seine Eltern, die Stadt vorübergehend zu verlassen und die ganze Familie zieht in den Forstbetrieb, in dem sein Vater arbeitet.

Foto: © Tu Vas Voir

In seinem neuen Zuhause inmitten eines dunklen, feuchten Waldes hat Nino Schuldgefühle wegen seiner sexuellen Begierden und weil er das Leben seiner Familie aus den Fugen gebracht hat. Seine 16-jährige Schwester Natalia, die sich von ihren Freund*innen entfremdet hat, verzeiht ihm nicht. Estela, seine Mutter, will Nino wieder auf den rechten Weg bringen und organisiert seine Konfirmation in der örtlichen Kirche. Die Predigten des Pfarrers verstärken Ninos Schuldgefühle, da ihm weisgemacht wird, dass das, was er fühlt und tut, in den Augen Gottes nicht richtig ist.

In dieser ländlichen Umgebung, in der sich Mythos und Religion vermischen, entdeckt Nino die Legende von Almamula, einem in den Bergen lebenden Wesen, das diejenigen entführt, die verwerfliche sexuelle Handlungen begangen haben.  Diese Entdeckung hilft ihm dabei den Kreislauf von Sünde, Bestrafung und Heilung des “cuerpo-territorio” (der in das Territorium verflochtene Körper) zu verstehen. Der Druck der bevorstehenden Konfirmationszeremonie belastet Nino, gleichzeitig wächst seine Faszination für die Almamula, die seine vermeintlichen Sünden an- und auf sich nehmen würde. In einem Prozess des Widerstands und der Suche nach Selbstbestimmung findet Nino in der Almamula die Möglichkeit der Rettung. Um ihr näher zu kommen, betet er zu ihr und geht ihr in den Wald entgegen. Die Schädigung des Waldes spielt in der Handlung zwar eine untergeordnete Rolle, bringt zugleich jedoch symbolisch eine zweite Ebene der Sünde ein: Die des Extraktivismus als Versündigung gegen die Erde. Diese zieht keine äußere, göttliche Strafe nach sich, sondern eine innere, den Verlust der Seele.

Regisseur Juan Sebastián Torales entwickelt einen absolut glaubwürdigen Familienkontext, in dem der Vater abwesend ist und seine Rolle in der extraktivistisch-kapitalistischen Gesellschaft erfüllt, die religiöse Mutter die mentale Belastung und Verantwortung für das moralische Gerüst der Familie trägt, während die Tochter ihren verborgenen, aber rebellischen Weg zur Emanzipation ihres Körpers erkundet.  In diesem Sinne fängt der Regisseur in seinem Debütfilm ein Spektrum sexueller Spannungen ein, das sowohl nachvollziehbar als auch anschaulich ist. Die filmische Besetzung mit den Schauspielern Cali Coronel, María Soldi (Eltern), Nicolás Díaz und Martina Grimaldi (Kinder) als Familienmitglieder lässt uns eine echte Dynamik spüren, die gleichzeitig konservativ und befreiend ist.

Obwohl das Übernatürliche in der Handlung eine starke Präsenz hat, setzt der Film nicht auf Spezialeffekte, sondern konzentriert sich auf realistische Aufnahmen, die mit kleinen Überraschungsmomenten gespickt sind. Die vom Regisseur geschaffene Atmosphäre lädt uns ein, Teil des Mythos zu werden, in dem die Existenz der Almamula oder der Mulaánima uns zu Überschreitungen provoziert und anregt und uns – jenseits der christlichen Dualismen – gleichzeitig bestraft und erlöst.

LN-Bewertung: 4/5 Lamas

Der Reiz der Oberfläche

„Sol, komm runter!“ Mit allen Mitteln versuchen die Familienmitglieder und Partygäste, das Mädchen vom Dach herunterzubekommen. Aber Sol hat keine Lust, denn sie will nur eines: Endlich ihren kranken Vater sehen, zu dessen Ehren die Veranstaltung stattfindet. Als man ihr auch noch mit einer Drohne auf den Leib rückt, reicht es endgültig: Ein Stein, ein gezielter Wurf und schon ist sie Elektroschrott. Als „rebellisch“ wird sie daraufhin von ihren Tanten bezeichnet, es sei „so eine Phase“.

© Limerencia

Dabei tut Sol nur das, was in Lila Ávilés zweitem Spielfilm Tótem den wenigsten gelingt oder erlaubt ist: Sie reflektiert ihre Empfindungen und fordert Zeit, sie zu verarbeiten. Die meisten anderen gehen auf im Trubel der Feier einer mexikanischen Mittelschichtsfamilie. Gefühlt unendlich viel Zeit wird in Vorbereitungen für Dinge investiert, die letztlich nur kurz dauern oder gar nicht gelingen. Wie der Kuchen, der ihrer Tante Nuri verbrennt, so dass sie die ganze mühevolle Arbeit erneut auf sich nehmen muss. Oft bleiben in der Hektik Kontakte flüchtig, Gespräche unvollständig. Streite brechen aus und werden abgewürgt, es ist keine Zeit dafür. Dabei hat die Familie eigentlich auch ohne das große Fest genug Sorgen, um die sie sich kümmern muss, denn es liegt ein dunkler Schatten auf ihr. Sols Großmutter ist bereits gestorben, ihr Großvater leidet an Kehlkopfkrebs im fortgeschrittenen Stadium und auch ihr Vater Tono kann sich wegen einer schweren Krankheit (welche es ist, wird nicht gesagt) kaum noch ohne Hilfe auf den Beinen halten. Das bringt die Familie sichtbar an ihre Grenzen, emotional und, wie im Laufe des Films immer klarer wird, auch finanziell. Jede*r geht mit dieser Belastung anders um, die Party ist gleichzeitig Ablenkung und Klebemittel, das die vielen unterdrückten Konflikte und Diskussionen übertünchen soll.

Lila Avilés hat mit Tótem ein mexikanisches Familienfest wie aus dem Bilderbuch porträtiert. Der Trubel, die Diskussionen um Essen und Vorbereitungen, die herumwuselnden Kinder und Tiere, das scheinbare Chaos, das letztendlich doch in einen überraschend geordneten Ablauf mündet, auch wenn nie alles funktioniert – wer jemals auf einer Veranstaltung dieser Art war, wird unzählige Dinge wiedererkennen. Das Problem von Tótem ist: Der Film ist selten mehr als das. So unverbindlich wie die Gespräche vieler Personen untereinander bleiben auch die Beziehungen vieler Charaktere. Was im wirklichen Leben zur Aufrechterhaltung der Harmonie oft notwendig ist, wird im Film zu einer verpassten Chance. In der Fiktion bestünde die Chance, angerissene Konflikte eskalieren zu lassen, Probleme ernsthaft anzugehen, die Dinge ans Licht zu zerren. Doch für diesen letzten Schritt fehlt Tótem der Mut. Am stärksten sind noch die Momente, in denen die Handlung sich auf Sol konzentriert. Sie ist die Einzige, die sich aus dem Strom der Ereignisse herauszuziehen und das Wesentliche zu destillieren versucht, während von den Erwachsenen keine*r ihre Sorgen ernst nimmt. Wann die Welt endet und ob ihr Vater sterben muss, fragt sie deshalb lieber den Sprachassistenten ihres Handys. Doch mehr und mehr gerät ihre Geschichte aus dem Fokus und Tótem erliegt – wie auch die Familie darin – dem Reiz der Oberfläche, indem mit Fröhlichkeit und Aktivität eine heile Welt beschworen wird. Oft geschieht das durch die vielen mexikanischen Bräuche, Anekdoten und Partybeiträge, die gut aussehen und unterhaltsam sind, aber letztlich nichts Signifikantes zur eigentlichen Geschichte beitragen können. Und so kann auch der (sehr späte) Kontrapunkt, den Totém setzt, nicht mehr die Tiefe herstellen, auf die der Film bis etwa zur Hälfte hoffen lässt.

LN-Bewertung: 3/5 Lamas

Auf einen Schlag erwachsen

Bei der Vorbereitung auf ihre Rolle der Ramona, die im Alter von 15 Jahren erfährt, dass sie schwanger ist, entschließt sich die Schauspielerin Camila Santana den Dingen auf den Grund zu gehen. Das heißt in ihrem Fall, sich auf die Suche nach jungen Frauen zu machen, die als Teenagerinnen oder als sehr junge Erwachsene schwanger werden. Die Gespräche, die sie im Folgenden mit mehreren Gruppen junger Frauen führt, sind Inhalt der Dokumentation Ramona.

© Jaime Guerra

Dabei gleicht der Film eher einer Versuchsanordnung, wechselt häufig das Setting und die Rolle der Befragten. Die oft wechselnden Einstellungen stellen eine Analogie zu den Fragen Camilas her, die versucht, sich die Erfahrungen der jungen Frauen zu eigen zu machen. Das uneindeutige Format, mal dokumentarisch, mal inszenierte Stellprobe und schließlich Elemente aus der Dokufiktion, spiegelt diese Suche treffend wider. Die Doku, die frei-assoziativ verschiedene Themen behandelt, verschwimmt in ihrer Form. Die befragten Mütter werden immer mehr zu handelnden Protagonistinnen. Zudem zeigt der Film eine Dominikanische Republik jenseits der Postkartenidylle, frei von Kitsch. Vielmehr wird ein ungeschöntes Bild des Lebens junger Heranwachsender in den Armenvierteln Santo Domingos gezeichnet. Durch das soziale Gefälle zwischen Camila und den schwangeren Teenagerinnen wird der Klassenunterschied verdeutlicht. Während Camila aus einer wohlhabenden Gegend zu kommen scheint und zunächst wenig Berührungspunkte zur Lebensweise der jungen Frauen aufweist, spielt Ramona beinahe ausschließlich in deren Umgebung, in der von Armut geprägten Comunidad de Gualey. Camila tastet sich suchend voran und kann sich dabei ihre Herkunft nicht zum Vorteil machen, im Gegenteil, sie ist die rubia, diejenige, die nicht dazu gehört. Trotzdem gelingt es ihr im Laufe der Zeit, sich zu integrieren und mit ihren Gesprächspartnerinnen auf Augenhöhe zu interagieren.

© Jaime Guerra

Die werdenden Mütter sind selbst noch beinahe Kinder, die bei ihren (meist alleinerziehenden) Müttern oder Eltern wohnen. So berichtet eine von ihnen, dass sie ihre Spielsachen noch im Zimmer habe und gelegentlich auch mit ihnen spiele.

Allgegenwärtig scheint der machismo, denen die jungen Mütter ausgesetzt sind. Die Kindsväter sind in der Regel abwesend und die Umstände der Schwangerschaften geprägt von patriarchalen Gewalterfahrungen. Besonders heftig ist hier die Schilderung einer Befragten davon, wie ihr Vater auf ihre Schwangerschaft reagiert habe. Schläge und Gewaltandrohungen prägen die Lebensrealität der Teenies. Dem gegenüber steht eine solidarische Schwesternschaft – der Berlinale-Begleittext nennt sie Schwesternschaft der 15 – aus der die jungen Frauen Kraft ziehen können und lernen, sich zu behaupten.

Mit Ramona ist der Regisseurin Victoria Linares Villegas eine stilistisch interessante Dokumentation gelungen, die vor allem auf den zweiten Blick viele Perspektiven eröffnet.

LN-Bewertung: 4/5 Lamas

Berührende Komödie

An der Zigarette ziehend, noch ein letzter Zug, eilt Arturo, selbst gespielt vom argentinischen Regisseur Martín Shanly, in die Kirche. Ist es seine eigene Hochzeit? Nein, die seiner besten Freundin. Ein Voiceover von Arturo beschreibt diesen Tag, den 30. März 2020, als den wahrscheinlich schrecklichsten Tag seines Lebens. Dieser Tag leitet die Zuschauer*innen durch den Film und lässt durch Rückblicke in die 2010er-Jahre nach und nach die sozialen Beziehungen, familiären Verhältnisse und Verluste des Protagonisten erkennen.

© Un Puma

Im Mittelpunkt dieser Komödie, die in der Sektion Forum läuft, stehen die Fehltritte, die den 30-jährigen Arturo durch sein Leben begleiten. Es tut fast weh, ihm dabei zu zusehen, in welche Situationen er sich begibt. In verschiedenen Episoden – wie die für seinen trans Mitbewohner bedeutende Busreise nach Patagonien oder dem überwältigenden Theaterstück seiner Schwägerin – spielen Teile seines Lebens selbst eine tragende Rolle.  Darin wird klar, dass Arturo ein guter und loyaler Freund, Bruder und Sohn ist, der versucht mit dem Alltag klar zu kommen, der sich aber doch immer wieder fehl am Platz fühlt. Fragen die sein Leben betreffen, nerven ihn und lösen Stress aus. Rückblicke auf Situationen mit seiner Mutter und seiner rebellierenden Schwester zeigen, dass jede auf ihre Art mit einem gemeinsam erlittenen Verlust im Jahr 2012 kämpfen und trotz der kleinen Anfeindungen eine tiefe familiäre Wärme und Zuneigung besteht. Der Höhepunkt des Films ist der Abend der Hochzeit, wo bei Arturo durch die unerwartete Begegnung mit seinem Ex-Freund sämtliche Gefühle von Verletzlichkeit und Einsamkeit hochkommen.

Ein eher abgedroschenes Thema, könnte man vielleicht denken: Ein Mann in der Quarterlife Crisis, der nichts auf die Reihe bekommt. Aber Martín Shanly kritisiert auf berührende Weise den gesellschaftlichen Diskurs, der sagt, dass du nur etwas wert bist, wenn du dich schneller und effizienter weiterentwickelst und schafft dadurch sehr viel mehr Tiefgang, als vielleicht zu Anfang erwartet.

Interessant ist die Kameraführung: Durch das Herauszoomen verlässt man Situationen oder Perspektiven verändern sich auf einmal. Emotionsgeladene Szenen folgen schnell auf langsame Erzählungen über den beiläufigen Ablauf des Alltags, was eine*n die Irrungen von Arturo nachvollziehen und aufwühlend empfinden lässt. Man nimmt selbst die Rolle von Arturo ein und identifiziert sich mit seiner Verwirrung, man empfindet aber gleichzeitig auch Mitgefühl und Fremdschämen.

Arturo a los 30 hat einen verwirrenden Plot, der langsam an Klarheit gewinnt. So auch Arturo, der sich zum Ende des Films im Sommer 2020 mitten in der Pandemie befindet und bemerkt, dass er nicht der einzige ist, der mit dem Leben struggelt. Dem Regisseur ist es gelungen, einen berührenden Film zu entwerfen, welcher einiges Schmunzeln, aber auch bittere Tränen auslöst.

LN-Bewertung: 4/5 Lamas

Dann lieber Kafka lesen

„Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.“ Dieser erste Satz von Franz Kafkas Verwandlung gehört in seiner Präzision nicht ohne Grund zu den berühmtesten Sätzen der Literaturgeschichte. Im Gesicht der Qualle, dem zweiten Langfilm der argentinischen Regisseurin Melisa Liebenthal, hört sich das so an: “Mein Gesicht hat sich verwandelt, das ist mein Problem!” Einigermaßen trotzig antwortet dies die Hauptfigur Marina einer Ärztin, die sie aus diesem Grund aufgesucht hat. Vor einem Monat habe es eine Schwellung gegeben, nachdem diese abgeklungen sei, sähe ihr Gesicht völlig anders aus.

Im Kleinen zeigt diese erste Szene schon das gesamte Grundproblem des Filmes: Auf die wirklich interessanten Aspekte dieser Verwandlung wird verzichtet. Nachdem Marina (Rocío Stellato) nun schon mehr als einen Monat mit dem „neuen Gesicht” lebt, sind der erste Schrecken und Schock scheinbar bereits gewichen und haben einer allgemeinen Verweigerungshaltung Platz gemacht. Offenbar ist sie nach der Verwandlung zu ihren Eltern und ihrer Großmutter zurückgekehrt, wollte ihrem Partner so verändert nicht begegnen, hat sich aus Arbeit und sozialen Medien zurückgezogen. Der Rest ist ein Mäandern durch alle möglichen Szenen ohne jeden Spannungsbogen: eine belanglose Affäre, Ölmalerei, verschiedene Untersuchungen und ein Ende, das die Betrachtenden vollkommen ratlos zurücklässt. Dazwischen gibt es immer wieder (sehr) lange Einstellungen von Tieren im Zoo und deren Interaktionen mit Besucher*innen, die wohl irgendwie mit dem Zitat von Rilke in der ersten Einstellung zusammenhängen müssen: „Mit allen Augen sieht die Kreatur das Offene.“

Ja, auch Tiere haben ein Gesicht, wer hätte das gedacht. Und ja, beim Tier wie beim Menschen lassen sich über bestimmte Ankerpunkte die Strukturen des Gesichtes erfassen. Immer wieder werden diese im Verlauf des Films mit einfacher Computergrafik in grünen Linien und Punkten gezeigt, ohne tatsächlich zur Handlung oder zur Filmästhetik beizutragen. Überflüssig anzumerken, was Liebenthal alles aus dieser Geschichte hätte machen können, vor allem angesichts der Brisanz der zunehmenden Gesichtserkennung, aber auch was die Fragen der Identität im Blick der anderen angeht. So bleibt der Film in der Handlung, dem Spiel der Hauptfigur und auch in seinen filmischen Mitteln vor allem eines: flach.

LN-Bewertung: 1/5 Lamas

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