Schon die ersten Takte des neuen Albums von La Yegros laden mit einem fetten, basslastigen Beat zum Tanzen ein. Beinahe 40 Minuten dauert dieses Fest namens Suelta, eine explosive Mischung aus südamerikanischer Folklore, angereichert mit Elementen elektronischer Musik. Suelta el dolor, den Schmerz loslassen, darum geht es.
La Yegros ist vor allem Mariana Yegros, aufgewachsen in Morón, einem Vorort von Buenos Aires und nun im südfranzösischen Montpellier wohnhaft. Ihre Eltern stammen aus der an Paraguay und Brasilien grenzenden argentinischen Provinz Misiones und brachten sie früh mit der dort typischen Folklore in Kontakt. Wohl auch deshalb ist die Sängerin, die gerne als Königin des digitalen Cumbias bezeichnet wird, nicht nur auf diesen Stil limitiert. Auch andere Varianten der nordargentinischen Folklore, wie Chamamé, Carnavalito, Huayno und Chacarera sind in ihrer Musik präsent. Der von treibender Percussion, Charango, Akkorden und andinden Flöten getragene Sound wird von den elektronischen Klängen gelungen ergänzt. Zwischendurch klingen auch rockige Töne durch, wie im kämpferischen Sube la Presión. Cuando, ein Lied, welches in zwei verschiedenen Arrangements vertreten ist, erinnert in der von Streichern dominierten, das Album abschließenden Version ein wenig an einen französischen Chanson.
La Yegros singt von klassischen Themen der Folklore, wie der Schönheit der Natur, von den Anden bis in die Selva, dem Tanzen oder der Liebe. Manchmal ist die Stimmung melancholisch, aber nie verzweifelt, eher kämpferisch. Dabei sticht besonders das feministische Tenemos Voz hervor, welches die schottische Musikerin Soom T. durch einen ungewöhnlichen, da englischsprachigen, Rap-Part bereichert. Unterstützt wird La Yegros von ihrem argentinischen Produzenten Gaby Kerpel, unter dem Namen King Coya als Urgestein der elektronischen Folklore bekannt. An Suelta wirken darüber hinaus Eduardo Cabra, besser bekannt als Visitante vom puerto-ricanischen Duo Calle 13, und Jori Collignon von der südafrikanisch-niederländischen Band Skip&Die als Gastproduzenten mit. Auch Daniel Martín, Komponist von La Yegros’ bekanntestem Lied Viene de mi, steuert wieder einige Songs bei. Das Album erscheint auf ihrem eigenen Label Canta la Selva. Sehenswert sind übrigens auch die aufwendig gestalteten Musikvideos, im Besonderen das zu Tenemos Voz, in dem ein reales Wandgemälde trickfilmmäßig zum Leben erweckt wird.
Vor allem aber ist La Yegros eine Liveband, die in den sechs Jahren ihres Bestehens bereits unzählige Konzerte in über zwanzig verschiedenen Ländern gespielt hat. Ihre ausgedehnte Tour, die sie erst quer durch Europa und dann Südkorea führt, hat bereits begonnen. In Deutschland gibt La Yegros drei Konzerte. Am 27. April in Kassel, am 7. Mai in Berlin und am 25. Juli in Würzburg. Wer ein bisschen loslassen möchte, dem sei ein Besuch empfohlen.
La Yegros´ Konzerte in Deutschland im Sommer 2019:
07.05. Berlin @ Gretchen, Support: Louie Prima, Event: https://www.facebook.com/events/313326652647004/
25.07. Würzburg @ Hafensommer Würzburg, Link: https://www.hafensommer-wuerzburg.de/programm/programm-details/latina-beatz-somos-guerreras-la-yegros.html
16.07. Stuttgart @ Sommerfestival der Kulturen, Link: https://sommerfestival-der-kulturen.de/