„LASSEN WIR MEINEN VATER NICHT ALLEIN, ER KÄMPFTE FÜR VIELE“

Vater, wo bist du, wo bist du?

Ich suche dich überall, an jedem Ort, in jedem Objekt, das du mit deinen Händen gegriffen hast; ich suche dich in meinen Träumen, aber ich sehe dich nicht.

Ich sehe weder dein Gesicht, noch deinen großen, bereits verbrauchten und ein halbes Jahrhundert alten Körper.

Ein halbes Jahrhundert lang hast du für viele gekämpft, gabst, was du hattest, gabst uns, deinen Söhnen und meiner wundervollen Mutter, mit Hingabe das Menschlichste in dir.

Wer soll mich nun aufklären, wer schenkt mir nun haufenweise Bücher, wer umarmt mich jetzt, wie du es getan hast, wer applaudiert mir nun für meine Erfolge, wer wird mir je diese warmherzige Liebe zukommen lassen?

Sie haben mir deine Liebe genommen, sie haben mir die Hälfte meines Herzens genommen. Du hast mir mein Herz gestohlen und hierfür meine Zuneigung gewonnen. Ich habe dir das Beste in mir gegeben: meine Liebe. Ich kann dich in jedem Schritt, in jedem Vers, den ich lese, in jedem Gedicht, das du und ich geschrieben haben, spüren.

Ich blieb zurück mit deiner Musik, deinen Filmen, deinen Büchern, deinen Brillen, deinen Füllfedern ohne Tinte, mit deinen Umarmungen, deinen Küssen, deinem Lachen; ich kenne dich auf die tiefsinnigste Art und Weise.

Nun, nun liegst du in meinen Armen und ich umarme und streichle dich, so wie du es getan hast, als ich noch ein Baby war. Nun ist es an mir, nun gehe ich mit dir, wir trinken zusammen Bier und wir singen gemeinsam.

Ich werde mir nun häufiger das Morgendämmern anschauen, ich werde während ihrer Saison die Enten beobachten, ich werde an die Orte gehen, an denen du verkehrtest, ich werde jede einzelne Person umarmen, die mich an dich erinnert, denn es wäre dann so, als ob ich deine Liebe in anderen umarmen würde, es wäre wie dich zu umarmen und dich wieder zu spüren.

Du warst die Person, die mich am meisten motiviert hat. Vielleicht sind wir sehr unter­schiedlich, aber du bist das beste Vorbild, das ich in meinem Leben habe, weil du immer getan hast, was du wolltest, erreicht hast, was viele gerne erreicht hätten, die Nacht durchgehalten hast, geweint, gesungen, getanzt und gelacht hast, in den schwierigsten Momenten deines Lebens. Nun hast du Frieden und das ist, was ich für dich will. Und zweifle nicht daran, ich werde meinen Kindern von dir erzählen, ich werde ihnen sagen, wie mutig und was für ein Supertyp du warst, ich werde dir mit meiner Liebe zu ihnen nacheifern, und für mich wird es die Weise sein, dich weiter lebendig zu halten, dich bei mir und allen zu behalten.

Als du schon tot warst, habe ich dir ins Ohr geflüstert, dass wir dich niemals vergessen werden, und so wird es sein, Vater: Ich werde deinen Arm bei jeder Verbesserung heben, werde grüßen so wie du es getan hast, weil ich du bin. Jedes Mal, wenn Gerechtigkeit geschieht, wird sie auch in deinem Namen geschehen.

Das ist nur ein kleiner Teil dessen, was ich dir sagen will, und wenn du zurückkehrst, wirst du hier dein Haus haben, deinen Stuhl, deinen Kaffee und all unsere Liebe, all derer, die dich lieben.
Lassen wir meinen Vater nicht allein, es bedarf der Hilfe aller. Das ist alles, worum ich bitte.

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