Foto: Kellys Portillo @alharaca_sv
In Gedenken an die Stonewall Riots 1969 in New York finden jährlich im Juni und Juli Pride-Veranstaltungen („Stolz“) und Demonstrationen für die Rechte von Personen aus der LGBTIQ–Community statt – so auch in der großen Mehrheit der lateinamerikanischen Länder.
Mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten wurden am 24. Juni und an einigen anderen Tagen die Straßen vieler Städte des Kontinents von den Regenbogenflaggen der marchas de orgullo geschmückt. Mancherorts wurde mit lauter Musik und Tanz auf thematischen Wägen gefeiert, im Zentrum sollten jedoch die jeweiligen politischen Forderungen der Organisator*innen und Teilnehmer*innen stehen.
Der Pride-Tag in Santiago de Chile, der wegen Regenwetters einen Tag verschoben werden musste, erreichte laut den Organisator*innen mit über 180.000 Teilnehmenden historische Größe. Diese Protestierenden forderten insbesondere die Reform des Antidiskriminierungsgesetzes Zamudio sowie den Aufbau einer Antidiskriminierungsstelle.
Unter dem Motto ¡Libertad, justicia, dignidad. ¡A nosotres jamás nos borrarán! („Freiheit, Gerechtigkeit, Würde. Sie werden uns niemals ausradieren!“) wurde in Mexiko-Stadt als Hauptforderung die Sichtbarkeit der auch innerhalb der LGBTIQ–Community am meisten marginalisierten Gruppen ins Zentrum gesetzt. Außerdem forderten die Demoteilnehmer*innen die legale und gesellschaftliche Anerkennung von trans* und nicht-binären Identitäten. Die Rechte und Selbstbestimmung von trans* Personen standen auch in Bogotá im Fokus (Ley integral trans ¡Ya!, übersetzt: „Integrales Trans-Gesetz, jetzt!“). Mit über 100.000 Personen nahmen auch hier mehr Menschen als jemals zuvor am Demozug teil.
São Paulo feiert jährlich eine der weltweit größten Pride-Demonstrationen. Auch dieses Jahr kamen am 11. Juni große Mengen an Menschen zusammen, um das Ende der desaströsen Regierung Bolsonaro zu feiern und Forderungen an die neue Regierung zu formulieren. „Soziale Politiken für LGBT: Wir wollen sie komplett, nicht nur die Hälfte“, lautete das dazu passende Leitmotiv.
Auch in Venezuela, Bolivien, Ecuador, Peru und Paraguay fanden Pride-Veranstaltungen mit Forderungen nach Gesetzesänderungen im Antidiskriminierungsbereich, Gleichberechtigung (zum Beispiel durch die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen) und für den Kampf gegen Hassrede und Hassverbrechen statt.
In Zentralamerika legte das Pride-Fest in El Salvador mit dem Motto Mi identidad, mi orgullo („Meine Identität, mein Stolz“) den Fokus auf das Thema Identität. Wie auch in anderen Ländern bezogen sich die Organisator*innen dabei nicht nur auf sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität, sondern schlossen andere Identitätsaspekte intersektional mit ein. Panama-Stadt schloss mit dem Thema diverse Familien und Ehe für alle an aktuelle Entscheidungen des höchsten Gerichts des Landes an, das vor einigen Monaten gegen die Ehe für alle als Menschenrecht entschied.
In weiteren Städten und Ländern wurden ebenfalls Demonstrationen organisiert, in manchen, wie Guatemala, Uruguay und Argentinien, stehen diese noch aus. So unterschiedlich die Bedingungen in den verschiedenen Ländern für die queere Bevölkerung sind, so divers sind auch deren Forderungen. Eines teilen sie jedoch alle – sie kämpfen weiter!