
Seit dem 6. August 2025 trauert die Welt der Salsa und des Latin Jazz um einen ihrer größten Architekten: Eddie Palmieri, Pianist und Komponist mit puertoricanischen Wurzeln, ist im Alter von 88 Jahren in seiner Heimatstadt New York verstorben.
Bekannt als „El Rompeteclas“ (Der Tastenbrecher) oder „El Emperador de la Salsa“ (Der Kaiser der Salsa) hinterlässt Palmieri ein unauslöschliches Erbe in der Geschichte der Afro-lateinamerikanischen Musik. Sein innovativer Stil prägte die Entwicklung der Salsa seit den 60er-Jahren und entwickelte sie in den folgenden Jahrzehnten stets weiter.
Als Sohn puertoricanischer Migrant*innen wuchs Palmieri im Herzen von Spanish Harlem (auch El Barrio) auf, umgeben von den lateinamerikanischen Klängen und Rhythmen der Diaspora. Durch die Gründung des legendären Orchesters „La Perfecta“ definierte er die Interpretation und den Sound der Salsa der 60er-Jahre neu. Mit diesem Projekt markierte Palmieri einen Wendepunkt im Genre: Aufbauend auf Einflüssen der Salsa Cubana, die sehr eng mit dem Tanz verknüpft ist, schuf er Musik, die zum Hinhören und Nachdenken anregte. Seine Stücke spiegelten das Leben im Barrio wider, die Erfahrungen der puertonicanischen Diaspora in den Straßen New Yorks und den Puls des „Pueblo“ – ein Ausdruck von Identität und sozialem Protest. Er entwickelte die „Palmieri-Methode“, eine Technik, bei der Posaunen und Klavier unabhängig voneinander agieren, als führten sie eigenständig Soli, um schließlich in einer einzigartigen Harmonie zusammenzufinden. Das Resultat ist ein aggressiver und kraftvoller Sound, der die Konventionen seiner Zeit provozierte und sprengte. Mit acht Grammy Awards und Kooperationen mit Ikonen wie Rubén Blades, Celia Cruz, Willie Colón, Héctor Lavoe und Johnny Pacheco brachte Palmieri seine Musik auf die Bühnen der Welt. Er griff Genres wie den Jazz auf, verband karibische Wurzeln mit avantgardistischen Klängen und politischen Texten. Seine „rebellische Trilogie“ – Justicia (1969), Superimposition (1970) und Vámonos pa’l monte (1971) – ist ein klassisches Beispiel seines Schaffens, in dem Themen wie Migration, Minderheitenidentitäten und das Leben im Barrio eingefangen werden. Palmieri machte seine Musik zu einem politischen Akt – ein Ausdruck von Würde und Auflehnung – und erwarb sich so den Respekt bedeutender Musiker*innen unterschiedlichster Genres.
Trotz Konflikten mit der Musikindustrie und verschlossenen Clubtüren blieb Palmieri seinem Stil stets treu. Was seine Musik auszeichnete, war ihre Kompromisslosigkeit: Sie entwickelte sich ständig weiter, ohne je ihre Essenz zu verlieren. Sein Werk lädt dazu ein, nachzudenken, zu analysieren und zu träumen – eine Mischung aus Aggressivität, Gefühl und Authentizität. Sein Tod hinterlässt eine schmerzliche Lücke. Doch sein Erbe lebt in jedem Takt der Salsa und des Afro-Latin Jazz weiter, die er für immer geprägt hat.




