50 Jahre LN | Aktuell | Nummer 595 - Januar 2024

50 Jahre alt wird man nicht alle Tage

Die LN-Redaktion blickt zurück und nach vorn

Die Redaktion
Redaktionssitzung auf der Dachterrasse Hier entsteht gerade die Jubiläums-LN zum 50. Geburtstag (Foto: Jan-Holger Hennies)

Was für ein Jahr! Ein wenig erschöpft, aber ziemlich zufrieden blicken wir dieser Tage auf unser zu Ende gehendes Jubiläumsjahr zurück. Es hinterlässt vor allem schöne Erinnerungen: Wir haben mit LN-Gründer*innen und Ehemaligen unseren 50. Geburtstag gefeiert, für den LN-Film und die Jubiläumsausgabe in unseren Archiven gekramt, Veranstaltungen organisiert und 50 Jahre nach dem Putsch gegen Allende Aktivist*innen aus Chile empfangen. Und, wir hätten es fast vergessen: Wir haben wie üblich auch in diesem Jahr zehn Ausgaben der LN produziert und gedruckt. Es war ein volles Jahr, und vieles davon haben wir zusammen mit dem Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL) auf die Beine gestellt, unserer Schwesterorganisation und Nachbarin im schönen Mehringhof. Dafür sagen wir Danke an alle Beteiligten!

Wie vielen Menschen LN seit 50 Jahren etwas bedeutet und sie dazu motiviert hat, ehrenamtlich mitzumachen, zeigte sich in Berlin schon am 8. Juli: Von nachmittags bis zum frühen Sonntagmorgen wurde gefeiert und getanzt – erst auf der Dachterrasse und dann im Clash, inklusive Einlassstopp wegen drohender Überfüllung und natürlich Cumbia und Caipirinhas. Alle Generationen waren dabei, von den Gründer*innen bis zur aktuellen Redaktion: LN verbindet.

Veranstaltung “Die Internationale der Nationalen” Rechte Netzwerke und ihre Verbindungen zwischen Deutschland und Lateinamerika (Foto: Jara Frey-Schaaber)

Als Kollektiv und als Zeitschrift haben uns in diesen fünf vergangenen Jahrzehnten viele Themen bewegt und treiben uns bis heute um. In unserer Jubiläumsausgabe und der Veranstaltungsreihe sind wir auf die wichtigsten eingegangen: Mit den Besucher*innen von MODATIMA aus Chile ging es, einen Tag vor dem 50. Jahrestag des Putsches, um Neoliberalismus und das Erbe der Diktatur. Am Beispiel Kolumbien sprachen wir über Extraktivismus und Spielräume linker Politik heute. Ende Oktober blickten wir auf rechte Netzwerke zwischen Deutschland und Lateinamerika und die „Internationale der Nationalen“. Vertreter*innen von Zentralamerika-Solidaritätsbewegungen und Kollektiven der lateinamerika­nischen Diaspora diskutierten über Illusionen, Hoffnungen und Kämpfe, Aktivist*innen aus feministischen Zusammenhängen von damals und heute darüber, was sie verbindet oder in Zukunft noch mehr verbinden könnte. Auch für uns als Redaktion und politisch aktive Menschen waren diese Veranstal­tungen wichtige Orte des Austauschs, von denen wir viel für unsere Arbeit mitnehmen.

Wir haben in diesem Jahr viel darüber geredet, warum es LN gibt und bis heute braucht. Aktuelle Entwicklungen wie der Wahlsieg des ultrarechten Javier Milei in Argentinien oder der hiesige Aufstieg der AfD sind einige der vielen Beweise, dass der Bedarf an kritischer Gegenöffentlichkeit alles andere als überholt ist. Und auch geografisch ging es in diesem Jahr zurück zu den Wurzeln: Im April reiste unsere Film-AG an den Gründungsort der Chile-Nachrichten, einem Haus der LN-Gründer*innen Urs und Clarita Müller-Plantenberg in Hessen. Im September dann hat der (teils auch dort gefilmte) Dokumentarfilm Donnerstags, 19 Uhr Premiere gefeiert. „Jedes Heft ist ein kleines Wunder“, sagt Gründer Urs darin. Wir freuen uns riesig, dass es mit dieser schönen Doku ein filmisches Zeitdokument über 50 Jahre LN gibt.

Dieses Jahr haben wir uns auch vorgenommen, mehr Latines für die Mitarbeit in der Redaktion zu gewinnen sowie die Vernetzung mit Kollektiven der lateinamerikanischen Diaspora in Berlin zu vertiefen. Mehrere dieser Gruppen haben in den LN Texte veröffentlicht und gemeinsam mit uns Veranstaltungen organisiert.

Blick ins Archiv und in die Zukunft Schaffen die LN nochmal 50 Jahre? (Foto: Jan-Holger Hennies)

Und, schaffen die LN noch einmal 50 Jahre? „Aaaach, so lange Prognosen …“, weicht Martin Ling, der seit 1989 in unserer Redaktion ist, dieser Frage im Film beinahe aus. Aber ja, wie geht es denn weiter? Zunächst zieht nach diesem vollgepackten Jahr wieder etwas Normalität ein: Wir bauen jeden Monat ein kleines Wunder zusammen und arbeiten die vielen neuen Redakteur*innen ein, die in den vergangenen Wochen den Weg in unsere Redaktion gefunden haben. Das freut uns sehr, denn so erneuert sich unser Kollektiv wieder und wieder. Gleichzeitig gilt es, auch bei diesem Generationswechsel zu erhalten, was LN seit 50 Jahren war und ist: kritisch, solidarisch und unabhängig!

Im Februar steht dann unser nächster Finanzcheck an – und da wird der zweite Teil von Martins Antwort wichtig: „… fünf Jahre wären schon gut!“. Denn es wird nicht einfacher, dieses Projekt, das uns allen so am Herzen liegt, finanziell über die Runden bringen. Die Produktionskosten steigen, gleichzeitig wollen wir unsere Bürostelle fair entlohnen und dabei die Preise für unsere treuen Abonnent*innen nicht erhöhen.

Woher soll das Geld also kommen? Da könnt ihr, die ihr bis hier gelesen habt, sicher helfen: Erzählt doch euren Freund*innen von den LN oder verschenkt ein Abo! Guckt euch unsere verschiedenen Aboarten (von Probe- über PDF- bis Förderabo!) und unsere tollen Prämien (vom Buch von Rita Segato bis zur FDCL-Broschüre!) an und erzählt davon weiter. Schon 100 neue Abos wären für uns ein riesiger Erfolg – nicht nur, weil sie uns finanziell weiterhelfen, sondern auch, weil wir uns freuen, wenn die LN gelesen werden! Eine große Hilfe ist aber auch eine – Deine! – Spende an LN: Damit können wir unsere zusätzlichen Kosten decken und schon mit kleinen Dauerspenden, zum Beispiel zehn Euro im Monat, auch längerfristig planen. Als Dankeschön für jede Spende versenden wir das Passwort, mit dem ihr unseren Jubiläumsfilm über 50 Jahre LN anschauen könnt.

Obwohl es sich manchmal selbstverständlich anfühlt, dass die Produktion der LN weitergeht, weil es immer geklappt hat, sehen wir in unserem Umfeld öfter, dass dies nicht der Fall ist: Mehrere kleine Zeitschriften haben in diesem Jahr die Türen geschlossen. Als Redaktion ist es nicht nur wichtig, bei der Verschickung ein reales Produkt in den Händen zu halten, es macht auch Spaß, im Kollektiv zu arbeiten und dabei Fähigkeiten zu erwerben und Erfahrung zu sammeln. Wir freuen uns, in den kommenden Jahren mit euch weiter auf diese Reise zu gehen.

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