Agroexport unter ökologischem Anpassungsdruck
EU-Produktanforderungen – ein Instrument zur Durchsetzung nachhaltigeren Wirtschaftens?
Die Wirtschaft hat die Zeichen der Zeit erkannt. Die westlichen DurchschnittskonsumentInnen verlangen immer häufiger nach “Öko-Qualität”. Man reagiert zunächst vor allem mit Etiketten – Ecolabeling. Auch in den großen Supermärkten wird immer mehr “biologisch Abbaubares” und “ökologisch Angebautes” angeboten. Selbst die Automobilunternehmen bieten “grüne” Fahrzeuge an oder den Öko-Golf. Schließlich glänzt die deutsche Chemieindustrie momentan mit ganzseitigen Anzeigen in Tageszeitungen, um den LeserInnen die “Nachhaltigkeit” ihrer Produktionsweise nahezubringen. Jenseits des vielfachen Etikettenschwindels ist jedoch tatsächlich etwas in Bewegung gekommen. Durch Produktnormen und gesetzliche Bestimmungen wie etwa die Gefahrstoffverordnung oder das Chemikaliengesetz, in neuester Zeit zudem durch die Etablierung eines Ökoaudits (interne Betriebskontrollen zur Erstellung von Ökobilanzen) werden die Produktionskreisläufe in Unternehmen stärker unter die Lupe genommen. Eine wachsende Zahl von Firmen geht inzwischen Selbstverpflichtungen ein und kann sich nach Umstellung ihrer Produktion berechtigte Hoffnungen auf wachsende Marktanteile machen. Unterstützt wird dieser Prozeß durch die Vergabepolitik öffentlicher Verwaltungen. Auf nationaler Ebene gibt es seit 1977 ein Umweltzeichen, das weitgehend unabhängigen, wissenschaftlichen Kriterien genügt. Auf internationaler Ebene strebt man eine einheitliche Produktnormierung an und die EU hat schließlich 1992 ebenfalls ein Umweltzeichen eingeführt. Die Anforderungen, die an europäische Produkte gestellt werden, sollen ebenso für außerhalb der EU erzeugte Waren Gültigkeit haben. Davon sind zum Beispiel auch Agrarprodukte aus lateinamerikanischen Ländern betroffen.
Rahmenbedingungen für Agrarexporte des Südens
Zwischen 1970 und 1992 ist der Anteil Lateinamerikas am Welthandel von 5,6 auf 3,3% zurückgegangen. Das internationale Handelsklima ist durch einen wachsenden Protektionismus des Nordens geprägt gewesen, der die Länder Lateinamerikas jährliche Exporteinnahmen von ca. 40 Mrd. US-Dollar gekostet hat. Dabei sind es vor allem die nichttarifären Handelshemmnisse, die dem Süden zu schaffen machen. Ende 1990 hatte der GATT 284 solcher Exportrestriktionen registriert, wovon allein 59 auf landwirtschaftliche Produkte entfielen. Gleichzeitig subventionieren die Industrieländer ihre Agrarproduktion mit jährlich ca. 300 Mrd. US-Dollar. Darüber hinaus leiden vor allem arbeitsintensive Branchen, die aufgrund niedriger Lohnkosten bestimmten Ländern überhaupt erst eine Wettbewerbschance einräumen, unter Handelsbeschränkungen. Dies trifft vor allem auf die Textilbranche zu. Der Verfall der Agrarpreise seit den 80er Jahren hat Lateinamerika wegen seiner hohen Abhängigkeit von diesen Exporterlösen, die zwei Drittel der Gesamterlöse ausmachen, schwer getroffen. Die FAO beziffert den Preisrückgang in den letzten Jahren auf 26%. Die Schuldenlast und die einseitige Ausrichtung auf den Export weniger Agrarprodukte hat viele Länder dazu gezwungen, die Produktion von Primärgütern noch zu verstärken. Dies führte jedoch zu einem Überangebot und beschleunigte damit den Preisverfall landwirtschaftlicher Produkte weiter. Der wachsende ökonomische Druck auf die Länder des Südens hat einer immer bedingungsloseren Ausbeutung von Rohstoffen und einem rücksichtsloseren Umgang mit Ressourcen weiter den Weg geebnet. Bisher stellt gerade die nahezu uneingeschränkte Umweltzerstörung einen komparativen Kostenvorteil der Länder des Südens dar. Der Berücksichtigung externer Kosten stehen mehr denn je die Sachzwänge des Weltmarktes entgegen. Gleichzeitig beginnt die auch für ihren Außenhandel relevanter werdende Umweltpolitik der Industrieländer, die Länder des Südens unter einen neuen Anpassungsdruck zu stellen. Ein wichtiges Instrument ist in diesem Zusammenhang die Vergabe von Gütesiegeln für Waren, die auch lateinamerikanische Exportproduzenten in Zukunft zwingen wird, Nachweis über ökologische Produktionsmethoden zu führen.
Ökologischere Holzprodukte aus Chile?
Chile ist eines der Länder, dem es – von vielen inzwischen gar als “Modellfall” gefeiert – gelungen ist, insbesondere durch die Diversifizierung seiner Agrarexporte ein erstaunliches Wachstum zu erzielen. Neben dem traditionellen Exportrohstoff Kupfer sorgen vor allem Holzwirtschaft und Fischerei für die hohen Exporterlöse. Die holzverarbeitende Industrie wird als eine der Branchen betrachtet, mit der Chile den Einstieg in die “zweite Phase der exportorientierten Industrialisierung” gelingen könnte.
Überwiegend auf ausgelaugten Flächen wurden, seit Mitte der 70er Jahre mit staatlicher Förderung Pinus radiata- und Eukalyptus-Plantagen angelegt. Die intensive Forstproduktion erfolgte überwiegend zur heimischen Zellstoffproduktion sowie zum Export von Holzchips. Weitere 10% des Holzverbrauchs werden durch die Waldnutzung gesichert. Auch hier macht die Holzchip-Produktion den größten Anteil aus, dazu kommt die Möbelproduktion sowohl für den heimischen als auch den nordamerikanischen und europäischen Markt. Ungefähr 80% der Wälder werden von der lokalen Bevölkerung zur Entnahme einzelner Bäume oder von Totholz als Brennholz genutzt. Die Ausdehnung der Plantagenbewirtschaftung hat zu einer Besitzkonzentration in den Händen weniger Unternehmen geführt, während Kleinbesitzer zur Aufgabe gezwungen waren und in die Städte migrierten. Die größten ökologischen Probleme bereiten ebenfalls die Plantagen. Ihre Anlage findet zwar auf überwiegend ausgelaugten Böden statt, womit die Forstunternehmer gerne ihre Tätigkeit rechtfertigen. Tatsächlich wurde sogar der Einsatz von Herbiziden reduziert. Es gibt jedoch in Chile bisher keine systematische und effektive Kontrolle über die tatsächliche Bewirtschaftungsweise und die Ausdehnung der Plantagenbewirtschaftung auf geschützte Waldgebiete.
Gütesiegel für den Forstsektor gibt es bisher nur von einzelnen Privatunternehmen oder Nicht-Regierungs-Organisationen. Seit November 1993 bearbeitet die EU einen Vorschlag für ein Gütesiegel für Papierprodukte, das u.a. den Nachweis erfordert, daß der Rohstoff Holz aus einer nachhaltigen Bewirtschaftung stammt. Die internationale Tropenholzkampagne der Umweltorganisationen könnte sich mittelfristig negativ auf den chilenischen Holzexport auswirken, da Chile im Ausland häufig fälschlicherweise für ein tropisches Land gehalten wird. Angesichts zunehmender Produktanforderungen und der Tatsache, daß man kaum auf den europäischen Markt wird verzichten können, wird die bisherige Strategie einzelner Forstunternehmen, sich Märkte in weniger umweltsensiblen Ländern vor allem in Asien zu suchen, längerfristig kein erfolgreicher Weg sein. Ob sich die chilenischen Unternehmen schließlich auf eine ökologischere Produktionsweise einlassen, wird jedoch auch von der Einigung über ein neues Forstgesetz und der Einführung einer Landnutzungsplanung abhängen.
Zellstoff ist das zweitwichtigste Exportprodukt
Von noch größerer Bedeutung für Chile ist die Produktion von Zellstoff zur Papierherstellung. Diese ist inzwischen nach Kupfer zum zweitgrößten Exportprodukt Chiles geworden. 70% der Gesamtproduktion wird exportiert, wobei Europa der wichtigste Markt für gebleichten Zellstoff ist. Die ökologischen Anforderungen auf dem europäischen Markt sind in den letzten Jahren gewachsen, gerade in Deutschland wird z.B. immer weniger chlorgebleichter Zellstoff nachgefragt. Schließlich ist in den letzten Jahren auch die Möbelproduktion expandiert, auch wenn ihr Anteil an den Exporterlösen für Chile noch nicht besonders relevant ist. Sollen gerade in diesem Bereich einer arbeitsintensiveren Produktion auf höherer Wertschöpfungsstufe Fortschritte erzielt werden, wird man sich jedoch verstärkt mit Produktauflagen auseinandersetzen müssen. Bereits bestehende ökologische Auflagen in mehreren europäischen Ländern beziehen sich auf Grenzwerte für das krebserzeugende Formaldehyd und Pentachlorphenol, dazu kommen die hochgiftigen Stoffe Lindan, Arsen, DDT und Schwermetalle, die beispielsweise in Deutschland nicht Bestandteil von Holzprodukten sein dürfen. In absehbarer Zeit wird dies wohl für die gesamte EU gelten. Schließlich wirkt sich sogar die deutsche Verpackungsverordnung auf diesen Bereich aus, da sie die Verwertung von Verpackungsmaterial festlegt. Dies betrifft beispielsweise Holzpaletten, die als Sondermüll entsorgt werden müssen, wenn sie mit Holzschutzmitteln behandelt wurden. Bisher gehen die chilenischen Möbelexporte zwar überwiegend in die USA, wo noch keine so hohen Anforderungen gestellt werden. Aner Chile setzt auch hier auf Exportsteigerungen in Richtung Europa.
In Chile scheint in einigen der angesprochenen Branchen ein ökologisches Problembewußtsein vorhanden zu sein. Dies ist im wesentlichen durch die öffentliche Diskussion über die gerade durch die Exportproduktion verursachten Umweltschäden, insbesondere die Waldschäden, entstanden. Bei manchen Unternehmen scheint zudem die Einsicht zu wachsen, daß eine bedingungslose Ausbeutung heimischer Ressourcen auch ökonomisch kontraproduktiv sein kann. Gerade ressourcenabhängige und exportorientierte Unternehmen, die die Anforderungen der internationalen Märkte kennen, können es deshalb sein, die sich auf nationaler Ebene für eine Umstellung der Produktionsmethoden stark machen. Unverändert stark scheint dagegen nach wie vor die Animosität gegen staatliche Eingriffe und Kontrollinstanzen zu sein. Hier vertrauen auch die chilenischen Unternehmer, die externe Produktauflagen per EU-Verordnung hinzunehmen gezwungen sind, lieber auf den freien Markt.
Ökologischere Nelken aus Kolumbien?
Einer der dynamischsten Sektoren der kolumbianischen Agrarexportwirtschaft ist in den letzten Jahrzehnten die Blumenproduktion. 1992 exportierte Kolumbien Blumen im Wert von mehr als 342 Millionen US-Dollar. Damit entwickelte sich der Blumensektor zur viertwichtigsten Exportbranche nach Erdöl, Kaffee und Bananen. Für die Weltbank verbirgt sich dahinter “eine der größten Entwicklungs-Erfolgsstories der letzten zwei Dekaden”.
Die ökologische Situation der Blumenproduktion ist jedoch durch einen extremen Gebrauch von Pestiziden, durch die Belastung von Böden und Gewässern durch toxische Stoffe und eine zunehmende Luftverschmutzung gekennzeichnet. Dies wirkt sich auf die nahegelegenen Ortschaften aus. Die absehbare Erschöpfung der einst üppigen Grundwasservorkommen, die zur Bewässerung verwendet wurden, ist ein weiteres Problem. Dazu kommt die extreme Ausbeutung der Arbeitskräfte, ursprünglich armer Bauern, inzwischen überwiegend Frauen aus den Armenvierteln Bogotas. Arbeitsschutzbestimmungen werden, wenn überhaupt vorhanden, kaum eingehalten. Vergiftungen durch toxische Stoffe sind an der Tagesordnung.
85% der kolumbianischen Blumenproduktion gehen heute in die USA, 13% in die EU. Gerade hier wachsen die ökologischen Anforderungen. In Holland ist man dabei, eine sogenannte “ökologische Blume”, das heißt, Kriterien für eine nachhaltigere Blumenproduktion zu entwickeln. Sie beziehen sich z.B. auf die Verwendung von Pestiziden und Dünger oder einen rationellen Energieverbrauch bei der Produktion. Dies könnte in absehbarer Zeit in ein Öko-Label für Blumen in der Europäischen Union münden.
In Deutschland hat die Menschenrechtsorganisation FIAN die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in der Blumenindustrie öffentlich gemacht und soziale Nachhaltigkeit sowie die Einhaltung von Arbeitsschutzmaßnahmen eingefordert (vgl. den Artikel “Alles paletti? Gütesiegel für kolumbianische Blumen” in diesem Heft). Die unmenschlichen sozialen Bedingungen bei der Blumenproduktion in Kolumbien und Kenia kamen schließlich im Juli 1993 im Europäischen Parlament zur Sprache. Es forderte die Europäische Kommission auf, die Produktionsbedingungen zu überprüfen und gegebenenfalls ein Importverbot auszusprechen. Dagegen setzt die kolumbianische Regierung den Vorwurf des Protektionismus. Inzwischen versucht man jedoch von kolumbianischer Seite außerdem, durch die Veröffentlichung einer “weißen Liste” von Unternehmen, die bestimmte soziale und ökologische Mindeststandards einhalten, dem externen Druck durch ein europäisches Öko-Label zuvorzukommen. Bisher müssen die tatsächlich eingeleiteten Schritte zur Verbesserung der Arbeitssituation jedoch als unangemessen bezeichnet werden.
Neuer Protektionismus oder mehr Nachhaltigkeit
“Das europäische Label ist ein Flop”, so die Süddeutsche Zeitung am 29.9.1994, nachdem sich die Europäische Kommission aufgrund unbefriedigender Ergebnisse bei der Vergabe entschlossen hatte, das Umweltgütezeichen für Industrieprodukte nun zu privatisieren. Was nach der Brüsseler Verordnung von 1992 bis zum Schluß strittig blieb, sind die entsprechenden Vergabekriterien für industrielle Produkte. Oftmals richten sich diese auch innerhalb der EU vor allem nach den Interessen der jeweiligen heimischen Industrie. Dies sagt einiges über den tatsächlichen Stand der Entwicklung in Europa aus. Unfähigkeit, nationale Produktion ökologisch umzustellen, und Protektionismustendenzen untereinander herrschen noch bei denen vor, die im internationalen Handel verstärkt Ökostandards setzen wollen.
Sind überhaupt Fortschritte in Richtung nachhaltiger Produktion durch Öko-Etikettierung zu erzielen? Am chilenischen Beispiel ist erkennbar, daß die öffentliche Diskussion über die Zerstörung der heimischen Wälder, sowie die wachsenden internationalen Produktanforderungen, Unternehmen der Holzbranche dazu zwingen, sich in einen Politikprozeß zur Durchsetzung ihrer Kriterien bei der Entwicklung von Gütesiegeln zu begeben. Teilweise hat dies auch schon zur Umstellung von Produktionsmethoden geführt. Exportunternehmen, das zeigt auch das kolumbianische Beispiel, werden sich in Zukunft einem zunehmenden Anpassungsdruck nicht entziehen können, wenn sie nicht auf den europäischen Markt verzichten wollen. Die Frage, ob ökologische Produktanforderungen einen Hebel zur Durchsetzung eines ökologischen Strukturwandels im Exportbereich der lateinamerikanischen Länder darstellen können, ist zwar nicht von vorne herein zu verneinen. Man muß jedoch erkennen, daß dieser umweltpolitische Hebel gerade in einem sehr sensiblen ökonomischen Bereich ansetzt, der in extremer Weise konjunkturellen Weltmarktentwicklungen ausgesetzt ist. Der Spielraum für lateinamerikanische Exportunternehmen, innovativ auf die neuen Anforderungen zu reagieren, ist sehr gering. Oft fehlt es dafür bereits an Information oder know how. Zugleich mangelt es oftmals am politischen Willen nationaler Regierungen, über die Unterzeichnung internationaler Abkommen und die Festlegung gesetzgeberischer Normen hinaus, die nationale Umweltpolitik mit Leben zu erfüllen, die Einhaltung von Verordnungen zu kontrollieren und tatsächlich durchzusetzen. Dies ist nicht zuletzt entscheidend, wenn es darum geht festzustellen, wie weitreichend die Produktionsumstellungen infolge der ökologischen Produktanforderungen tatsächlich sind. Für die arbeitsintensiven Branchen besteht schließlich die Gefahr, daß der ökologische Anpassungsdruck zu einer weiteren Verschlechterung der sozialen Sicherung und der Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten führen könnte. Der Begriff der “Nachhaltigkeit” beinhaltet jedoch neben der Zukunftssicherung kommender Generationen auch die Berücksichtigung sozialer Sicherung der heute Lebenden.
Inwieweit ist eine Agrarexportwirtschaft, die sich in erheblichem Maße auf Produkte konzentriert, die auch in Europa hergestellt werden können, überhaupt mit nachhaltigem Wirtschaften im globalen Maßstab vereinbar. Während in der EU subventionierte Nahrungsmittel vernichtet werden, erreichen nach langen Transportwegen Holz, Fisch, Blumen oder Früchte aus Lateinamerika den europäischen Verbraucher. Wie lange sich die vielgelobten, dynamischen Agroexportbranchen, die sich bisher vor allem durch die Ausbeutung billiger Arbeitskräfte und ihrer natürlichen Ressourcen ihre Nische im Weltmarkt sichern konnten, dort werden behaupten können, ist von zahlreichen Faktoren abhängig, die am wenigsten jedoch von den Exportnationen selbst beeinflußt werden. Der Preisverfall traditioneller lateinamerikanischer Agrarprodukte wie Kaffee, Kakao, Zucker oder Baumwolle in den 80er Jahren sollte Warnung genug sein, erneut zu sehr auf unbeständige Weltmarktkonjunkturen zu vertrauen. Wie nachhaltig negativ EU-Entscheidungen Dritt-Welt-Produktion betreffen können, haben kürzlich erst wieder zwei – in diesem Fall afrikanische – Länder betreffende Fälle gezeigt: Durch die in Kürze erfolgende Übernahme der in Großbritannien geltenden Schokoladen-Regelung in der EU wird es Herstellern erlaubt, die bisher zu verwendende Kakaobutter durch billige Pflanzenöle zu ersetzen. Dies bedeutet für die afrikanischen Kakaoproduzenten einen Einnahmeausfall von ca. 20%.
Im Senegal haben die meisten Landwirte den Anbau von Weizen und Reis aufgegeben, nachdem ihre Preise durch von Brüssel mit 6,4 Mrd. Mark jährlich subventioniertes Exportgetreide unter die Produktionskosten gedrückt worden waren. Dies sind die Rahmenbedingungen, die Schritte in Richtung zu mehr Nachhaltigkeit verhindern. Der Beitrag, den eine Öko-Etikettierung zu einem ökologischen Umstrukturierungsprozeß leisten könnte, muß dagegen eher als bescheiden angesehen werden.