Amazonien | Nummer 414 - Dezember 2008

Amazonien in der Klemme

Das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet zwischen schutz und nutzung

Kurz vor Beginn des Weltsozialforums, das Ende Januar nächsten Jahres erstmals in Amazonien, im brasilianischen Belém, stattfinden wird, werfen die Lateinamerika Nachrichten ihren Blick auf Amazonien. Das größte zusammenhängende Waldgebiet der Erde muss geschützt und erhalten werden – darüber besteht zumindest den Worten nach Einigkeit. (Fast) alle wollen die Biodiversität der Region, den Wald als „Lunge der Welt“ oder das riesige Flusssystem als größtes Süßwasserreservoir erhalten. In den internationalen Verhandlungen über Klimaschutz wird der Schutz Amazoniens stark betont. Andererseits wollen die Anrainerstaaten die Region wirtschaftlich entwickeln. Dies ist unbestritten ein legitimes Interesse – doch diese Entwicklung gerät oft genug in Konflikt mit den angestammten BewohnerInnen Amazoniens, die auf das intakte Ökosystem angewiesen sind.
Amazonien nutzen – das wollen viele: Viehfarmer wollen Weideland für die Viehzucht und Sojabarone lassen die Sojafront in Amazonien immer weiter voranschreiten. UnternehmerInnen und Staat drängen auf Ausbau der Infrastruktur, auf vermehrten Rohstoffabbau und setzen vielerorts in Amazonien massiv auf Staudammbau zur Energiegewinnung. Kleinbäuerinnen und -bauern wollen ihre Landparzellen behalten, Indigene und Nuss- und GummisammlerInnen wünschen den Erhalt des Waldes, um davon zu leben. Industrienationen planen, den Wald zu schützen, um dafür selbst weniger Kohlendioxidausstoß einsparen zu müssen.
Aber in dem sieben Millionen Quadratkilometer großen Gebiet leben und arbeiten auch rund 22 Millionen Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Indigene und StadtbewohnerInnen, HolzfällerInnen und FlußanwohnerInnen, KautschukzapferInnen und Konzernangestellte, Kleinbäuerinnen und -bauern und GroßgrundbesitzerInnen, ebenso wie in Tagelöhner und in Schuldknechtschaft gehaltene ArbeiterInnen. Wer hat welche Ideen und Vorstellungen von Amazonien? Welche Interessen geraten miteinander in Konflikt? Wie werden diese ausgetragen? Welche politischen Strukturen gibt es und wie verhalten sich diese zueinander – lokal, regional und international? Was erwarten die BewohnerInnen der Region? Steckt Amazonien in der Klemme zwischen Schutz und Nutzung? Kann der Markt den Wald retten – oder bewirkt er das genaue Gegenteil?

LN

Kurz vor Beginn des Weltsozialforums, das Ende Januar nächsten Jahres erstmals in Amazonien, im brasilianischen Belém, stattfinden wird, werfen die Lateinamerika Nachrichten ihren Blick auf Amazonien. Das größte zusammenhängende Waldgebiet der Erde muss geschützt und erhalten werden – darüber besteht zumindest den Worten nach Einigkeit. (Fast) alle wollen die Biodiversität der Region, den Wald als „Lunge der Welt“ oder das riesige Flusssystem als größtes Süßwasserreservoir erhalten. In den internationalen Verhandlungen über Klimaschutz wird der Schutz Amazoniens stark betont. Andererseits wollen die Anrainerstaaten die Region wirtschaftlich entwickeln. Dies ist unbestritten ein legitimes Interesse – doch diese Entwicklung gerät oft genug in Konflikt mit den angestammten BewohnerInnen Amazoniens, die auf das intakte Ökosystem angewiesen sind.
Amazonien nutzen – das wollen viele: Viehfarmer wollen Weideland für die Viehzucht und Sojabarone lassen die Sojafront in Amazonien immer weiter voranschreiten. UnternehmerInnen und Staat drängen auf Ausbau der Infrastruktur, auf vermehrten Rohstoffabbau und setzen vielerorts in Amazonien massiv auf Staudammbau zur Energiegewinnung. Kleinbäuerinnen und -bauern wollen ihre Landparzellen behalten, Indigene und Nuss- und GummisammlerInnen wünschen den Erhalt des Waldes, um davon zu leben. Industrienationen planen, den Wald zu schützen, um dafür selbst weniger Kohlendioxidausstoß einsparen zu müssen.
Aber in dem sieben Millionen Quadratkilometer großen Gebiet leben und arbeiten auch rund 22 Millionen Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Indigene und StadtbewohnerInnen, HolzfällerInnen und FlußanwohnerInnen, KautschukzapferInnen und Konzernangestellte, Kleinbäuerinnen und -bauern und GroßgrundbesitzerInnen, ebenso wie in Tagelöhner und in Schuldknechtschaft gehaltene ArbeiterInnen. Wer hat welche Ideen und Vorstellungen von Amazonien? Welche Interessen geraten miteinander in Konflikt? Wie werden diese ausgetragen? Welche politischen Strukturen gibt es und wie verhalten sich diese zueinander – lokal, regional und international? Was erwarten die BewohnerInnen der Region? Steckt Amazonien in der Klemme zwischen Schutz und Nutzung? Kann der Markt den Wald retten – oder bewirkt er das genaue Gegenteil?

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