Chile | Nummer 351/352 - Sept./Okt. 2003

La Respuesta – Die Antwort

Rodrigo Bustos wurde 1977 im Exil in Italien geboren. Seine beiden Eltern waren vor ihrer Flucht aus Chile im Gefängnis und wurden gefoltert. Als Rodrigo Bustos 13 Jahre alt war, kehrte die Famile nach Chile zurück. Das Gedicht „Die Antwort“ schrieb er drei Jahre später für eine Schülerzeitung.

Rodrigo Bustos

Qué les respondo a los que me piden que perdone?
Qué les digo a los que quieren enterrar, más aún,
lo que nunca debió estar enterrado?
Después de las noches y los días que fueron peor que las noches
después de la muerte que llegó cobarde, y nos dejó bailando
un tango en búsqueda de un por qué que no llegó
que se esfumó, vergonzoso de su escencia.
Entonces, como sabes, se buscó desesperadamente
se guardó meticulosamente el cepillo de dientes en la cartera.
„Por si lo encuentran por ahí
por si lo encuentro, por último, enflaquesido y con hambre,
por último, pero vivo
porque me dejó sin dejarme
porque me dejó sin dejar de amarme.“

Y entonces viene el silencio
este maricón silencio.
Viene la herida que no puede sangrar
viene la sangre que no es roja ni azul
viene la sangre / o mejor dicho no viene
no está, no la encuentro, / la busco, pero no está
se fue y no se fue / me murmura algo
no entiendo / no puedo entender

De tus zapatillas, que están descalzas
nace mi deseo
urgente de vivir para poder vivirte
del poder ser feliz de nuevo
para poder cantarte con más fuerza
crece mi deseo
quiero luchar por lo que quisiste
y no te dejaron
porque la justicia les duele a los miserables
incapaces de mirarse al espejo y sentirse rotos
de mirarse y ver un cadaver
pero lo son, creeme
más que los desaparecidos
más que el amor, vencido en la lucha
más que la mueca de dolor que vence aún la muerte.

Quiero la justicia / la quiero / la grito
la deseo / la impugno / la saco contra el viento y el barro
ella tiene tu sangre
y me ayuda como una inagotable vela.
Y entonces es un camino para los que sufrieron aquí
y soportaron el terror y la muerte
y los que esperaban allá
y querían saber
y vivían para volver

Es un camino largo, pero lo quiero.
Lo quiero por ti
lo quiero mucho por mi
lo quiero por mi país
para que su semilla no sea todo lo que sembraron
con odio y mentiras.
Por eso quiero a la justicia
y por eso por favor díme qué les respondo a aquellos
que se creen razonables y buscan concensos
y me piden comprención
y me piden que perdone
y me piden y no dejan de pedir.
Qué les digo a esos que piden
y que miran hacia el futuro imperturbados y optimistas?

Quizás mi amor
hay muchas cosas que tu les dirías
y hay mucho que yo les regañaría
por saber comprender y no compartir mi camino
pero no se lo merecen
Entonces les digo, simplemente,
así de simple
como la forma en que amaste
les digo,
les digo con todo mi amor
que no.
Que no a su bendita reconcilación
porque yo la prefiero a ella, a la justicia,
por supuesto y por siempre
me quedo con la justicia
y la llevaré como un traje
y la amaré como a ti.

Was antworte ich denen, die mich bitten, zu verzeihen?
Was sage ich denen, die wollen, dass ich begrabe, was nie begraben werden sollte?
Nach all den Nächten und den Tagen, die schlimmer waren als die Nächte,
nach dem Tod, der feige kam und uns
Tango tanzen ließ,
auf der Suche nach einem Warum, das nicht kam,
das sich in Luft auflöste, aus Scham vor sich selbst.
Dann, du weißt es, suchten wir,
verzweifelt verstauten wir die Zahnbürste sorgfältig in der Tasche.
„Für den Fall, dass sie ihn irgendwo finden
für den Fall, dass er in irgendeinem Gefängnis noch am Leben ist
für den Fall, dass ich ihn am Ende doch noch finde, abgemagert und hungrig
aber doch noch am Leben,
weil er mich verließ ohne mich zu verlassen
weil er mich verließ und nicht aufhörte mich zu lieben.“

Und dann kommt die Stille,
diese verdammte Stille.
Die Wunde, die nicht bluten kann,
das Blut, das nicht rot ist und nicht blau
das Blut kommt / besser gesagt: es kommt nicht
es ist nicht da, ich finde es nicht
ich suche es, aber es ist nicht da
es ist fort und doch nicht fort / es raunt etwas
ich verstehe es nicht, / ich kann es nicht verstehen.

Das Bild deiner Turnschuhe, fußlos,
zeugt in mir das Verlangen
das unbändige Verlangen zu leben, um dich zu erleben
um wieder glücklich sein zu können
um dir mit neuer Kraft singen zu können
mein Verlangen wächst
ich will für das kämpfen, was du gewollt hast
und was man dich nicht tun ließ
Denn die Gerechtigkeit schmerzt diese Elenden
die nicht fähig sind, sich im Spiegel zu betrachten, die sich zerstört fühlen davon, sich anzusehen und eine Leiche zu betrachten / aber sie sind es, glaube mir,
mehr als die Verschwundenen
mehr als die im Kampf besiegte Liebe
mehr als die Grimasse des Schmerzes, die noch im Tod obsiegt.
Ich will Gerechtigkeit. / Ich will sie
ich schreie danach / ich verlange nach ihr
ich kämpfe für sie
ich verteidige sie gegen Wind und Wetter
dein Blut fließt in ihr
und sie hilft mir wie ein Licht, das nicht verlöscht
und sie ist ein Weg / für die, die hier gelitten haben
die den Schrecken und den Tod ertragen haben
und für die, die dort ausharrten
und alles wissen wollten
und für die Rückkehr lebten.

Sie ist ein langer Weg, aber ich will ihn gehen.
Ich will ihn für dich / aber ich will ihn auch für mich
ich will ihn für mein Land
damit etwas anderes aus ihm erwachsen kann als ihre Saat aus Hass und Lügen.
Deswegen will ich die Gerechtigkeit
und deswegen sag mir bitte, was soll ich denen antworten
die sich für vernünftig halten, die den Konsens suchen
und mich bitten, zu verstehen
und mich bitten, zu verzeihen,
und mich bitten und immer wieder bitten.
Was sage ich denen, die mich all das bitten
und unverzagt und optimistisch in die Zukunft blicken?

Vielleicht, meine Liebe,
gibt es viele Dinge, die du ihnen sagen würdest
und es gibt vieles, was ich ihnen vorwerfen würde
weil sie nicht verstehen und meinen Weg nicht mitgehen
aber das haben sie gar nicht verdient.
Deswegen sage ich ganz einfach
furchtbar einfach
so einfach wie du mich liebst
sage ich ihnen / sage ihnen mit aller Liebe
nein.
Sage nein zu ihrer hochheiligen Versöhnung
weil ich eine andere vorziehe: die Gerechtigkeit,
ganz ohne Zweifel und für immer
halte ich mich an die Gerechtigkeit
und ich trage sie wie einen Anzug
und ich liebe sie, wie ich dich liebe.

Übersetzung: Claudius Prößer

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