LYRIK AUS LATEINAMERIKA
Ein Gedicht von Laura Erber: Der Himmel von Vesterbro/O céu de Vesterbro
Der Himmel von Vesterbro
für Felix
drei Mal baute der Pinguin das Iglu
trug die Jeans
lächelte und sang
drei Mal tanzte er auf Schlittschuhen durch den Schnee
drei Mal weinte sein schwarzes Knetauge mitten während des Abenteuers
es stimmt, manche Dinge sind nur Bilder, doch
hier hat ein Kuss eine Schule gesprengt
womöglich taucht eine andere Spezies auf vor dem bitteren
Hintergrund einer wiedereroberten Liebe – der Südpol wird
nie
mehr derselbe sein – jetzt ist es an der Zeit
sich den Kopf zu zerbrechen
ins Krankenhaus (oder zum Zahnarzt?) gebracht zu werden
wo der Arzt (oder Zahnarzt)
erfunden und schlimm
schlimm und krank nicht
auseinanderhalten kann
O céu de Vesterbro
para Felix
três vezes o pingüim construiu o iglu
vestiu os jeans
sorriu cantou
três vezes dançou na neve sobre patins
três vezes seu olho de massa negra chorou no centro da aventura
é verdade que há coisas que são só imagens mas
aqui um beijo explodiu uma escola
outra espécie talvez surja do fundo
amargo de um amor reconquistado – o Pólo Sul
nunca
mais será o mesmo – chegou a hora
de quebrar a cabeça ser
levado ao hospital (ou dentista)
onde o médico (ou dentista)
não sabe distinguir o falso
e o grave o grave e
o doente
Laura Erber, geboren 1979 in Rio de Janeiro, ist Autorin und Bildende Künstlerin. Sie hat mehrere Gedichtbände und den Roman Esquilos de Pavlov (Alfaguara, 2013) veröffentlicht. 2015 gründete Sie mit Karl Erik Schøllhammer den Digitalverlag Zazie Edições.
Timo Berger, geboren 1974 in Stuttgart, arbeitet als Übersetzer und Journalist in Berlin. Zuletzt erschien von ihm ¡Hola Gravedad! Gedichte von Wingston González (hochroth Verlag, Berlin, 2016).