“Wir haben Guatemala geformt…”
Chronik eines Dokumentarfilms über Deutsche in Guatemala
Guatemala-Stadt, 1993
“Es lebe das Deutschtum”, Teil I
Gläser klingen, Wein und Bier fließt. Vornehmlich weiß lackierte Karossen fahren vor. Die Asociaciòn de damas guatemaltecas-alemanas (Vereinigung guatemaltekisch-deutscher Damen) hat einen schwarz-rot-gold/weiß-blau geblümten Kranz im Foyer postiert. Die Asociación de Humboldt, im Volksmund “Deutscher Club”, hat geladen. Die Deutsche Gemeinde trifft sich zur alljährigen Wiedervereinigungsfeier. Der Botschafter mahnt in seiner Rede zu Toleranz, Verantwortung und Solidarität in wirtschaftlich schlechten Zeiten. Niemand scheint ernsthaft interessiert, Deutschland ist weit weg und diese Tugenden sind in Guatemala weniger gefragt. Mit dem Ende der Nationalhymne kommt Leben in das sonnige Gefilde zwischen Sonnenschirmen und Swimmingpool. Die Kamera bewegt sich auf Gäste zu: “Wer sind Sie”?
Der alte Plastikfabrikant: “Ich bin die 3.Generation, 100 Prozent deutsch abstämmig aus, äh, hier in Guatemala ansässig. Mein Großvater ist seinerzeit eingewandert, er hat sich hier ausgebreitet im Kaffeeanbau. Durch den Krieg, 2.Weltkrieg, haben hier sehr viele Deutsche ihren Besitz verloren und es wurde uns hier das ganze Eigentum entnommen. Ich bin dann wieder zurückgekommen, nachdem wir durch diese Sache in den Staaten interniert wurden und dann später gegen amerikanische Kriegsgefangene ausgetauscht wurden.Und wir kamen zurück, praktisch zu nichts. Heute hab ich mir einen Platz erobert in unserer Gemeinschaft und wir sitzen hier in unserem Deutschen Club, wo wir schöne Zeiten verleben, wo wir unser Deutschtum wieder erkennen und wo wir unser Deutschtum erleben und unsere deutschen Freunde wiedersehen. Und andere Leute kennenlernen, wie zum Beispiel die Herrschaften, die jetzt bei mir sitzen (verweist auf Tischnachbarn) und die Arbeiten machen in unseren Urwäldern für die richtige ökologische Ausbeutung…”
Bratwürste, Sauerkraut und Erdbeeren, Wein von der Mosel und aufgelockerte Stimmung. Man ist unter sich, ausgelassen und gut gelaunt.
Die Hemdsärmeligen: “Was, aus Deutschland sind Sie? Mensch, hier Deutsches Fernsehen … wir sind Banker, Reedereivertreter, Spediteure, Kaffeehändler, was Sie wollen….wir sind mal ausgewandert und fühlen uns immer noch wohl. -Zwischenfrage- Ja, hier sind schon mal Reportagen gemacht worden. Da haben wir uns vollkommen gegen gewehrt … die haben alles verdreht, Fotomontagen gemacht, oben die Reichen, unten die armen Indianer…”
Hamburg, 1994
Die Recherche zeigt…
Das doppelseitige Titelfoto einer Ausgabe des “Stern” von 1980 präsentiert zwei deutsche Großgrundbesitzer vor ihrer avioneta, einem kleinen Sportflugzeug, mit dem man in Guatemala auf seine Fincas zu fliegen pflegt, seit es auf dem Lande so gefährlich geworden ist. Vater und Sohn, beide sind bewaffnet. Aufreißerischer Titel: “Wir wissen, daß wir die nächsten sind.” Der Artikel ist besser als der Titel: Der Autor schreibt von extremen sozialen Gegensätzen, Bürgerkriegszustand, 37 Toten bei der Stürmung der spanischen Botschaft, die von campesinos besetzt worden war. Der Autor zu Besuch bei deutschen Bankern und Kaffeehändlern: “Die Bankleute haben Angst vor der Revolution. Jetzt schnell das Geld aus dem Land holen, bevor die Scheiße hier los geht.” Einige Zeilen darunter: “70 Prozent des Kaffeehandels liegt in den Händen Deutscher oder Deutschstämmiger.”
Stuttgart, 1993-1995
Kontinuitäten
Das Archiv des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) in Stuttgart, vor dem 2. Weltkrieg “Deutsches Auslands-Institut”. Alte Kolonialschriften, vergilbte Fotos, ein Artikel eines gewissen Friedrich Karl v. Erckert über “Die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands in Guatemala” von 1904:
“Man kann ohne Übertreibung behaupten, daß in keinem außerdeutschen Gebiete, unsere eigenen Kolonien nicht ausgenommen, ein, wenn nicht absolut, so doch relativ so umfangreicher und örtlich so konzentrierter ländlicher Grundbesitz in deutschen Händen ist wie in Guatemala. … Wenn man nur die für den eigentlichen Plantagenbetrieb geeigneten Distrikte ins Auge faßt, sind gerade diese fruchtbaren Landstriche im Besitz von Deutschen. Die Zunahme der deutschen Interessen ging mit der Entwicklung des Landes gleichen Schritts, ja letztere war bis zu einem gewissen Grade die Wirkung der ersteren. …
Überhaupt spielen unsere Landsleute wirtschaftlich die Hauptrolle. 3/5 des Kaffees wurden 1897 von ihnen produziert, und die Handelshäuser Gerlach, Sapper, Nottebohme nebst ihren Filialen monopolisieren so ziemlich den Handel.”
Guatemala-Stadt, 1995
Ministerängste
Ein gut bewaffneter Wachposten öffnet das 2,50 Meter hohe Eisentor. Ein Großraumbüro, unzählige Computer on-line zur New Yorker Börse, Hemdsärmelige. Ein Vorgespräch liegt hinter uns. Man ist vorsichtig in Guatemala. zwei Jahre stille Bemühungen, um hier zu drehen. Don Fritz empfängt uns. Weißes Hemd, Jeans, locker, man ist sofort auf Du. “Die starke deutsche Tradition in der Kaffeeproduktion ist leider nach dem Kriege fast verschwunden, seitdem ist überwiegend der Kaffeehandel in deutscher Hand geblieben. Guatemala war schon immer ein interessantes Land für deutsche Einwanderer. Der deutsche Immigrant hat sich immer schnell zurechtgefunden. Die deutsche Disziplin, die deutsche Zähigkeit, die deutsche Zuverlässigkeit, verbunden mit dem lockeren und freundschaftlichen Leben in Guatemala ist anscheindend eine optimale Kombination und man sieht es an der gesamten deutschen Kolonie: fröhliche, glückliche und erfolgreiche Leute.”
-Zwischenfrage- “Unsere Firma exportiert heutzutage um die 500.000 Exportsäcke Kaffee. Das ist 20 Prozent der Landesproduktion, das Volumen in Guatemala hat damit auch ein Limit gefunden, nich. Wir exportieren 60 Prozent unserer Produktion nach Deutschland. Unsere Firma ist im ganzen Land vertreten, obwohl die Verkehrsverbindungen nicht optimal sind … Guatemala ist ein Land mit totaler Handelsfreiheit … wir haben ein furchtbar sprunghaftes Jahr gehabt … spektakuläre Preiserhöhung an der New Yorker Börse … .
-Zwischenfrage- Die Gründerfamilie dieser Firma hat eine lange Tradition im Land, seit Beginn des Jahrhunderts. -Zwischenfrage- Die familiäre Seite sollten wir nicht unbedingt rein nehmen, das haben die Inhaber nicht so gerne, das schneidet ihr dann raus, nich?” – Ja, natürlich.
Guatemala – Deutschland, 1897 – 1996
Kontinuitäten
I. Die Firma des Geschäftsführers Don Fritz ist im Familienbesitz der Firma Nottebohm. Es gibt in Guatemala ein Sprichwort: Dios protega nuestros hijos de Schlubbach, Sapper, Nottebohm. Zu deutsch: Gott behüte unsere Söhne vor Schlubbach, Sapper, Nottebohm. Nottebohm ist zu Beginn des Jahrhunderts das alles dominierende Handelshaus in Guatemala.
II. Die Firma des Don Fritz heißt heute Agro Comercial. Die zweite, ebenfalls große Kaffee-Exportfirma der Familie Nottebohm heißt Trans-Café und erhielt von der guatemaltekischen Regierung 1995 das Goldene Band für das best geführteste Unternehmen des Landes.
III. Don Fritz ist wenige Monate nach diesem Gespräch Kommunikationsminister. Die Politanalysen hatten Recht: Die Regierung Arzú besteht aus Angehörigen der reichsten Familien des Landes. Und das neoliberale Wirtschaftsprogramm wird von Don Fritz nach kurzer Zeit in seinem Ministerium in die Tat umgesetzt: erste Massenentlassungen in seinem Ministerium, Streiks, die bald im Sande verlaufen …
Guatemala-Stadt, 1993
“Es lebe das Deutschtum”, Teil II
Etwas später, das Bier fließt weiter und der deutsche Botschafter hat den Club verlassen, nicht ohne sich vorher vertrauensvoll auf das Filmteam zu verlassen: “Treten Sie den Leuten hier nicht zu nahe, bitte.” Seine Einladung zur Besteigung des Vulkans Pacaya unter Begleitung von Beamten des deutschen Innenministeriums nehmen wir vorerst an. Endlich wird uns der wichtigste Mann im Land vorgestellt: der Prototyp eines erfolg- und einflußreichen Geschäftsmannes, eine wahrhaft sprunghafte Karriere. Doch zur Sache:
“Wir sind eigentlich hier sehr zufrieden, wir halten hier unsere Position, der Guatemalteke ist auch ein Autonarr, kauft gerne sofisticated cars, und auf dem Nutzfahrzeugesektor sind wir stark vertreten … und im Stadtbus haben wir 80 Prozent Marktanteil, wir sind im Überlandbusverkehr sehr stark, und können uns eigentlich nicht beklagen, das Geschäft läuft recht gut.”
-Zwischenfrage- der mozo schenkt nach …
“Ja also, wenn Sie beobachten, daß Firmen wie Hoechst und Bayer ihre Produktionsstätten hier in Guatemala haben, die haben sich das auch überlegt, wo ist also das größte Land und der größte Absatz für ihre Produkte und alle haben sich also hier angesiedelt. Guatemala hat den Nachteil, politisch gesehen, daß es ja bekannt ist als ein Land, das also sehr viele Probleme mit Menschenrechten hat, aber wirtschaftlich ist es also so bedeutend, bedeutender wohl als jedes einzelne Land in Zentralamerika. -Zwischenfrage- Auf der ganzen Welt sterben Menschen. Auch in Deutschland schlägt mal einer einem andern ‘n Stein aufn Kopf. Hier wird das also immer gleich hingestellt, als wenn das was mit Menschenrechtsverletzungen zu tun hätte. Bedauerlich, daß Guatemala sich diesen Mantel nie abstreifen kann. -Zwischenfrage- Ja, die 80er Jahre waren sehr betrüblich, Sie wissen, der Kommunismus hat hier gekämpft … -Zwischenfrage- Der Indianer trägt nicht viel zum wirtschaftlichen Leben bei … Wenn der zum Beispiel nach zwei Tagen sein Geld zusammenhat, was er für die Woche braucht, dann kommt er nicht mehr zum Arbeiten. Das sind also so Dinge, die können Sie erforschen, wenn Sie mal über Land fahren.” -Vielen Dank-
Alta Verapaz, 1995
Landflucht
Wir fahren über Land, befragen Leute am Wegesrand, auf den Fincas … Ausschnitte:
I. “Der erste Deutsche, der hierher kam, hieß Sapper. Die Alten sagen, früher bauten die Leute hier ihren Mais an. Als die Deutschen kamen, kauften sie das ganze Land, mit Blechmünzen. Und alle, die auf diesem Land lebten, wurden ihre mozos, um die Kaffeeplantagen anzulegen.”
II. “Was die Leute sagen ist, daß die Deutschen hier viele Kinder mit Indianerinnen hinterlassen haben. Sie haben sich nie mehr darum gekümmert, denn sobald sie ihre eigene Finca hatten, holten sie sich eine weiße Frau aus Deutschland.”
III. “Leute wie die Deutschen kommen wohl nie mehr nach Guatemala. Die konnten arbeiten, Es herrschte Ordnung und Disziplin, vor allem zu Zeiten des General Ubico.”
IV. “Diese Straße hier hieß früher “Heilige Elena”, denn Elena hieß die Frau des deutschen Verwalters. Sie hat sich später vergiftet. – Zwischenfrage- Sie wollte einen Hiesigen heiraten, aber sie ließen sie nicht …”
Guatemala – Deutschland, 1897 – 1995
Herren denken, Herren handeln
Ia. Die französische Zeitung “Le Monde Diplomatique” schreibt 1979:
“In Alta Verapaz toben heftige Landkonflikte. … Pläne für den Bau einer neuen Straße verschlimmern die Situation. Angelockt durch steigende Preise der Ländereien beansprucht der Kaffeepflanzer Richard Sapper 1300 ha Land der Keckchí-Dörfer Secuachil, Semococh und Yalicoch. Die Bewohner verfügen nicht über Besitzurkunden und werden mit Gewalt vertrieben. Die Landkonflikte eskalieren im Massaker von Panzos am 29. Mai 1979.”
Die Recherche zeigt: Der Schießbefehl kam von Otto Spiegeler, General und Verteidigungsminister.
Ib. Der Pfarrer in San Pedro Carcha:
“Ja, Sapper. Erst in den Jahren 1986,1987,1988 verbrannte er die Ernten dreier Gemeinden. Er behauptete, es sei sein Land.”
II. Eine Gesundheitsstation auf einer deutschen Finca im Polochic-Tal (1995):
Hier wird Präventivmedizin geleistet. Die Kamera läuft: Der Finquero: “Auf unserer Finca leben 1200 Leute. Wieviel haben sich sterilisieren lassen?” Die Angestellte: “10 Familien!” Der Finquero: “10 Familien von 200. Das sind fünf Prozent. Die denken nicht an Familienplanung. In zehn Jahren weiß ich nicht mehr, was ich machen soll.” Sein Vater, 96 Jahre, Pionier des Kaffeeanbaus, aus dem Hintergrund: “10-12 Kinder kann ‘ne Indianerin kriegen.”
Zwei Tage später gesteht der Alte: “Zuerst hatte ich ja fünf Kinder mit einer Hiesigen, so ‘ne ganz einfache Indianerin, wie sie halt hier sind. Die waren aber schon 75 Prozent rassisch, denn die hatte schon nen deutschen Vater. Später hab’ ich dann meine deutsche Frau geholt, mit der hab’ ich auch fünf Kinder.”
III. Alta Verapaz, Österreich, Guatemala-Stadt Filmarchiv (1936-1995):
Die Regierung des General Ubico in den 30er Jahren: Gewaltherrschaft in Guatemala, es herrschte Ordnung und Disziplin, das berüchtigte ley fuga. Kriminellen und Oppositionellen wurde gesagt: “Du bist frei.” Nach zehn Metern Freiheit wurden sie hinterrücks erschossen.
Ubico war vor seiner Machtübernahme Wegeinspektor in Alta Verapaz, dem imperio alemán. Erwin Paul Dieseldorff, Kaffeebaron und Urgroßvater des gegenwärtigen Vorsitzenden des Kaffeeproduzentenverbandes ANACAFE, übersetzt für Ubico das Sklavengesetz aus Deutsch-Südwestafrika. Ubico erläßt es als das “Gesetz gegen das Vagabundentum”: landlose Indígenas werden gezwungen, auf den Fincas oder im Straßenbau zu arbeiten.
Das Filmarchiv zeigt: vor dem Nationalpalast defilieren die Motorräder aus Deutschland für die Polizei Ubicos. Deutsche defilieren mit Hitlergruß. Eine SA-Formation aus Deutschland grüßt den Präsidenten.
Ein Fotoalbum in Österreich offenbart: Hakenkreuzfahnen auf den Fincas, im Deutschen Club, auf den Sportfesten…
Mathilde Dieseldorff de Quirin, 97 Jahre, Tochter des Erwin Paul Dieseldorff, Gründer des Kaffee-Imperio alemán, sagt: “Ja, sie waren sehr für Hitler, und mein Mann war einer der viel sprach.”
Guatemala, 1942 – 1954 – 1995
Adenauer sagt…
Pearl Harbour, U-Boot-Krieg in der Karibik. Eine Nachrichten-Relais-Station auf einer deutschen Finca in der Alta Verapaz vermittelt verschlüsselte Nachrichten von deutschen U-Booten ins Führerhauptquartier nach Berlin. Die USA besinnen sich auf ihren Hinterhof (Teil I), deportieren alle Deutschen und der faschistische Spuk in Guatemala findet ein Ende. Guatemala besinnt sich auf seine eigenen Kräfte. Arevalo und Arbenz heißen die Erneuerer (“O-Ton 1995: “der eine war rot, der andere noch röter und drogensüchtig”). Wir finden verloren geglaubte Filme über eine Revolution: die Landreform, ein Neubeginn. Bundeskanzler Adenauer sagt 1952: “Nach Korea und Indochina ist jetzt Guatemala das Ziel der kommunistischen Angriffe.” Die USA besinnen sich 1954 auf ihren Hinterhof (Teil II): Arbenz wird gestürzt, die Zeit der ewigen Diktaturen beginnt. (O-Ton 1995: “Dann haben wir mit dem Antikommunismus peu a peu weitergearbeitet”).
Guatemala – Zentralamerika, 1967 – 1984
Wie man mit Antikommunismus Geschäfte macht
Der Zentralamerikanische Markt entsteht. “Guatemala ist für ein Entwicklungsland fast unverschämt gesund und stabil” stellt “Die Zeit” 1979 fest. Ausländische Unternehmen investieren: Bayer, Hoechst, Siemens, einfach alle fallen ins Land ein. Billige Arbeitskräfte, keine Steuern, keine Arbeitsgesetze … der Standort Guatemala verspricht horrende Gewinne. Dem ehrgeizigsten deutschen Entwicklungshilfeprojekt, dem Wasserkraftwerk Chixoy, müssen hunderte Indígena-Familien weichen. Im ganzen Land müssen die Indígenas weichen. Als sie sich wehren, beginnt die Politk der Verbrannten Erde. Anfang der 80er Jahre sterben zehntausende, hunderttausende flüchten.
Guatemala – BRD, 1981 – 1986
Hilfe!
Das Land ist am Boden zerstört. Das Militär & Co. hat gesiegt. Die deutsche Regierung wehrt den Vorwurf der Waffenlieferung an die Diktatoren ab, lediglich “kleine Handfeuerwaffen” wurden 1981 geliefert.
“Lebensmittel für Arbeit” heißt ein Programm der Armee für die zurückgebliebenen Verlierer. Deutschland (Caritas) spendet Lebensmittel für die Campesinos, die ihre zerstörten Häuser, Straßen, Brunnen sich selbst helfend wieder aufbauen. “Demokratie” heißt kontinentweit das Zauberwort (O-Ton BMW-Vertreter, Enkel von Sapper: “Die hiesigen müssen spüren, daß die europäischen Systeme die besseren sind …”)
Die Demokratie braucht eine Ordnungsmacht. 50 Jahre nach den ersten deutschen Polizei-Motorrädern für Ubico (zu sehen auf alten 35mm-Filmschnipseln aus Guatemala) defiliert der Hoffnungsträger Polizei mit Mercedes-Benz-Geländewagen und BMW-Motorrädern 1986 vor dem Nationalpalast. Der Polizeihilfe-Deal wird koordiniert über die Innenministerien beider Länder, finanziert aus dem Entwicklungshilfetopf.
Guatemala-Stadt, 1993
“Es lebe das Deutschtum”, Teil III
Inzwischen sind wir anerkannte Gesprächspartner, willige Zuhörer. Nehmen auch einen Schluck.
Der Sesamexporteuer: “Soviel tausende Tote, wir können nicht so weiterleben.” -Zwischenfrage- “Wir müssen weg vom Kaffee, das haben die Leute auch hier erkannt. Wir exportieren heute große Mengen Broccoli, Blumen, Frischgemüse usw. Wir trainieren die Leute, die Leute werden finanziert, sie unterschreiben einen Kontrakt und dann liefern sie das Produkt auch bei Ihnen ab. -Zwischenfragen- “Auf Wiedersehen, wenn Sie mal ein Sesambrötchen essen, denken Sie an mich.”
Der wichtigste Mann im Lande: “Es gibt viele soziale Spannungen, und die lösen sie nur mit Geld, und Geld ist eben Mangelware in Guatemala.”
Die Lehrerin der Deutschen Schule auf die Frage “Was müßte verändert werden?”: “Die ganzen Menschen.”
Das Bier fließt weiter, die mozos schenken nach, der Abend endet deutsch-national.