Guyana | Nummer 404 - Februar 2008

Sternenspucke in der Rupununi

Cowboys, Amerindians, Goldrausch und Reggae im Südwesten Guyanas

Im brasilianischen Bonfim hebt die Hebamme ein Neugeborenes hoch: „Oh, was für ein hässliches Ding haben wir hier!?“ Doch der Säugling blickt sie unbeeindruckt an und prophezeit mit wohlgesetzten Worten: „Warte man, am Siebten des Monats wirst du schon sehen, was hässlich ist!“ Die Ankündigung lodert im guyanischen Lethem wie ein Grasbrand und kursiert schließlich in der ganzen Rupununi: Man fürchtet am genannten Datum den Weltuntergang.

Ingolf Bruckner

Tage später zieht ein Sturm auf über Lethem, von einer Art, wie ihn noch keiner der Dorfbewohner so knapp über dem Äquator erlebt hat: Terry* Melville sitzt unter seinem Palmdach, zwei der fingernagelgroßen Hagelkörner lutschend, die zu Millionen so plötzlich vom Himmel gekommen sind; die Kinder aber, die nicht wissen, was Eis ist, lauschen von den dunkelsten Ecken des Adobehauses aus Angst geschüttelt auf das anbrandende Trommeln der weißen Kristalle. Terry schnalzt mit der Zunge und isst zwei weitere Eisstücke.
Die Rupununi – das sind zwei in sich geschlossene Savannengebiete im Südwesten Guyanas, zusammen fast so groß wie Schleswig-Holstein, voneinander getrennt durch das abrupt aufsteigende, schroffe Bergmassiv der Kanukus. Dieser von dichtem Dschungel bedeckte Gebirgszug wird seinerseits durchschnitten vom Rupununi River. In den nördlichen Savannen leben die Makushi, in den Südsavannen die Wapishana – ein fast vergessener Stammeskrieg, so sagt man, hat die Völker irgendwann entzweit. Lethem, der einzige größere Ort der Region, benannt nach einem englischen Kolonialbeamten, liegt strategisch günstig westlich der Kanukus und östlich des an Brasilien grenzenden Flusses Río Takutu auf einem schmalen Savannenstreifen, der beide Hälften der Rupununi miteinander verbindet.
Bis auf den erst 1991 geöffneten „Trail“ zwischen Lethem und Georgetown, auf welchem die Fahrt in den ersten Jahren eine Woche dauerte und nur in Bedford Trucks gemeistert wurde, durchschneiden keine Straßen die Savanne, lediglich die Spuren weniger motorisierter Fahrzeuge, die – chronisch unterversorgt mit Benzin – Ranchs und Dörfer versorgen. Die zersiedelten Dörfer der Amerindians – allesamt wegen der saisonalen Überschwemmungen auf Anhöhen errichtet – haben klangvolle Namen, heißen Morurawanao (Hügel des Riesengürteltieres), Patarina (Hügel der Großen Farine-Pfanne) oder Shea (Geschwollener Rücken). Sämtliche Hütten bestehen aus verflochtenem, mit ockerfarbenem Lehm verkleidetem Astwerk oder Lehmziegeln und tragen steile Dächer aus Palmwedeln. Küche und Schlafgemach sind in separaten Hütten untergebracht. Wie Spinnweben führen schmale Trampelpfade von jeder Behausung sternförmig zu Wasserstelle, Plumpsklo, Gemüsegarten, Jagdgrund, dorfeigenem Fußball- und Cricketplatz.
Die 15.000 Rupununi-BewohnerInnen leben von Fischfang und Jagd, sammeln proteinreiche Insektenlarven aus faulenden Palmstämmen, bauen auf kleinen Waldlichtungen Maniok an, ernten Mangos, Cashews und Erdnüsse, halten Hühner und teilweise sogar Schweine und Rinder. Besonders zu schätzen wissen sie Farine (in der Pfanne geröstetes, stärkehaltiges Maniokmehl) und Tasso (pulverisiertes, sonnengetrocknetes Fleisch) – über Monate haltbarer Proviant, der – mit Zucker und Wasser gemixt – einen nahrhaften Brei ergibt. Auf ihren legendären Trinkorgien füllen die Amerindians sich mit Parakari – selbstgemachtem Maniokwein – ab.
Geld ist in der Rupununi fast so rar wie Hagel. Man kann es nur im Gebiet um Lethem verdienen, wo es ein Postbüro, eine Krankenstation, ein Schlachthaus, eine Sekundärschule und ein paar Läden gibt, als Goldgräber in den angrenzenden Bergregionen oder als vaqueiro einer der wenigen großen Rinderfarmen. Kein Wunder, dass es die meisten Jugendlichen nach Brasilien drängt: Dort gibt es modernes Leben, Elektrizität, Straßen, Diskos, in denen Forró gespielt wird, tolle Klamotten, käufliche Frauen, Drogen – doch wird Land nicht so einfach vergeben wie in Guyana, und so kehren viele geläutert zurück in ihr altes Heimatdorf.
Terry Melville geht nicht gern in Diskos. Überhaupt sind ihm Menschenansammlungen über fünf Personen zuwider. Nur einmal im Jahr, beim großen Oster-Rodeo von Lethem, mischt er sich unters Volk, um die ungezähmten Pferde von der Pirara-Ranch, die wilden Milchkühe von der Manari-Ranch und die vor Kraft strotzenden Stiere von der Dadanawa-Ranch zu sehen, Brahman-Mischlinge, Limousin, Short Horn, Charolais. Zu den wichtigsten von Preisrichtern überwachten Disziplinen des Rodeos gehören das Reiten auf Bullen und wilden Pferden, das Lasso-Werfen auf Stiere, das Fesseln von Pferden und Kälbern, das Melken wilder Kühe, das Fangen mit Fett eingeriebener Schweine.
„Lethems Rodeo ist nicht mehr, was es mal war“, seufzt Terry. In der Tat genießt es mittlerweile überregionale Bekanntheit und hat sogar Ölgesellschaften als Sponsoren, die ein Auge auf die unausgebeutete Region geworfen haben. Nicht nur die bannahs – die Kumpels – aus der Rupununi, sondern viele BrasilianerInnen und so genannte coastlanders, indisch- und afrikanischstämmige KüstenbewohnerInnen Guyanas, reisen eigens nach Lethem, um während der zwei, drei Tage des Rodeos bei bassschwerem Reggae zu feiern, zu saufen, Geschäfte zu schließen. Die plötzliche Anwesenheit so vieler Fremder verunsichert die zurückhaltenden Rupununi-BewohnerInnen, denen ihre Abgeschiedenheit vom Rest der Welt sehr am Herzen liegt. Während des Rodeos kommt es überall verstärkt zu cow rustling, einem von alters her praktizierten „Volkssport“: Rinder werden von den schlecht bewachten Naturweiden gestohlen und nach Brasilien geschmuggelt. Wer sich dabei erwischen lässt, braucht nicht mit Milde zu rechnen: Kuhdiebe kriegen eine Kugel durch die Brust.
„Früher“, erinnert sich Terry wehmütig, „versammelten sich alle vaqueiros der Rupununi zu den legendären Round-ups, mal in Imprenza, wo ich geboren wurde und aufwuchs, mal sonst wo auf einer Ranch, wann immer dort Rinder gezählt, gebrandmarkt, kastriert und Pferde zugeritten werden sollten. Das war stets ein Ereignis; alle bannahs halfen, dann wurde für sie eine Kuh geschlachtet, und es gab einen Festschmaus. Kaum ausgenüchtert ging es ab zur nächsten Ranch; die vaqueiros führten ein wildes, unbändiges, freies Leben.“
Die Rupununi – jahrtausendelang war sie nur von Amerindians bewohnt. Ab dem 16. Jahrhundert kursierte in Europa die Legende von El Dorado: Irgendwo im Innern Südamerikas liege ein riesiger See, der Parima oder Amuku, an dessen Ufern sich die goldene Stadt Manoa befinde. Ungezählte Expeditionen rüsteten sich daraufhin, dieses Goldland zu finden und auszubeuten – alle vergebens. Heute geht man davon aus, dass der geheimnisvolle See nichts anderes als die während der Regenzeit überschwemmte Rupununi gewesen sein könne. Und die goldene Stadt – ein Hirngespinst. Auch nach der Kolonisierung Guyanas durch Holländer und Briten blieb die Rupununi für Fremde beinahe unerreichbar: dichte Dschungel verwehrten potenziellen Eindringlingen aus der kultivierten Küstenregion den Durchgang. Und doch gelangten entflohene Sklaven, Gewaltverbrecher, Menschenjäger, Goldschürfer, Forschungsreisende und Missionare bis hierher. Aus Brasilien kamen regelmäßig Menschenhändler, raubten ganze Familien der Amerindians, um sie bei sich zu Hause zu verkaufen, und entvölkerten so ganze Landstriche.
Unter den ersten Weißen, die in der Rupununi siedelten, befand sich Terrys Großvater Harry Pradey Colan Melville, ein schottischer Abenteurer, der noch zu Lebzeiten zur Legende wurde und wie kein zweiter Mensch die Rupununi prägte. Alles begann damit, dass Wapishana-Amerindians ihn, einen todkranken jungen Mann, im Ufergebüsch eines Schwarzwasserbaches entdeckten. Er war dort von seinen Begleitern – Goldsuchern – zum Sterben zurückgelassen worden. Die Wapishana trugen ihn ins Dorf, pflegten ihn, integrierten ihn in ihre Gemeinschaft, gaben ihm sogar zwei Schwestern als Frauen, deren Namen er nicht auszusprechen lernte und die er darum Janet und Mary nannte. Die erste gebar vier, die zweite sechs Kinder, darunter Terrys Vater Charles. Nach missglückten Versuchen, über den reißenden Essequibo River Handelsbeziehungen mit Georgetown aufzubauen, ließ sich Melville erst in Wichabai, dann in Dadanawa nieder, begann ab 1892 mit der Rinderzucht – und gelangte als Fleischlieferant des im Kautschukrausch aufblühenden Manaus zu beträchtlichem Wohlstand. Reichtum bescherte ihm die Idee, in Guyanas Dschungeln Kautschuk zu gewinnen, sowie sein Einfluss auf die Amerindians und die britische Kolonialregierung, die ihn 1911 zum Commissioner und Magistrat der Rupununi ernannt hatte.
Mit seinem Schwiegersohn Ben L. Hart, einem geborenen US-Amerikaner, der die Pirara-Ranch bewirtschaftete, versuchte der alte Melville sein waghalsigstes Unternehmen: eine Bresche zu schlagen in die Urwaldmauer, die ihn von der dicht besiedelten Küste trennte, um auf diesem Weg Rinder in die Schlachthäuser der Kolonie zu treiben. Der oft überwachsene und unpassierbare so genannte Cattle Trail stellte über Jahrzehnte die einzige Überlandverbindung dar und wurde schließlich vom Dschungel zurückerobert.
Der alte Melville war Begründer einer Dynastie, eines Geschlechtes so zahlreich und lebenstüchtig, dass es keine Familie gab, die im Süden Guyanas mehr Macht besaß. Die etwa 5.000 Quadratkilometer große Dadanawa-Ranch übergab er nach dem ersten Weltkrieg den Kolonialbehörden. Sie existiert seitdem als Aktienunternehmen, anfangs noch mit bis zu 40.000 Rindern, heute mit höchstens 4.000. Melvilles Söhne und Töchter übernahmen fast sämtliche anderen Rupununi-Ranchs und sorgten für immensen Nachwuchs. Er selbst aber wurde im Alter von den Gespenstern seiner Vergangenheit eingeholt, brach mit allem, was ihn mit der Rupununi verband, reiste nach Schottland, heiratete eine Schottin und starb dort kurz darauf, im Jahre 1927.
Terrys Vater Charles Melville, der die Imprenza-Ranch führte, nahm sich zunächst Mamai Maria zur Frau, eine der letzten überlebenden Atorad-Amerindians, und zeugte mit ihr fünf Kinder. Dann heiratete er eine walisischstämmige Arawak, die ihm weitere Kinder schenkte – darunter: Terry, der seinen englischen Tee schlürft, der den Sternenhimmel jede Nacht nach Satelliten absucht, der es genießt, stundenlang den Blattschneiderameisen zuzuschauen, der Brahman-Rinder und Phoenix-101-Bullen liebt, der nichts, aber auch gar nichts hält von der „Giraffenbrut“ – das heißt den Kühen mit den langen Beinen: Die haben nämlich zu wenig Fleisch, und von der Unruhe, die die ungeliebten Coastlanders in die Rupununi tragen, seit der „Trail“ nach Georgetown eröffnet wurde: „Der hat die Rupununi auf ewig verdorben!“
Terrys Mutter Edwina verstand es, die Zukunft aus dem Teesatz zu lesen. Sie sagte voraus, ob ein Mann nicht vom Balata-Sammeln zurückkehren, das Vieh von Vampiren bedroht, der Regen ausbleiben, eine Frau Zwillinge gebären, deren zukünftiger Ehemann Trinker werden würde. Was sie nicht voraussagte, war die harte Zeit des Exils, die den Melvilles bevorstehen sollte.
Am 2. Januar 1969 – gerade haben Staatschef Forbes Burnham und seine afro-guyanisch dominierte sozialistische Partei dank dreister Manipulationen die politischen Wahlen im seit kurzen unabhängigen Guyana gewonnen – stürmen Gruppen schwer bewaffneter Männer in einer von Pirara ausgehenden Blitzattacke Lethems Polizeistation und die Außenposten Annai und Good Hope. Die Angreifer – später wird die Regierung sie „Terroristen“ nennen – sind sämtlich Mitglieder der Hart- und Melville-Familien beziehungsweise deren Angestellte. Sie haben Bazookas und Maschinengewehre bei sich, töten fünf der zwölf in Lethem anwesenden Polizisten, legen, noch bevor Nachricht nach Georgetown gegeben werden kann, die Funkstation lahm, jagen schließlich das Gebäude in die Luft. Der District Commissioner der Rupununi, seine Frau und andere Beamte werden ins Schlachthaus gesperrt. Vorsorglich blockieren die Rebellen sämtliche Landepisten der Umgebung – bis auf Manari. Dennoch gelingt es einem kleinen Flugzeug, nach Georgetown durchzubrechen und dort die Nachricht vom „Rupununi Uprising“ zu verbreiten. Sofort fliegt ein Armeesonderkommando, ausgerüstet mit Granaten und Flammenwerfern, in die Krisenregion, landet in Manari. Die Soldaten schlagen die Rebellen in die Flucht, verhaften achtundzwanzig von ihnen. Etwa siebzig Rebellen entkommen nach Brasilien und Venezuela, wo sie bereitwillig Asyl erhalten. Sieben Amerindians bleiben tot zurück. Tausende BewohnerInnen der Rupununi sind durch die Ereignisse so verstört, dass sie sich tagelang in den Kanuku-Bergen, den Pakaraimas oder in Brasilien versteckt halten.
Die genauen Hintergründe des Aufstandes sind bis heute nicht völlig geklärt. Sicher ist, dass die Harts und Melvilles ihren eigenen unabhängigen Staat ausrufen wollten. Den beteiligten Amerindians ging es um Landrechte. Sie befürchteten eine staatlich legalisierte Invasion ihrer Stammesgebiete durch die westindische Küstenbevölkerung. Kurz vor Weihnachten 1968 hatte es eine Lagebesprechung der Rancher gegeben. Über die Feiertage waren einige von ihnen in ihrer Privatmaschine von Pirara nach Venezuela geflogen, wo sie eine Woche im Gebrauch moderner Waffen ausgebildet wurden, bevor sie am Neujahrstag zurückkehrten – mit schwerem Gepäck. Unter den aktiv Beteiligten waren auch Söhne von Charles Melville und Mamai Maria.
Terry war damals 17 Jahre alt. Wie alle übrigen Familienmitglieder musste er seine Rupununi verlassen und ins brasilianische Exil gehen, und es sollten fünf Jahre verstreichen, bis er seine Heimat wieder sah. Viele Melvilles der älteren Generation sahen sie nie mehr. Die Glanzzeit der großen Rancher-Familien war vorüber.
Das Talglicht flackert. Terry schlürft seinen Tee, und in sein Schlürfen mischen sich die Schreie der Eulen und fernes Aufheulen eines Hundes. Terry ohne englischen Tee, das wäre fast so schlimm wie Terry ohne seine Rupununi.
„Vor einigen Jahren“, erzählt Terry, „ kamen ein paar Verwandte aus Georgetown auf Besuch, mit denen war ich bei Pirara fischen. Auf dem nächtlichen Weg zurück hatten wir mehrere Hügel zu überqueren, von denen man einen weiten Ausblick hat. Auf dem ersten Hügel sagten die bannahs zueinander: ‚Schau, die Lichter da hinten am Horizont – das ist Lethem!’ Ich daraufhin: ‚Entschuldigung, bannahs, das ist nicht Lethem, sondern Bonfim!’ Beim nächsten Hügel sahen sie wieder Lichter in der Ferne und riefen: ‚Schau, Lethem!’ Und ich: ‚Tut mir leid, bannahs, das ist nicht Lethem, sondern ein Savannenbrand!’ Sie sahen mich irritiert an. Ich: ‚Bannahs, seht ihr die dunkle Stelle zwischen dem Buschfeuer und Bonfim? Das ist Lethem!’“ So war es. In der ganzen Rupununi gab es bis 1999 keinen elektrischen Strom. Mit den Ranchern war auch die Chance auf Fortschritt jahrzehntelang verschwunden. Lethems benzinbetriebener Generator funktionierte nur wenige Stunden pro Tag. Erst der mit chinesischer Hilfe errichtete kleine Staudamm am Moco-Moco Creek erlaubte eine regelmäßige Energieversorgung Lethems und der umliegenden Siedlungen – doch schon seit Jahren sind die Generatoren mangels ausreichender Wartung nicht mehr in Betrieb.
Weitere Entwicklungsprojekte sind im Gange: Binnen kurzem soll eine Brücke über den Río Takutu, die Guyana und Brasilien miteinander verbindet, fertig gestellt werden. Dann wird Lethem endgültig aus seinem Dornröschenschlaf erwachen.
Sektenmissionare dringen inzwischen bis in entlegenste Teile der Savannen vor, WissenschaftlerInnen horchen im Auftrag der Pharmaindustrie die Amerindians aus. Wen wundert es da, dass manche Tuschaus (Häuptlinge) Fremde ohne Genehmigung nicht in ihren Dörfern dulden und sofort verjagen? Terry will umziehen, weg aus der Umgebung von Lethem, dem Fortschritt entgehen, ungestört sein in seiner Rupununi. Doch längst schon ist sie nicht mehr wirklich „seine“ Rupununi: Bereits 1998 erhielt Vannessa Ventures Ltd., ein kanadisches Bergbauunternehmen, vom guyanischen Staat Explorationsrechte für ein riesiges Gebiet, in dem Gold und Diamanten in großen Mengen vermutet werden. Teil dieses Gebietes ist die Rupununi. Die Suche nach El Dorado geht also weiter. Mittlerweile hat Vannessa Ventures mit der Ausbeutung der Bodenschätze begonnen.
Die Hunde heulen die ganze Nacht. Am nächsten Morgen perlt kühler Tau von den Gräsern der Savanne: Speichel der Sterne – so nennen ihn die Makushi in ihrer Sprache. „Sammle schon mal Feuerholz!“, ruft Terry seiner Frau Paulette* zu, um sich Mut zu machen, denn er möchte die Fischfalle kontrollieren, die er am Vorabend im Moco-Moco Creek gebaut hat. Er hofft auf einen reichen Fang: Ein Nachbar will gestern am Oberlauf des Baches Kutis und Yakatus gesehen haben. So eine Nachricht verbreitet sich schnell. Terry lacht Paulette an: „Hast du auch genug Salz für die Fische?“ Er spannt seine Brust und bahnt sich den Weg durch das Ufergebüsch am schwarzen Bach. Er weiß, seine Frau schaut ihm nach – stolz.
Doch die Fischfalle ist leer.

* Vornamen geändert

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