BOMBEN FÜR DIE YANOMAMI
Wie man ohne ein Problem zu lösen zwei neue schafft
Die Professorin Maria Helena Medina aus Venezuela schätzt die Zahl der illegal eingedrungenen “garimpeiros” aus Brasilien bereits auf etwa 50.000 (!). Versorgt werden sie nach ihren Angaben überwiegend per Flugzeug aus Brasilien. Indios der Region hätten allerdings erklärt, daß bereits vor einigen Jahren die ersten brasilianischen Goldsucher in ihrem Gebiet aufgetaucht seien.
Mehr noch als um die Yanomami fürchtet Venezuela angesichts der niedrigen Bevölkerungsdichte und der geringen Präsenz des Staates im südlichen Bundesland Amazonien um seine nationale Integrität. Die Invasion der Goldgräber wird als Teil einer expansiven Amazonas-Politik Brasiliens interpretiert, die zu “ernsten diplomatischen Problemen” führen kann.
So ist es Präsident Collor unter Mitwirkung von Umweltstaatssekretär José Lutzenberger gelungen, das Problem der illegalen Goldsucher auf das Yanomami-Gebiet Venezuelas auszudehnen, ohne es für Brasilien zu lösen. Dies hätte nämlich bedeutet, Alternativen zu finden; für die Goldsucher einerseits und für einen dauerhaften Schutz des Yanomami-Landes andererseits. So steht beispielsweise die rechtlich einwandfreie Festlegung des Yanomami-Gebietes durch den Staat noch immer aus.
Die in die Slums von Boa Vista geflüchteten Goldsucher zumindest werden zurückkehren und die Flugpisten instandsetzen, sobald die Öffentlichkeit ihre Augen abwendet und das Militär seine spektakulären Bombardements einstellt. Um das Überleben der Yanomami zu sichern, von denen seit der Invasion der “garimpeiros” vor 2 Jahren über 10% (!) an eingeschleppten Krankheiten und Hunger gestorben sind, müssen strukturelle Lösungen durchgesetzt werden. Daß der Völkermord an den Yanomami mit Militär-Aktionen à la Rambo nicht zu stoppen ist, müßte Umweltschützer Lutzenberger eigentlich klar sein.