Die neue grüne Landnahme
Eine kurze Bilanz aus zehn Jahren Waldschutz als Instrument gegen Klimawandel
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Lies den kompletten Artikel im Dossier “Green Grabbing und Bioökonomie”
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REDD+ in Lateinamerika
Milliarden von Euros wurden in den letzten Jahren in die Planung und Umsetzung von REDD+ gesteckt. Insbesondere die Weltbank und die Vereinten Nationen (über UN-REDD) finanzieren und beraten Länder des Globalen Südens in der Vorbereitung nationaler flächendeckender REDD+ Strategien und bei der Durchführung von Pilotprojekten. Die deutsche Regierung ist nach Norwegen größte Geldgeberin. UN-REDD listet 17 Partnerländer in Lateinamerika und der Karibik auf, bei der Forest Carbon Partnership Facility der Weltbank gibt es 18 registrierte lateinamerikanische REDD-Länder, bei dem „Forest Investment Programm“ der Weltbank sind es sechs. In diesen Ländern werden Berechnungen, Kartierungen, der Umbau der Umweltinstitutionen und -gesetzgebung vorgenommen und teilweise REDD-Testprojekte durchgeführt. Gleichzeitig gibt es seit ein paar Jahren viele private oder von Nichtregierungsorganisationen gegründete REDD-Projekte, die keinen UN- oder Weltbankstandards unterliegen und schon seit Längerem Waldgutschriften verkaufen.
Magdalena Heuwieser
Ablenkung von Ursachen der Waldzerstörung –
Kommentare aus Honduras
„REDD+ ist eine beschämende Initiative, die mit der Tatsache zu tun hat, dass wir die Wälder schützen, um den Ländern von Europa und Nordamerika ihr Recht zu gewährleisten, denselben Rhythmus des Konsums und der Verschmutzung beizubehalten.“
// Umweltaktivist Pedro Landa, CEHPRODEC
(Centro Hondureño de Promoción al Desarrollo Comunitario).
„Die REDD-Projekte sind eine andere Form, unsere Gemeingüter der Natur zu konzessionieren/privatisieren. Sie sind Bestandteil des großen transnationalen und privaten Interesses, neue ‚Ökosystemdienstleistungs‘-Märkte zu eröffnen. Sie setzen einen Preis auf unsere Wälder. […] Sie bedeuten einen Verlust der Möglichkeiten, die strukturellen Ursachen des Klimawandels in Angriff zu nehmen.“
Stellungnahme von COPINH
(Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras)
Die Inwertsetzung von Natur
Die ökonomische Bewertung der Wälder ist ein weiterer Grund, warum von indigenen Bewegungen teilweise großer Widerstand gegen REDD+ ausgeht. So stellt sich auch die honduranische Lenca-Organisation COPINH gegen die „Merkantilisierung der Wälder, der Natur und des Lebens, da der Wald nur hinsichtlich seiner Kapazität der Kohlenstoffdioxid-Aufnahme wertgeschätzt und verwertet wird“. Wie kann in einer CO2-Menge oder Geldsumme ausgedrückt werden, dass ein Wald für Lenca-Gemeinden lebensnotwendig und für kulturelle und spirituelle Praktiken unverzichtbar ist, dass es sich um komplexe Commons und nicht um eindimensionales „Naturkapital“ handelt? Mit REDD+ setzt sich immer mehr ein Naturverständnis durch, welches „Natur“ als ein außerhalb von uns stehendes Objekt konstruiert: Der Wald wird zur Senke, zur Bank und Ware, die quantifiziert, gemanagt, ausgebeutet und gehandelt werden kann. Diese neue Management- und Marketing-Logik, die mit REDD+ in indigene Gemeinden kommt, führt nicht unbedingt zu einem achtsameren Umgang mit der natürlichen Umgebung und kann sogar das Gegenteil bewirken.
Und wie soll der Wert bemessen werden? Die zeitlich verschobene Speicherkapazität und CO2-Freisetzung bei Wäldern ist kaum messbar. Je mehr Waldzerstörung erwartet wird, desto mehr Geld kann theoretisch über REDD+ verdient werden. Vieles lässt sich kaum beweisen: Ist der Waldschutz durch REDD+ zusätzlich oder wäre der Wald ohnehin nicht abgeholzt worden („Additionality“)? Wird statt des einen Waldes dann ein anderer Wald abgeholzt, führt REDD+ also nur zur räumlichen Verschiebung („Leakage“)? Kann überhaupt garantiert werden, dass der REDD+ Wald, der schon CO2-Verschmutzungsrechte verkauft, die Emissionsreduktionen überhaupt tätigt? Denn vielleicht gibt es in 15 Jahren schon lukrativere Pläne für das Gebiet oder der Wald brennt nach fünf Jahren ab („Permanence“)?
Magdalena Heuwieser