50 Jahre LN | Aktuell | Jubiläumsnummer 588 - Juni 2023 | LN

Eine Zeitschrift und so viel mehr!

Wie kommen die LN finanziell durch die nächsten 50 Jahre?

Die Redaktion

„Was ist wichtig?“ Mindestens 1.764mal wurde diese Frage in der wöchentlichen Redaktionssitzung gestellt, wenn es um die Themen für das nächste Heft der Lateinamerika Nachrichten ging. 50 Jahre und 588 Ausgaben, das hieß für uns in der ehrenamtlichen Redaktion auch 588 Wochenendschichten zur monatlichen Heftproduktion im Mehringhof in Berlin-Kreuzberg: vom Frühstück am Samstagmorgen bis zum Finden der letzten Kommafehler nachts um drei. Früher mit Schere, Klebstoff und den Rubbelbuchstaben von Letraset, heute in der Cloud und dem Layoutprogramm Scribus auf den Rechnern in der Redaktion und zu Hause.

Mehr als 1.000 Menschen haben sich in den letzten 50 Jahren an diesem Projekt der internationalen Solidarität beteiligt, wenn wir die eher geringe Zahl von 20 Korrespondent*innen und Redakteur*innen pro Jahr ansetzen. Wir vermuten aber: Es waren weit mehr. Manche sind seit über 30 Jahren dabei, andere haben einmalig einen Artikel geschrieben, übersetzt oder uns ohne Honorar ein Foto überlassen. Sie alle haben dazu beigetragen, dass wir jeden Monat unser Heft verschicken konnten.

Auf der anderen Seite gab und gibt es die Menschen, die LN lesen und auch abonnieren. In den Hochzeiten der internationalen Solidarität mit dem Projekt von Allende stieg 1973 die Auflage rasant von 200 hektografierten Exemplaren auf bis zu 6.000 gedruckten Heften. Gemeinsam waren Menschen damals auf der Suche nach einem anderen Modell von Demokratie, Solidarität und Ökonomie, in Chile wie in Deutschland. LN trug dazu bei, das große Bedürfnis nach Informationen darüber zu stillen. Eine Konkurrenz durch Online-Medien gab es damals noch nicht.

Die Medienwelt hat sich verändert und heute können wir von 6.000 Print-Abonnent*innen nur noch träumen. Unsere Reichweite ist aber trotzdem in den vergangenen Jahren sogar gestiegen. Denn um die wichtigsten Informationen schneller übermitteln zu können, als nur im monatlichen Rhythmus, haben wir unsere Homepage auf den Stand der Zeit gebracht und eine Präsenz in den Sozialen Medien aufgebaut. Als Redaktion bespielen wir mittlerweile auch Twitter, Instagram und Facebook. Es gibt einen Newsletter mit mehr als 1.000 Abonnent*innen und seit mehreren Jahren produzieren Mitglieder der Redaktion Podcasts zu aktuellen Themen (siehe S. 57). Unsere Live-Gespräche auf Twitter zu aktuellen Ereignissen in Chile und Brasilien hörten mehr als 3.600 Interessierte, der LN-Tweet zum versuchten Putschversuch in Brasilia 2023 wurde 94.000mal gelesen.

Die Einnahmen aus Abos reichen auf Dauer nicht aus

Die Lust auf Nachrichten aus Lateinamerika ist also ungebrochen. Und das monatliche, gedruckte Heft wird auch weiter das Herzstück unserer Redaktionsarbeit bei LN bleiben. Doch durch den veränderten Fokus der Lesegewohnheiten von Print hin zu Online sinken unsere Abozahlen dafür stetig, wenn auch glücklicherweise bisher langsam. Zwei hausgemachte Abokampagnen ließen sie zwar kurzfristig wieder ansteigen. Doch unsere größer werdende Online-Präsenz in Abonnements für das Heft zu übersetzen, ist fast unmöglich. Ein echtes Dilemma: Denn die Abos finanzieren den allergrößten Teil unsere Infrastruktur, die wir als ehrenamtliche Redaktion brauchen. Gleichzeitig wollen wir die Abopreise – Stichwort Solidarität – nur sehr ungern und so selten wie möglich erhöhen. Und kommerzielle Werbung (auch dafür gab es in den 50 Jahren natürlich Angebote, die wir aber immer abgelehnt haben) wird auch in Zukunft für uns nicht zur Diskussion stehen. Denn unsere Unabhängigkeit wollen wir uns auf jeden Fall bewahren.

Was also tun, wenn wir die Lateinamerika Nachrichten auch in den nächsten Jahrzehnten weiter in der gleichen Qualität für unsere Leser*innen produzieren möchten – online und offline? Das Herzblut in der Redaktion ist mehr denn je vorhanden: Bis auf unser Büro arbeiten nach wie vor alle von uns komplett ehrenamtlich an unserem geliebten Projekt.

Solidarisch in die nächsten 50 Jahre!

Für die Finanzierung der Infrastruktur werden aber auch wir auf Solidarität setzen müssen, denn nur die Einnahmen durch die Abos reichen auf Dauer dafür nicht aus. Deshalb brauchen wir jetzt und in Zukunft möglichst viele Menschen, die LN als gemeinnützigen Verein mit Spenden unterstützen – und das am besten regelmäßig. Denn nur durch diese zusätzliche Finanzierung werden wir unsere umfassende, kompetente und vor allem unabhängige Berichterstattung in den Lateinamerika Nachrichten auch in den nächsten 50 Jahren sichern können.

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