Chile | Musik | Nummer 528 - Juni 2018

JEDE MENGE BUENA ONDA

Sidi Wacho legt mit Bordeliko ein überzeugendes zweites Album vor

In Santiago de Chile trafen sieben Musiker aus unterschiedlichen Teilen der Welt vor drei Jahren aufeinander und gründeten mit Sidi Wacho ein Musik-Kollektiv, in dem sie ihre ganz verschiedenen Musikstile vereinen. Bereits Anfang 2016 veröffentlichten Sidi Wacho ihre erste Platte Libre. Seitdem hat sich die Konstellation des heute fünfköpfigen Kollektivs verändert und der Cumbiero Benjamin Rodriguez ersetzt den ehemaligen Sänger Juanito Ayala. Auch deswegen lassen sich auf Bordeliko kleine musikalische Veränderungen erkennen, so zum Beispiel die stärkere elektronische Basis mancher Lieder.

Von Susanne Brust


In Santiago de Chile trafen sieben Musiker aus unterschiedlichen Teilen der Welt vor drei Jahren aufeinander und gründeten mit Sidi Wacho ein Musik-Kollektiv, in dem sie ihre ganz verschiedenen Musikstile vereinen. Bereits Anfang 2016 veröffentlichten Sidi Wacho ihre erste Platte Libre. Seitdem hat sich die Konstellation des heute fünfköpfigen Kollektivs verändert und der Cumbiero Benjamin Rodriguez ersetzt den ehemaligen Sänger Juanito Ayala. Auch deswegen lassen sich auf Bordeliko kleine musikalische Veränderungen erkennen, so zum Beispiel die stärkere elektronische Basis mancher Lieder. Die Band schafft es jedoch, dabei nichts von ihrem einzigartigen Stil einzubüßen. Dieser entsteht vor allem durch ein Zusammenspiel von Elementen, die man so noch nicht zusammen gehört hat: Zu den Cumbia-Rhythmen und dem Gesang von Benjamin Rodriguez gesellt sich französischer Rap von Saïdou, der als Sohn algerischer Eltern in Frankreich aufgewachsen ist, peruanische Percussions mit teils karibischen Rhythmen sowie Akkordeon und Trompete mit Einflüssen vom Balkan.

Erstaunlich leicht fügen sich diese Elemente zusammen und sind plötzlich nicht mehr voneinander zu trennen. Es wird darauf geachtet, dass jeder Musiker mit seinem Stil mal mehr, mal weniger Raum bekommt. Während Bordeliko, das erste Lied der gleichnamigen Platte, und Sidi Wah wie eine Vorstellung der neuen Band als neues Ganzes funktionieren, werden in La Esquina, Te Gusta La Cumbia, Flores und Sigue vor allem die Percussions und Rodriguez Gesang betont. Aber auch der Rapper Saïdou hat überall seine Anteile. In Ya Janubi fügen sich in Zusammenarbeit mit dem algerischen Sänger Amazigh Kateb arabische Einflüsse nahtlos in das Album ein.

Trotz der guten Laune, die die fröhlichen Lieder verbreiten, schafft es Sidi Wacho auf Bordeliko gleichzeitig auch gesellschaftspolitische Themen anzusprechen. Grita Justicia und Saludo Revolucionario sind Beweise dafür, dass die Band sich in ihrer Musik solidarisch mit politischen Kämpfen weltweit zeigt und dazu motiviert, sich für eigene Rechte einzusetzen. Warum sich Sidi Wacho trotzdem nicht als politische Band bezeichnen will und was Bordeliko für sie bedeutet, erklären die beiden Sänger Saïdou und Benjamin Rodriguez im Interview in diesem Heft.

Das neue Album ist sowohl musikalisch als auch thematisch unglaublich vielfältig. Die meisten Fans hat Sidi Wacho aktuell in Frankreich und Chile, mittlerweile sind sie aber auch in Deutschland sehr beliebt. Live ist das vor allem eines: tanzbar. Zwischen kurzen politischen Statements und Zitaten (z.B. Emma Goldman: „If I can’t dance, I don’t want to be part of your revolution“) verstehen es die fünf, für einen politisch aussagekräftigen und gleichzeitig spaßigen Abend mit viel buena onda zu sorgen. Die Band spielt im Konzert mit ihren unterschiedlichen Identitäten, sodass die Reise durch ihre Musik gleichzeitig zu einer Reise durch verschiedene Orte wird, die trotzdem immer wieder zueinander finden und ein wunderbares Ganzes bilden. Dabei überzeugen nach wie vor auch die Songs vom alten Album. Den ganzen Sommer über sind Sidi Wacho noch auf Tour in Europa. Wer die Chance hat, sie live zu erleben, sollte sie auf jeden Fall ergreifen.

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