Gender | Nummer 279/280 - Sept./Okt. 1997

Schwerpunkt: Feminismus

LN

“Si la mujer no está, la democracia no va” – Ohne Frauen keine Demokratie, verkündeten chilenische Feministinnen. Wie anderswo auch, ist jedoch die politische, ökonomische und kulturelle Macht in Lateinamerika noch nach Jahrzehnten unterschiedlichster Formen der Frauenbewegung ungleich verteilt. Frauen haben wenig Einfluß- und Partizipationsmöglichkeiten in den Bereichen hoher politischer Verantwortung und Entscheidungsfindung, und sind – vor allem – im “Kleinen”, im Alltag, diskriminiert. Auf vielen unterschiedlichen Ebenen und in allen möglichen Organisationsformen setzen sie sich dagegen zur Wehr. Wir haben einige Ausschnitte dieser vielschichtigen lateinamerikan- ischen Frauenbewegung in unserem Schwerpunkt zusammengetragen.

Ana Maria Romero gibt einen Überblick über die Geschichte des lateinamerikanischen Feminismus, von den Auseinandersetzungen um das Frauenwahlrecht im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert über die Verbreitung der Diskussionen und Koalitionen von Frauenbewegung und sozialen Bewegungen bis hin zu einer Bestandsaufnahme der heutigen Situation, die von den Schwierigkeiten der Bildung innerfeministischer Allianzen gepräft ist.

Frauenquoten: eine Diskussion, die in Lateinamerika erst in den 90er Jahren so richtig in Schwung gekommen ist, während sich in Europa und den USA heute die Stimmung schon wieder stärker gegen Quoten richtet.

Silke Steinhilber wirft in ihrem Artikel einen Blick auf die Auseinandersetzungen um Frauenquoten in lateinamerikanischen Parlamenten und wirft frage auf, inwieweit die Diskussionen um Quoten der feministischen Bewegung auch Energie entziehen und so ihre Ziele schwächen.

“Sag mir, mit wem du gehst…” Rebeca Sevilla beschreibt die Geschichte der Lesbenbewegung in einer Gesellschaft, in der nicht nur konservative und religiöse Gruppen die lesbische Liebe als “unmoralisch, lasterhaft und schädlich für das soziale Leben die Gesundheit” anprangern.

Im Anschluß analysiert Gaby Schulte die Entwicklung der nicaraguanischen Frauenbewegung. Diese war erst stark durch die sandinistische Revolution geprägt, hat dann aber eigene Formen außerhalb der Parteistrukturen gesucht und gefunden.

“Wir können uns doch nicht von einer Frau führen lassen – und schon gar nicht, wenn sie schwarz ist”, wurde Delia Zamudio nach ihrer Wahl zur Gewerkschaftsführerin entgegengehalten. Im Gespräch mit ihr, einer schwarzen Peruanerin, Feministin und Gewerkschafterin, verdeutlichen sich biographisch manche Konflike und Schwierigkeiten von Frauen in der Realität des lateinamerikanischen Alltags.

Friederike Strack schließlich beschreibt die Bewegung der Prostituierten Brasiliens. Gesellschaftlich marginalisiert, kämpfen sie für die Anerkennung ihres Berufes, für Gesundheitsvorsorgung und Selbstbestimmung.

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