Weit davon entfernt ein Paradies zu sein
Eine Einführung in die Entwicklung der Karibik möchte James Ferguson mit seinem englischsprachigen Buch “Far from Paradise” geben Diesem Anspruch wird er mit seinem reichhaltig und gut bebilderten Band gerecht. Einführend räumt er mit bestehenden Karibik-Klischees auf, um danach über die Geschichte eine Brücke zur Gegenwart und Zukunft zu schlagen. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf der Entwicklung ab den 30er Jahren dieses Jahrhunderts. Dargestellt werden zum einen länderübergreifende Schwierigkeiten. Es wird die Problematik der Monokulturen, der Importabhängigkeit, der Armut und vor allem die zunehmende Einflußnahme der USA in militärischer und ökonomischer Hinsicht, thematisiert. Ein ganzes Kapitel widmet er den internationalen Konzernen. Anschaulich beschreibt er ihren Einfluß auf Landwirtschaft, Industrie, Tourismus und Bankwesen. Zum anderen zeichnet er anhand der vier Länder Jamaica, Grenada, Trinidad/Tobago und Haiti spezifische Entwicklungsszenarien nach. An Jamaica und Grenada werden die engen Spielräume für progressive Politikansätze deutlich. Jamaicas moderate Reformversuche unter Michael Manley (1972-80), inzwischen wieder amtierender Ministerpräsident, waren durch den ökonomischen Druck der USA und befreundeter Institutionen (IWF) ebenso zum Scheitern verurteilt wie die radikaleren Bemühungen in Grenada. Dort wurden 1983 politische Unruhen als Vorwand für eine militärische Intervention benutzt, um angeblich nordamerikanische Studenten zu schützen. Beleuchtet werden aber auch immanente Probleme der Karibik. Die Uneinheitlichkeit, begründet in der Vielfalt der Sprachen, Kulturen und Historien, ließ politische Integrationsbemühungen bisher scheitern. Dies zu ändern, darin sieht der Autor die Entwicklungsperspektive für die Karibik. Er macht überdies deutlich, daß jedes Entwicklungsvorhaben nur durch seine Verwurzelung in der Bevölkerung Erfolgsaussichten genießt. Abschließend gibt er den LeserInnen durch eine ausführliche Angabe von Informationsquellen verschiedenster Art (Bücher, Zeitschriften, Organisationen etc.) die Möglichkeit, ihr bei der Lektüre erworbenes Wissen nach Wunsch zu vertiefen. Für Karibik-Interessierte also ein lohnender Kauf, zumal die diesbezügliche LN-Berichterstattung bisher eher spärlich ausfiel.
James Ferguson: Far from Paradise, Latin American Bureau, London, 1990; Bezug: LN-Vertrieb, Gneisenaustraße 2, 1000 Berlin 61