„Man sagt nie auf Wiedersehen, man sagt ich liebe dich”
Die Costaricanisch-Mexikanische Sängerin Chavela Vargas ist gestorben
40.000 Liter Tequila und ein mehr als gelebtes Leben haben die gewaltige Stimme von Chavela Vargas nicht zerstören können. Seit über 70 Jahren verzaubert die „mexikanischste aller Nicht-Mexikanerinnen“ ihr Publikum auf beiden Seiten des Atlantiks mit populären Rancheras, kubanischen Boleros und herzzerreißenden Liebesliedern. Das traditionell machistische Liedgut Mexikos erhielt eine pikante Note, wenn die lesbische Chavela Vargas, mit langen Hosen, Revolver am Gürtel und in ihrem berühmten Poncho bekleidet, „Ponme la mano aquí Macorina“ („Leg deine Hand hierhin Macorina“) intonierte. Die ersten zwei Drittel ihres langen Lebens muten wie einer der in Mexiko so beliebten Banditenfilme der 40er Jahre an: Pistolenkämpfe, rauchige Kabaretts, schnelle Autos, schöne Frauen und, vor allen Dingen, viel Tequila. Zwölf Jahre lang konnte die vom Alkoholismus gequälte Künstlerin nicht auftreten. Mit Hilfe einiger Bewunder_innen und Freund_innen, unter ihnen das Künstlerinnenpaar Jesusa Rodríguez und Liliana Felipe sowie der spanische Regisseur Pedro Almodóvar, schaffte sie es, die Krise zu überwinden und 1992 ein Comeback zu feiern. Es folgten noch viele Plattenaufnahmen, die Mitarbeit in Almodóvars Film El Flor de mi secreto („Mein blühendes Geheimnis“), Auftritte im Pariser Olympia, der Carnegie Hall in New York und, vor allen Dingen in Madrid, wo sie den Musikpreis Premio Latino de Honor entgegennahm. Einen Monat vor ihrem Tod reiste Chavela Vargas noch nach Spanien, um dort ihre letzte Plattenaufnahme La Luna grande („Der große Mond“) zu präsentieren, die dem Dichter Federico García Lorca gewidmet ist. Am 5. August hat sie im Alter von 93 Jahren für immer das Mikrofon aus der Hand gelegt. Es bleibt ihr reiches Erbe von 80 Aufnahmen und der bekannte Schauer, den ihre raue Stimme unseren Rücken herunterlaufen lässt.