Chile | Nummer 464 - Februar 2013

Mapuche fordern Entschuldigung

Gipfeltreffen endet mit einem Forderungskatalog der Mapuche an die chilenische Regierung

Das aktuelle Treffen von Mapucheaktivist_innen und Regierungsvertreter_innen drehte sich um die militarisierten Zonen in den Mapuchegebieten, die Forderungen nach Selbstverwaltung und die ausbleibende Entschuldigung seitens der Regierung für jahrhundertelange Übergriffe auf die Mapuche. Inwieweit die Forderungen der Indigenen umgesetzt werden, bleibt erst einmal offen.

Alina Rodenkirchen

Vertreter_innen der Mapuche haben auf einem aktuellen Gipfeltreffen eine Entschuldigung der Regierung für die Repression gegen sie gefordert. Die Regierung, die ebenfalls eingeladen war, um über die aktuelle Situation in der südchilenischen Region La Araucanía zu sprechen, blieb dem Treffen jedoch weitgehend fern. Lediglich zwei Landeshauptmänner der Provinzen Cautín und Malleco, Miguel Mellado und Erich Baumann, wurden als Beobachter zu dem Gipfel entsandt.
Ferner kamen etwa 600 Mapuche der verschiedenen indigenen Regionen und Repräsentant_innen unterschiedlicher indigener Organisationen. Aucan Huilcamán vom Rat aller Gebiete forderte die Regierung auf, über bereits bestehende Verträge zwischen Mapuche und Regierung zu sprechen. Er bezieht sich damit auf die Verträge von 1823 und 1825, in denen der chilenische Staat das Volk der Mapuche anerkennt.
Jüngst hatten hohe Regierungsvertreter_innen und auch Präsident Sebastian Piñera mit der Militarisierung der indigenen Gebiete auf einen tödlichen Brandanschlag reagiert, bei dem Anfang Januar ein chilenisches Großgrundbesitzer-Ehepaar in der Araucanía ums Leben kam. Die Regierung kündigte an, das Anti-Terror-Gesetz aus der Zeit der Diktatur Pinochets anzuwenden
Die Indigenen präsentierten eine zehn Punkte umfassende Liste mit den Ergebnissen ihrer Debatten. Sie lehnen die militärische Besetzung der Zone ab und fordern einen Abzug der Polizeikräfte aus denjenigen indigenen Gemeinden, die Landrechtsstreitigkeiten mit Großgrundbesitzer_innen und Unternehmer_innen haben. Sie missbilligen auch die Anwendung des Anti-Terror-Gesetzes und des Gesetzes zur Inneren Sicherheit, für einen Dialog mit der chilenischen Regierung seien sie jedoch offen. Übergriffe des chilenischen Staates auf die indigenen Gemeinden erfolgen schon seit mindestens 130 Jahren auf brutalste Art und Weise, sodass eine offizielle Entschuldigung seitens der chilenischen Behörden ausstehe. Weiterhin soll eine Entschädigung in Form von Geld und Land an die Mapuche durch den chilenischen Staat erfolgen. Die Mapuche fordern außerdem, dass eine Kommission die bestehenden Verträge prüft. Sie erheben den Anspruch auf eine indigene Selbstverwaltung vom Fluss Bío Bío bis in den Süden Chiles und auf die offizielle Anerkennung der Mapuche als Volk in der chilenischen Verfassung. Der chilenische Innenminister Andrés Chadwick hat die Mapuche zu einem runden Tisch geladen.
Einige Vertreter_innen der Mapuche stehen jedoch dem Treffen im Allgemeinen und den Forderungen im Besonderen kritisch gegenüber. Die Forderungen auf dem Gipfel hätten bereits zu Beginn festgestanden, bemängelte der junge Mapuche Danko Marimán von der indigenen Partei Wallmapuwen. Er forderte von den Organisator_innen einen Dialog mit Studierenden, Frauen, anderen indigenen Organisationen, den Mapuche aus den Städten, der chilenischen Gesellschaft und der Mapuche-Partei. Marimán ist mit dem Selbstverwaltungsmodell, das Aucan Huilcamán propagiert, nicht einverstanden. Es manövriere die Mapuche in ein „selbst erschaffenes Ghetto“. Marimán plädiert für eine Selbstverwaltung, welche alle Einwohner_innen des Territoriums einschließe – im Sinne eines plurinationalen Staates.


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