Mehr Lateinamerika im Programm der 60. Berlinale
2009 gewann mit La teta asustada nicht nur ein peruanischer, sondern auch ein thematisch und filmisch sehr ungewöhnlich-experimenteller Film den Goldenen Bären der Berlinale. Dieses Jahr ist die Filmauswahl nicht so gewagt. Sie konzentriert sich auf die drei großen Filmländer Lateinamerikas: Argentinien, Brasilien und Mexiko. Nur zwei kolumbianische Produktionen stechen heraus.
Im Wettbewerb der 60. Berlinale ist der Subkontinent sogar nur mit einer Produktion vertreten. Der argentinische Film Rompecabezas („Puzzle“) von Natalia Smirnoff erzählt die Geschichte von María del Carmen, einer 50-jährigen Hausfrau aus einem Mittelschichtsvorort von Buenos Aires. María hat eine besondere Gabe: sie ist Meisterin im Puzzlen. Sie lernt den 60-jährigen Roberto kennen, der bei der Puzzle-Weltmeisterschaft in Deutschland teilnehmen will. Gemeinsam ergeben sie ein unschlagbares Duo.
Im Gegensatz zum Wettbewerb scheinen die anderen Festival-Sektionen, allen voran die Sektion Generation das „Coming-of-Age“-Potenzial Lateinamerikas entdeckt zu haben. Generation 14plus zeigt neben den in dieser Ausgabe besprochenen Filmen Te extraño, eine mexikanisch-argentinische Co-Produktion des Regisseurs Fabián Hofmann. Hierin geht es um Javi, dessen älterer Bruder Adrián im Argentinien der 1970er Jahre bei einer Untergrundbewegung aktiv ist. Als Adrián plötzlich verschwindet, wird Javi von seinen Eltern nach Mexiko ins Exil geschickt. In der gleichen Sektion läuft Os Famosos e os Duendes da Morte („The Famous and the Dead“). Der brasilianisch-französische Film von Esmir Filho erzählt die Geschichte von einem Jungen ohne Namen, der sich mehr in einer virtuellen und Drogen umnebelten Welt als in „der Realität“ bewegt.
Im Forum gibt es die spanische Produktion Fin („End“) vom argentinischen Regisseur Luis Sampieri zu sehen. Darin wird die Geschichte von Iker Ana und Ramia erzählt, die sich über das Internet kennen gelernt haben und deren erstes Treffen auch ihr letztes sein soll. Außerdem wird in einem Special Screening Glauber Rochas Klassiker Antonio das Mortes (O Dragão da Maldade contra o Santo Guerreiro) gezeigt.
Im Hauptprogramm des Panorama läuft Fucking Different São Paulo von Rodrigo Diaz Diaz. Daneben gibt es eine weitere argentinische Produktion: In Por tu culpa von Anahí Berneri geht es um die junge Mutter Julieta, die von der Aufgabe überfordert ist, den Alltag ihrer Familie zu meistern. Als ihr Sohn Teo sich verletzt und ins Krankenhaus kommt, glaubt der Arzt einen Fall von familiärer Gewalt zu erkennen.
Einer der Themenschwerpunkt im diesjährigen Panorama Special ist die Vergangenheit im Spiegel der Gegenwart. Hier ist Bróder von Jeferson De zu sehen, der die Geschichte dreier Freunde in einer brasilianischen Favela erzählt. Panoroma Dokumente zeigt die spanische Produktion Cuchillo de Palo von Renate Costa, der die Schwulenverfolgung während der Diktatur in Paraguay thematisiert.
Last but not least zeigt die Sektion Kulinarisches Kino den Dokumentarfilm Bananas!*. Der schwedische Film zeigt die Machenschaften des Bananen-Multis Dole und dessen Behandlung der Bananen-ArbeiterInnen in Nicaragua auf