Musik | Nummer 409/410 - Juli/August 2008

Rebellion und Spaß dabei

Die spanische Band Amparanoia kommt im Juli mit ihrem neuen Album Seguiré caMinando nach Deutschland

Luis Montilla, Übersetzung: Evelyn Wagner

Nach zwölf Jahren intensiver Arbeit verwöhnt uns die spanische Band Amparanoia mit ihrem neuen musikalischen Abenteuer. Die Doppel-CD mit dem Titel Seguiré caMinando umfasst die Arbeit eines ganzen Jahrzehnts (1996-2006) und liegt nun in einer Sammeledition vor. Die erste CD beinhaltet ausgewählte Lieder des Konzerts, das Amparanoia 2006 in Barcelona gegeben hat; die Zweite überrascht mit einer Mischung von seltenen und einigen bisher unveröffentlichten Liedern. Die DVD präsentiert neben dem Konzert in Barcelona eine 60-minütige Dokumentation, die uns unter dem Titel Antes de hoy den Werdegang der Band illustriert.
Der Schluss der CD fällt mit der Abschiedstournee der Gruppe BYE BYE Tour 08 zusammen, mit der sie Spanien und andere europäische Länder bereisen werden. Am 26. Juli kommt Amparanoia nach Deutschland, wo wir ihre Musik in Berlin im Rahmen des Festivals Pop D´Europe genießen können.
Amparanoia ist ein Wortspiel bestehend aus dem Namen der Sängerin und gleichzeitig Gründerin der Band, Amparo Sánchez und dem Wort paranoia. 1995 kam Sánchez nach Madrid in den Stadtteil Lavapies, wo 1996 die Idee von Amparanoia entstand. In diesen ersten Jahren lernt sie den Sänger Manu Chao kennen, mit dem sie bereits in verschiedenen Projekten zusammengearbeitet hat und zu dem eine enge Freundschaft besteht.
Die Band hat seitdem einen langen Weg zurück gelegt. Hinter ihr liegen fünf CDs, mehr als 2000 Konzerte weltweit und der Preis des BBC Radio 3 World Music Awards für die beste europäische Gruppe 2005. Von El Poder de Machín (1997) bis La Vida Te Da (2006) hat die Band außerdem Feria Furiosa (1999), Somos Viento (2003) und Rebeldía con alegría (2004) herausgegeben.
Die Beziehung der Gruppe zu Lateinamerika geht weit zurück: Als Amparo 2001 Mexiko D.F. besuchte, um dort eine Reihe von Konzerten zu geben, schließt sie sich der zapatistischen Protestbewegung (Marcha del color de la Tierra) an. Der Gipfel der Bewegung wird später in einem Diskurs der Zapatistenkommandantin Esther vor dem mexikanischen Nationalkongress erreicht. Die Reise Amparos hinterlässt Spuren in der Arbeit der Künstlerin, die beeindruckt ist von der „Aufrichtigkeit“ der „Schlichtheit und den Forderungen des zapatistischen Kampfes.“
Wieder in Spanien, widmet sie der Bewegung die CD und das Lied „Somos viento“ (Lied Nummer 3 der ersten CD). Vier Jahre später reist Amparo nach Chiapas und erfährt persönlich von der Region mit ihren Menschen, ihrer Kultur und ihrem Kampf. Sie tritt mit den zapatistischen Autoritäten und den Juntas de Buen Gobierno in Dialog, assistiert Bildungsträgern beim Unterrichten und führt Interviews mit dem Radio Insurgente, dem Sender der Zapatistischen Armee Nationaler Befreiung (EZLN), der „Stimme derer ohne Stimme“. Durch seine heimlichen Sendungen aus den Bergen versucht der Sender der EZLN, die Indigenen zu informieren und ihnen eine Stimme zu geben.
Die Dokumentation Somos viento (2005, Pau Itare und Quim Fuster) ist die Verfilmung von Amparos Tagebuch dieser Reise.
Ihr politischer Einsatz geht jedoch weiter. Am 2. Juni des vergangenen Jahres war sie beim von Attack organisierten Konzert Move Against G8 in Rostock zu sehen. Außerdem beteiligte sie sich an solidarischen Kampagnen für das Volk der Westsahara und engagiert sich stark im Rahmen von feministischen Kämpfen und für die Rechte von Prostituierten.
Die lateinamerikanischen Rhythmen, die Amparanoias Musik und Texte durchfluten und von Bolero, Salsa, Reggae und Cumbia zum Flamenco reichen, schaffen Freude sowie Lust und Energie für den Kampf für Gerechtigkeit. Einer ihrer Schlachtrufe drückt genau diese Wirkung aus: „Rebeldía con alegría!“ („Rebellion mit Freude!“).

Amparanoia // Seguiré caMinando // Broken Silence // Hamburg 2008

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