Sterben muß, wer an Götzen rührt.

Am 16.November 1989 wurden sechs Mitglieder der Jesuitenkommunität in San Salvador, allesamt Professoren und Seelsorger an der zen­tralamerikanischen Universität (UCA), darunter der Rektor Ignacio Ellacuría, sowie die Haushälterin und deren Tochter von einem – wie inzwischen feststeht- Kommando der salvadorianischen Armee brutal ermordet. Das Institut “Monseñor Romero” mit seiner Biblio­thek und unersetzliche Quellensammlungen wurde dabei vollständig verwüstet.
Der Befreiungstheologe Jon Sobrino, Mitglied dieser Jesuitenge­meinschaft, wäre gleichfalls unter den Toten gewesen, hätte er nicht eine Lehrverpflichtung im Ausland gehabt. Nun schreibt er sich von der Seele, was die Nachricht von diesem Massaker in ihm ausgelöst hat. Er stellt dar, was jeder seiner sechs Brüder und die beiden Frauen mit ihrer Arbeit und ihrem Glauben verkörperten und worin sie lebendig bleiben werden.Er reflektiert ihre Ermor­dung im Zusammenhang mit dem Tod weiterer 70 000 Salvadorianer­Innen in den letzten anderthalb Jahrzehnten: Warum müssen so viele unbekannte Arme und ihre Verteidiger wie Erzbischof Romero und nun seine Jesuitenbrüder sterben ? – Er kommt zu dem Schluß, daß es letzlich die “Götzen des Todes” – Geldgier, Kapitalinteressen und Machterhalt um jeden, aber auch jeden Preis – sind, die solche Menschenopfer fordern und verschlingen.
Pater Ellacuría und seine Mitbrüder haben mitgearbeitet an dem aufrüttelnden dritten Kairosdokument: “Der Weg nach Damaskus – Kairos und Bekehrung”. Am 16. November 1989 haben sie es als Mär­tyrer mit ihrem Leben bezahlt. Jon Sobrinos Buch läßt sich auch als Kommentar des Damaskuspapiers lesen. Für Christen im konzilia­ren Prozeß und theologisch interessierte Menschen ein sehr zu empfehlendes Buch.

Jon Sobrino: Sterben muß, wer an Götzen rührt. Das Zeugnis der ermordeten Je­suiten in San Salvador, Fakten und Überlegungen. Edition Exodus: Freiburg 1990 ISBN.3-905575-04-3

Newsletter abonnieren