„A través de los años me transformé:
fui santa, fui bruja, fui puta más no me callé, no me callé!
Soy fuerte y guerrera, yo soy, más no me callé, no me callé!”
(Lied des Ma(g)dalena Netzwerk)
Während der Kolonisation aus Europa strömend, wurden Frauenbilder und deren Unsichtbarmachung im öffentlichen Raum weitergegeben. Dieser Einfluss wurde durch Religion wie das Christentum verbreitet. Heute finden wir diese stark mit dem modernen Gesellschaftsnormen verwachsen. Das ist mit ein Grund für die Namensgebung des Ma(g)dalena Netzwerks. Die Existenz von Magdalena wird bis heute als Prostituierte interpretiert oder gar komplett geleugnet. Im Geschlechter Binarismus ist die über ihre Sexualität wissende Magdalena als Sünderin verurteilt und Maria als die heilige Jungfrau gefeiert. Erst 2016 wurde Maria Magdalena von Papst Franziskus den Aposteln gleichgestellt und damit erstmals ihre Rolle als Schriftstellerin anerkannt. Das Anliegen Schweigen zu brechen wird in Liedern, Theaterstücken und dem Ma(g)dalena Manifest deutlich. Zum Beispiel erinnert das Ma(g)dalena Anastasia Kollektiv mit der Metapher „Schrei der Anastasia” an die Mundmaske der versklavten Prinzessin Anastasia. Sie sollte mit dieser zum Schweigen gebracht werden, damit sie mit ihrer Intelligenz ihre Mitstreiter*innen nicht zum Widerstand bringen konnte. Der Schrei der Anastasia und der Ma(g)dalenas möchte 2017 in Berlin gehört werden.
Das internationale Ma(g)dalena Netzwerk wurde 2010 mit dem „Theater der unterdrückten Frauen Laboratorium“ in Rio de Janeiro und Berlin gegründet. Weitere Treffen fanden in Brasilien, Guinea-Bissau, Mosambik und Indien im selben Jahr statt. 2011 und 2013 wurde das Ma(g)dalena-Lab in Argentinien und Europa multipliziert. In La Paz, 2014 und in Matagalpa, Nicaragua, 2016 wurden Ma(g)dalena Netzwerk Treffen während dem Encuentro Latinoamericano del Teatro del Europeo umgesetzt. In Puerto Madryn, im argentinischen Patagonien wurde das 1. internationale Ma(g)dalena Festival realisiert. 2017 treffen sich über 100 Frauen aus Brasilien, Guatemala, Argentinein, Mexiko, Guine Bissau und Europa zum II internationalen Ma(g)dalena Theater der unterdrückten Frauen Festival in Berlin. Das Programm beinhaltet Forumtheater, legislatives Theater, Performance Diskussionsrunden und Interventionen im öffentlichen Raum. Der Fokus des Festivals richtet sich auf „Nein heißt Nein“ und steht im Kontext des neuen Gesetz, dass in Deutschland im November 2016 verabschiedet wurde. 2011 unterschrieben rund 40 Länder auf der Europäischen Kommission ein Nein heißt Nein Gesetz zu verabschieden. Madalena Berlin debattiert in dem legislativen Theaterprojekt „Nein heißt Nein“ die Bedeutung des Neins einer Frau und hinterfragt warum so oft dieses Nein als ein verführerisches Spiel, Entscheidungsunfähigkeit oder gar als ein Ja interpretiert wird.
Das Theater der Unterdrückten (TdU) ist eine ästhetische Methode, die den Anspruch hat, die Gesellschaft zu transformieren. Das TdU entspringt der Pädagogik der Unterdrückten entwickelt von dem Brasilianer Paulo Freire und wurde 1970 von dem Brasilianer Augusto Boal als politisches Mittel mit revolutionärem Anspruch gegründet. In den 90er Jahren wurde von der UNESCO das TdU als Method of Social Change anerkannt, heute gibt es in über 80 Ländern Praktizierende der Methode.Die Verschmelzung von Politik und Kunst wird von der Brasilianerin Bárbara Santos, die in Berlin lebt und die künstlerische Direktorin des Theater der unterdrückten Frauen (TdUF) ist mit dem Begriff des Artivismus definiert. Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Artikulation des Widerstands gegen diverse Unterdrückungsmuster. Personen, die als Frauen sozialisiert sind praktizieren auf vier Kontinenten in Magdalena Kollektiven Artivismus. Bereits sieben Jahre besteht das Anliegen der Mitglieder einer globalen Gesellschaft, in dem transnationalen Theater der unterdrückten Frauen-Netzwerk durch Feminismus und Theater, Strukturen aufzubrechen. Im Rahmen des Artivismus der Ma(g)dalenas werden anhand von Forumtheater, Performance und Aktionen, Geschichten von Frauen auf die politischen Machtmechanismen übertragen und im öffentlichen Raum zur Debatte gestellt.
Die Methoden des TdUF stellen einen Raum dar, in dem gewohnte Lebensformen und Geschlechterungleicheitsverhältnisse, die den Alltag bestimmen, transformiert werden können. Diese Theaterpraxis der Ma(g)dalenas beinhaltet ein Transformationspotential, welchem wir während dem Festival gemeinsam, die Zuschauer*innen und Schauspielerinnen Teil werden. Im Forumtheater wird die Barriere zwischen Schauspieler*innen und Zuschauer*innen aufgelöst indem wir alle zu Zuschauspieler*innen der erprobten Revolution auf der Bühne werden.
Aus unserer Perspektive als Ma(g)dalenas müssen Maßnahmen ergriffen werden und Feminismus aktiv im Alltag praktiziert werden. Wir sind der Meinung, dass eine universelle Form des Feminismus, eine Feminismus Definition oder eine Feministin zu sein nicht universell definierbar ist. Die Anwendung von Feminismen im Plural erfasst diese Diversität des Feminismus und erwägt eine Überlagerung, die sich in unserem Netzwerk wieder spiegelt. Wir sind Frauen verschiedener Herkunft, Alter und mit unterschiedlichen Geschichten von denen wir gegenseitig anlehnend an die Idee von Intersektionalität voneinander lernen. Unsere feministische Vision von sozialer Veränderung und Gerechtigkeit hat eine kollektive Kraft. Unterdrückung ist ein gesellschaftliches Phänomen, dass in sozial bedingten Unterdrückungsstrukturen wie Rassismus und Sexismus verankert ist. Unterdrückung entsteht durch politische Verhältnisse und Machtbeziehungen für die wir mit allen Teilnehmer*innen nach Alternativen suchen.
Magdalena als ein transnationales Frauennetzwerk bildet sich aus dem Echo der Frauenbewegungen heraus und findet sich in der Methode des Theater der Unterdrückten wieder. Unsere Verflechtungsbeziehungen prägen unsere antirassistischen und intersektionalen Perspektive eines Feminismus woraus wir die Notwendigkeit erkennen, politische Räume zu schaffen, in denen gemeinsame Kämpfe existieren können. Gemeinsam versuchen wir Interventionen über die eigene Sozialisation hinaus im Rahmen des patriarchalen System zu analysieren, sowie Handlungsmacht und Rechte durch politische Aktivität zu erlangen.
In diesem Sinne sagen wir Nein heißt Nein ! Für eine Ende der Gewalt an Frauen!
Wir sehen uns bei dem II. Internationale Ma(g)dalena Festival in Berlin von 13. – 17. September gemeinsam. Wir freuen uns auf euer kommen!
Madalena Berlin