Musik | Nummer 523 - Januar 2018

DER REBELLION NICHT MÜDE

15 Jahre nach ihrer Gründung legen Che Sudaka ihr neues Album Almas Rebeldes vor

 

Von Nina Ißbrücker, Lyudmila Vaseva

Als „punk reggae party“ bezeichnen die Musiker von Che Sudaka ihren eigenen Stil. Und unter diesem Motto steht auch das neue Album der Band aus Barcelona (siehe LN Interview). Die meisten Stücke darin sind nicht neu: Es enthält viele bekannte Klassiker wie „Mentira Polítika“, „La risa bonita“ oder den Titelsong „Almas Rebeldes“. Jedoch ist das Album weit ab von einem schnell zusammengewürfelten Best-of Album, für das sich Künstler*innen entscheiden, wenn sie plötzlich knapp bei Kasse sind. Almas Rebeldes verfolgt mit viel Aufmerksamkeit für jedes Detail ein Gesamtkonzept: In neuen Versionen eingespielte, alte Stücke sind mit neuen Liedern bewusst aufeinander abgestimmt. Jeder Song geht flüssig in den nächsten über, sodass Übergänge manchmal gar nicht zu merken sind.

Bei vielen Liedern sind andere Musiker*innen zu Gast: So etwa der deutsche Ska- und Reggae-Künstler Dr. Ring Ding, die ehemalige Frontfrau der Band Amparanoia Amparo Sánchez oder Manu Chao. Mit manchen der Künstler*innen haben Che Sudaka schon häufiger zusammengearbeitet und wurden von ihnen in ihrem musikalischen Werdegang beeinflusst. Viele der Features sind aber auch zum ersten Mal dabei und geben den Liedern einen ganz neuen Charakter.

Almas Rebeldes ist, sowie auch die bisherigen CDs von Che Sudaka, ein politisches Album. Es handelt von sozialen Bewegungen und Protest, Polizeigewalt und Repression, sozialer Ungleichheit und fehlendem Vertrauen in Politik und Staat. Vor allem die Themen Saatgut und bäuerliche Autonomie stehen im Mittelpunkt und werden von Anfang bis Ende des Albums immer wieder angesprochen. Der Aufruf zum Widerstand („almas rebeldes levántense“) zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album. Sogar das CD-Cover, das von dem Künstler Pablo Kalaka entworfen wurde, spiegelt diese Nachricht wider und ist Aussagen der Band zufolge eine Hommage an alle Bäuerinnen und Bauern, welche für sie die Hoffnung auf eine bessere Welt repräsentieren.

Dieser ernsthafte Charakter wird aufgelockert von Stücken, die die Freude am Leben feiern, wie etwa „La risa bonita“ oder „El libro de los abrazos“. Mal haben die Songs mehr Cumbia- oder Rumba-Rhythmen, mal geht es rockiger zu, öfters sind Hip-Hop Elemente dabei. Das ganze Album wirkt sehr energisch, die neuen Auflagen der Klassiker sind meist schneller und werden durch elektronische Komponenten dem neueren Stil der Band angepasst. Die Musik von Che Sudaka lässt sich noch immer schwer in feste Genres einordnen und hat sich über die Jahre zu einem ganz eigenen Stil mit verschiedenen Einflüssen entwickelt. Gesungen wird auf fünf Sprachen, überwiegend auf Spanisch, aber auch Portugiesisch, Französisch, Englisch und Kibunda.

Almas Rebeldes reißt einen beim Hören mit und regt zum Tanzen, zum Abschalten, aber auch zum Nachdenken an. Es ist ein rundes und sehr gelungenes Album einer Band, die sich seit ihrer Gründung immer weiterentwickelt hat und sich kontinuierlich neu ausprobiert. Diesen Prozess mit zu verfolgen und sein vorläufiges Ergebnis auf diesem Album zu erleben macht Spaß – und vor allem bekommt man Lust auf mehr von dieser Band, die auch nach 15 Jahren nicht müde wird, sich und die Welt immer wieder neu erfinden zu wollen.

 

Che Sudaka // Almas Rebeldes // Cavernícola Records // Barcelona // November 2017 // www.chesudaka.com

Che Sudaka touren Anfang 2018 durch Europa: 25.01 Heidelberg (Halle 02) // 27.01 Freiburg (Jazzhaus) // 28.01 Frankfurt aM (Nachtleben) //30.01 Marburg (KFZ) // 31.01 Stuttgart (Universum) // 01.02 Karlsruhe (Substage) // 02.02 Erlangen (E-Werk) // 03.02 München (Feierwerk) // 13.02 Leipzig (NaTo) // 14.02 Hannover (Mephisto) // 15.02 Hamburg (Fabrik) // 16.02 Berlin (SO36) // 17.02 Köln (Gebäude 9) // 07.03 Coblenz (Cafe Hahn) // 13.03 Aachen (musikbunker) // 14.03 Bochum (Bahnhof Langendreer) // 15.03 Bremen (Lagerhaus) // 16.03 Lübeck (Treibsand)

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