Easy-living auf Jamaica
Peter-Paul Zahl – ein neuer B. Traven?
Der schöne Mann
Im ersten Krimi schildert Zahl den Zusammenhang von Gewalt und Politik auf der Karibikinsel. Der “schöne Mann”, der tot an einem Strand gefunden wird, ist James DoubletroubleFehler: Referenz nicht gefundenGunmenFehler: Referenz nicht gefundenRuffneckFehler: Referenz nicht gefundenines Freundes Prento, seiner Geliebten Valerie und seiner Sekretärin Donna nur wenig Mühe, den Fall zu lösen.
Nichts wie weg
Der Aufhänger für den zweiten Krimi ist der Sextourismus. Fraser erhält den lukrativen Auftrag, die reiche Erbin Mrs. Dexter aufzuspüren. Die hatte sich nach ihrer Ankunft auf Jamaica einen Rent-a-dreadFehler: Referenz nicht gefunden ein paar Tagen zur illegalen Arbeit in die USA gefahren ist, hat Fraser “dicke Eier”. Für Fraser ganz unerwartet – sie ist doch schon lange scharf auf ihn – hält Donna ihn noch einige Tage hin, seine Qual kennt kaum noch Grenzen. Donna wartet allerdings nur auf ihre fruchtbaren Tage, sie kann sich nichts schöneres vorstellen, als von Fraser geschwängert zu werden. Natürlich erledigt Fraser auch diese Aufgabe mit Bravour!
Sex and Crime
Hatte man beim ersten Buch noch das Gefühl, daß es sich tatsächlich um einen Krimi handelte, ist der plot im zweiten Buch völlig untergeordnet. Zweifelsohne, Peter-Paul Zahl kann gut und witzig schreiben, doch er vergißt – vor allem beim zweiten Buch -, die eigentlichen Geschichten zu entwickeln. Wer einen guten Krimi erwartet, wird enttäuscht. Frasers Fälle sind nur Beiwerk, im Mittelpunkt steht sein “easy-living” Dennoch wird Zahl sei_nem Anspruch, “eine Sitten_schilderung von unten zu brin_gen, die Ge_sellschaft in ihren Strukturen zu zeigen” durchaus gerecht – auch wenn die sozial_kritischen Abschnitte manchmal etwas aufgesetzt wirken. Nervig ist allerdings – Vor allem im zweiten Buch, die Dauergeilheit (fast) aller Personen. Wo die erotischen Szenen vielleicht Sinnlichkeit und Spaß am Sex beschreiben sollen, wirken sie eher wie der Versuch, die Vorlieben einhändiger Leser zu befriedigen.
Peter-Paul Traven?
Unverständlich ist auch der bei jeder Gelegenheit von Peter-Paul Zahl geäuerte Anspruch, mit seinem Krimizyklus ein “jamaicanischer B. Traven” werden zu wollen. Ist es Eitelkeit oder PR-Strategie, daß er selbst diesen Anspruch im Voraus und öffentlich erhebt?
B. Traven war das – gut gehütete – Pseudonym des Anarchisten Ret Marut, der nach der Niederschlagung der Münchner Räterepublik 1919 aus Deutschland floh und nach vielen Jahren in Mexiko landete, wo der Großteil seiner Romane und Erzählungen spielt. (Insbesondere der sechsbändige Chiapas-Zyklus hat durch den Aufstand der ZapatistInnen neue Aktualität gewonnen.)
Dabei gibt es durchaus Parallelen zwischen Ret Marut/B. Traven und Peter-Paul Zahl. Ret Marut konnte sich einem Hinrichtungskommando der Freikorps nur durch Flucht entziehen. Zahl verließ Deutschland nach einem langen Knastaufenthalt. Beide sind Anarchisten und in ihren Büchern ist beiden die Sympathie für Paul Lafargues Forderung nach einem “Recht auf Faulheit” anzumerken.
Es bleibt zu hoffen, daß Peter-Paul Zahl seinem Privatdetektiv Fraser einmal die Chance gibt, einen spannenden Kriminalfall zu lösen. Der nächste Krimi erscheint im Frühjahr 1995, Thema ist Anbau und Export von Ganja (Marihuana).
Peter-Paul Zahl: Der schöne Mann u. Nichts wie weg, jeweils 24,80 DM, Berlin 1994, Verlag Das Neue Berlin, ISBN 3-359-00746-8