Literatur | Nummer 558 - Dezember 2020

LYRIK AUS LATEINAMERIKA

Ein Gedicht von María Ester Alonso Morales

Von Gedicht: María Ester Alsonos Morales, Übersetzung: Caroline Kim

 

De dónde vengo y a dónde voy

Me preguntan siempre
de dónde vengo
qué edad tengo
qué hago aquí
y adónde voy.

A veces siento
que no es simple curiosidad,
si quieres saber de verdad
te diré que:

vengo del vientre
de mi madre
voy donde me lleva
mi intuición
y sigo siendo una niña
en mi interior.

No hay vallas
muros ni fronteras
que me detengan,
cruzo el océano
con mi imaginación.

Subo los Andes
para tocar el cielo
no tengo miedo
mi hogar es
el mundo entero.



Woher ich komme und wohin ich gehe

Sie fragen mich immer
woher ich komme
wie alt ich bin
was ich hier mache
und wohin ich gehe.

Manchmal fühle ich
dass es nicht bloße Neugier ist,
wenn du es wirklich wissen willst
werde ich dir sagen:

ich komme aus dem Bauch
meiner Mutter
ich gehe dahin,
wo meine Intuition mich hinführt
und in meinem Innern
bin ich immer noch ein Kind.

Es gibt weder Zäune
Mauern noch Grenzen
die mich aufhalten,
ich überquere den Ozean
mit meiner Vorstellungskraft.

Ich erklimme die Anden
um den Himmel zu berühren
ich habe keine Angst
meine Heimat ist
die gesamte Welt.

María Ester Alonso Morales, geboren 1974 in Argentinien, ist Anwältin und Menschenrechtsaktivistin. Seit 2006 lebt sie in Hamburg. Dort gewann sie 2013 den ersten Preis beim Literaturwettbewerb El Butacón. Sie hat vier Gedichtbände veröffentlicht, zuletzt erschien Hermanatria (2020) in Ko-Autorinnenschaft mit Alejandra Szir und herausgegeben von Pixel Editora. Alonso Morales‘ Poesie handelt vom Leben zwischen zwei Welten und von ihrer ganz persönlichen Erinnerungsarbeit als Tochter von Opfern der argentinischen Militärdiktatur. Zu diesem Thema gab sie den LN bereits ein Interview (siehe LN 557).

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