Literatur | Nummer 572 - Februar 2022

LYRIK AUS LATEINAMERIKA

Ein Gedicht von Carla Renata

Von Carla Renata, Übersetzung: Lucia Fuchs

Illustration: Joan Farías Luan

2

la casa de campo
la casa de playa
la casa de otros
estaban allí
en el patio

no sé
si en el sur
crecerán membrillos
las parras cubrirán
tantos espacios

infancia que sucede en un tronco
manos astilladas
tierra incrustada entre las uñas
que recorren los dientes a punto de caer

mi madre espantaba los gatos
la máquina no dejaba de zurcir

qué grande me parecía el barrio
copa de un árbol sin nombre
la piscina huele a cloro
noches de verano
parches de bicicleta
para que no huya el agua

qué difícil volver a niña
a estos árboles
donde cae fruta verde
en tierra madura


2

das landhaus
das strandhaus
das haus der anderen
waren dort
im innenhof

ich weiß nicht
ob im süden
quitten wachsen
reben bedecken wohl
so viele räume

kindheit die in einem stamm verläuft
splittrige hände
erde die unter fingernägeln hängt
die über zähne fahren kurz vorm ausfallen

meine mutter verscheucht die katzen
die maschine hörte nicht auf zu stopfen

wie groß mir das viertel erschien
eine baumkrone ohne namen
das schwimmbecken riecht nach chlor
sommernächte
fahrradflicken
damit das wasser nicht entweicht

so schwer wieder zum kind zu werden
zu diesen bäumen
wo die grüne frucht
auf reife erde fällt

Carla Renata, geboren 1995 in San Bernardo, Chile, ist Aktivistin und Buchhändlerin in der Begegnungsstätte und Buchhandlung Proyección. Sie war Mitglied der Poesiewerkstatt „Poetizar y pensar“ (Dichten und denken) von Nadia Prado (2017) und der Lesewerkstatt „Ingreso de lo político en el poema“ (Einzug des Politischen in das Gedicht) von Julieta Marchant (2020).


Lucia Fuchs (Übersetzung) hat Lateinamerikanistik in Berlin und Lima studiert und promoviert an der Freien Universität Berlin.

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