Literatur | Nummer 574 - April 2022

LYRIK AUS LATEINAMERIKA

Ein Gedicht von Diego Alfaro Palma

Von Diego Alfaro Palma, Übersetzung: Laura Haber

Illustration: Joan Farías Luan

Pequeñas ampolletas de colores

hasta que encontramos una voz para decir lo que falta
la palabra es un ticket de ida y vuelta
es la máquina a lo que realmente tememos
en Quintay había un puerto ballenero
y las montañas se deshacían cada verano
tú habrás pensado en cómo silba el viento en los pinares
la tierra sacudida a contrapelo hasta su desgaste
en Quintay una vez entré a una habitación con luces y espejos
que imitaban el cielo donde nací
la pureza de esa imagen no la encuentro en este punto
nada es posible de ser asegurado en torno a las corrientes que nos envuelven
bajo el océano se escucha avanzar el canto de las ballenas


Kleine Farblichter

bis wir eine Stimme finden um zu sagen was fehlt
ist das Wort ein Hin- und Rückfahrschein
die Maschine was wir wirklich fürchten
in Quintay gab es einen Walfanghafen
und Sommer für Sommer verblassten die Berge
du wirst dich schon gefragt haben wie der Wind in den Kiefernhainen pfeift
die Erde durchgerüttelt gegen den Strich bis sie rissig wird
in Quintay trat ich einmal in ein Zimmer voller Lichter und Spiegel
die den Himmel abbildeten unter dem ich geboren bin
die Klarheit dieses Bildes kann ich darin nicht finden
sicher zu sein was die uns einhüllenden Winde betrifft ist unmöglich
der nahende Gesang der Wale ertönt aus der Tiefe des Ozeans

Diego Alfaro Palma (*1984 in Limache, Chile) ist Autor u. a. der Gedichtbände Litoral Central, Tordo und Paseantes, von Mandarinas, Crónicas de la primavera negra chilena (zu den Protesten in Chile 2019) und von Trabajos voluntarios (Essays). Für Tordo wurde er 2015 mit dem Premio Municipal de Santiago und die Übersetzung ins Englische 2018 mit der Auswahl der Academy of American Poets ausgezeichnet. Zurzeit lebt er auf dem Land, fährt Fahrrad und kümmert sich um seinen Gemüsegarten.


Laura Haber ist Übersetzerin aus dem Spanischen, Portugiesischen und Französischen. Als Redaktionsmitglied des Literaturmagazins alba.lateinamerika lesen betreute sie zuletzt die frankophonen Beiträge und deren Übersetzungen. 2022 ist sie Projektleiterin der Latinale mit dem Fokus Translator’s Choice II.

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