WASSER STEHT FÜR VERLANGEN UND TOD

Foto: © Aurora Dominicana


Eine französische divenhafte Schauspielerin, ein vertrauenswürdiger, doch zugleich skeptischer Produzent und ein schicksalergebener Kameramann sind die Protagonist*innen dieser einzigartigen Geschichte. Diese so verschiedenen und dennoch eng miteinander verbundenen Charaktere tun sich zusammen, um das Filmprojekt ihres verstorbenen Freundes Jean-Louis Jorge – dem eigentlichen Regisseur – zu vollenden, welches aus verschiedenen und verworrenen Gründen niemals beendet werden konnte. Das Projekt wird nach und nach von neuen Ideen vereinnahmt, besonders von Vera, der Schauspielerin, die sie durchzusetzen versucht, aber auch gleichzeitig vergisst. Es ist vor allem die intensive Beziehung der drei, aufgewirbelt durch den Auftritt einer vierten Person, die die Zuschauer*innen von der ersten Minute an in ihren Bann schlägt. Sie verstehen sich gut, respektieren sich und stehen füreinander ein. Sie kennen sich von früher, wissen genau, wie die anderen in ihrer Jugend waren und lernen sich nun als Erwachsene erneut zu schätzen. Als sich bei den Dreharbeiten jedoch eine Reihe von Zwischenfällen ereignet, die einem Bela Lugosi-Film entstammen könnte, wirkt es fast so, als ob diese der eigentliche Grund der unverhofften Wiedervereinigung wäre.

© Aurora Dominicana

Derweil präsentiert sich Santo Domingo als einflussreicher und für die Handlung inspirierender Ort, gar als intensives Spiegelbild der Emotionen der Figuren: es kübelt wie aus Eimern, es trieft aus allen Ritzen, das kalte Nass fällt vom Himmel und durchnässt die Menschen, welche in Lagunen und Becken schwimmen. In dieser nassen, aber majestätischen Szenerie spielt der Film, in dem die Kamera keine einzige Aufnahme aus der Luft zeigt. Genau das aber stellt eine Bereicherung dar: Die permanente Feuchtigkeit zieht uns in einen fast lüsternen Sog. Das treibende Verlangen zwischen den Charakteren, verdeutlicht durch eindrückliche Nahaufnahmen ihrer Körper, lässt die Frage nach einem roten Faden in der Erzählung aufkommen. Und danach, wie das alles enden soll.

© Aurora Dominicana

Wie eine Anleitung zum Träumen erscheint dieser Spielfilm der Regisseur*innen Laura Amelia Guzmán und Israel Cárdenas. Ihnen ist die Hommage an den dominikanischen Filmemacher Jean Louis Jorge gelungen, welcher durch gewagte Filme wie La serpiente de la luna de los piratas und Cuando un amor se va in den siebziger Jahren Berühmtheit erlangte.

Tango und Cabaret der siebziger Jahre, kombiniert mit den sinnlichen Klängen des Bandoneons und antiken Filmbildern voller Pailletten wecken die Neugierde und machen La fiera y la fiesta noch interessanter. Die Schauspieler*innen, sowohl Geraldine Chaplin als auch Udo Kier, bewegen sich auf der Leinwand wie Fische im Wasser. Genauso wie von ihren Regisseur*innen gewollt. Es ist ein Film über das Filmen, nur dieses Mal ohne vorheriges Proben.

 

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