Comandante Benetton
Vor allem: Nichts daran ist überraschend. Als Luciano Benetton vor ein paar Monaten in Kuba die ersten Benetton-Läden für Dollar-TouristInnen auf der Insel eröffnete, kündigte er seinen GastgeberInnen bereits an, daß er Kuba in seine nächste Werbekampagne integrieren wolle. Nicht ohne Stolz meldete Radio Havanna dies der Welt am 22. Januar 1993. Wenn die Kubaner dabei an Strand, Palmen und schöne Frauen dachten – selber Schuld. Das kann doch jeder. Aber das Bollwerk des Sozialismus himself für sich werben lassen, ein köstlicher Streich, wie der Olle da konzentriert wie’n Kind in blöden Colors-Heftchen blättert, grandios, und oliv ist schließlich auch ‘ne Farbe, ein klasse Coup und dazu noch ganz umsonst.
Na, fast ganz umsonst. Luciano Benetton hatte im Januar Fidel ein Geschenk mitgebracht, ein Mountainbike aus Benetton-Produktion; er hatte zitierfähig beteuert: “Ich bewundere sehr die jüngste Epoche der kubanischen Geschichte”; und dem Kommunistischen Jugendverbands-Chef Robertico Robaina versprach er, mal anständigen Stoff für die nächsten Hemden mit Revolutionsaufdruck rüberzuschieben. Schmeicheleien aus der Portokasse. Und Fidel revanchierte sich mit Pathos bis zur Peinlichkeit: “Wie Kolumbus” einen neuen Kontinent entdeckt habe, so erobere Benetton neue Märkte…
Während Castro dergestalt den italienischen Modezar als wohltätigen Konquistadoren empfang und seine Glasperlen zur solidarischen Gabe verklärte, schrieb ein so nüchternes Blatt wie die Züricher “Weltwoche” (28.1.93): “Eine Falle? Wirbt demnächst auch Castro in seiner ewiggrünen Uniform für die Vereinigten Farben von Benetton?” Ja, er tut’s, as was to be expected. (Was ist das nur für’n Gusano-Deutsch!? d. Säzzerin) Und wenn mensch Benettons Palette zynischer Katastrophen-Plakate kennt, ist er damit noch recht glimpflich davongekommen.